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Der Marshal ist eine Lady

Der Marshal ist eine Lady

Titel: Der Marshal ist eine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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verlassen. Aber wir haben gar nicht genug Personal für eine solche Maßnahme.«
    »Danke, dass Sie sich um mich Sorgen machen«, erwiderte Eugenia. »Aber das ist unnötig. Ich würde jede Art von Bewachung ohnehin ablehnen. Ich wäre nämlich verwundbarer, weil ich mit einem ständigen Klotz am Bein mehr auffallen würde als allein. Außerdem bin ich ein großes Mädchen. Ich habe es bis zum US Marshal gebracht, Gentlemen. Um das zu erreichen, musste ich die gleichen Anforderungen erfüllen wie jeder männliche Bewerber. Dass ich über die entsprechenden Fähigkeiten verfüge, habe ich schon in meiner Zeit als Pinkerton-Detektiv bewiesen.«
    »Es war unsere Pflicht, Sie zu warnen«, entgegnete Marshal Gettinger und lehnte sich zurück.
    »Warnung verstanden«, bestätigte Eugenia militärisch knapp. Sie schenkte sich Kaffee nach. »Berichten Sie mir lieber über Lassiter. Ich bin zu seiner Verstärkung hier.« Sie grinste. »Er weiß es nur noch nicht.«
    Farnum und Gettinger wechselten einen Blick, verzichteten aber auf einen Kommentar.
    »Er hält sich auf der C-Ranch auf«, erklärte Farnum vielmehr.
    »Bei Louisa McCafferty?« Eugenia bemühte sich, ihre Bestürzung zu verbergen.
    »In der Tat«, bestätigte der County Sheriff. »Er will von dort aus die Lage sondieren und eine Taktik entwickeln, wie man gegen Harris und seine Horden vorgehen kann.«
    Eugenia nickte versonnen. »Ich frage mich allerdings, warum bislang noch niemand auf die Idee gekommen ist. Wie ist es möglich, dass Banditen in aller Öffentlichkeit leben wie freie Bürger und außerdem noch ihre Geschäfte mit Indianerrebellen machen?«
    »Nicht einmal die Armee hat sich bislang zu einem Einsatz aufschwingen können«, antwortete Farnum scharf. »Wie soll ich da mit meinen drei Deputys etwas ausrichten? Und ein Aufgebot kriege ich nicht zusammen. Auch mit Bills Unterstützung funktioniert das nicht. Kein Mensch in Sheridan meldet sich freiwillig gegen Harris und seine Übermacht.«
    »Wie stark ist diese Übermacht?«, erkundigte sich Eugenia.
    »Genau bekannt ist das nicht. In seinem sogenannten Fort kommen ständig neue Leute hinzu, aber es wandern auch viele ab. Meine persönliche Schätzung liegt bei hundert Outlaws, wobei ich die Huren und das sonstige Personal nicht mitrechne.«
    Eugenia hatte eine Zahl in dieser Größenordnung erwartet. »Wann haben Sie zuletzt versucht, die Armee anzufordern?«
    »Vor einem Monat«, antwortete Farnum. »Und davor immer wieder, in monatlichen Abständen. Die immer gleiche Auskunft lautet, die Armee leide unter ihrer reduzierten Stärke und müsse sich ganz auf die Aufgabe konzentrieren, die Indianerrebellen zu bekämpfen.«
    Eugenia schüttelte verständnislos den Kopf. »Wenn man den Rebellen den Nachschub an Waffen und sonstigem Gerät abschneiden würde, indem man Harris und seine Bande ausradieren würde, hätte man schon die halbe Aufgabe bewältigt.«
    »Diese Erkenntnis scheint aber bis zur Armeeführung noch nicht durchgedrungen zu sein«, ließ sich Marshal Gettinger vernehmen.
    »Gibt es ein Telefon in Sheridan?«, fragte Eugenia.
    Die beiden Männer sahen sie verwundert an.
    »Im Post Office«, antwortete Robert B. Farnum.
    Eugenia nickte nur. Sie wollte keine großspurige Ankündigung machen und den Eindruck erwecken, dass sie durch ein Ferngespräch mit dem Justizministerium und dem Kriegsministerium etwas ausrichten konnte. Sie würde es versuchen, noch an diesem Vormittag. Vielleicht klappte es, wenn sie darauf hinwies, dass sie gemeinsam mit Lassiter gegen Harris und seine Outlaws im Einsatz war. Möglicherweise hatte Lassiters Wort in Washington mehr Gewicht als das ihre.
    Sie ließ sich den Weg zu einem Mietstall beschreiben, der vom Hotel aus am schnellsten zu erreichen war. Kurze Zeit nachdem der County Sheriff und der Town Marshal gegangen waren, brach auch Eugenia auf. Sie brauchte ein Pferd, denn in einem weitläufigen Gebiet wie dem Sheridan County musste man beweglich sein. Natürlich hatte sie nicht vor, irgendjemandem auf die Nase zu binden, weshalb sie unbedingt zur C-Ranch reiten wollte.
    Einerseits musste sie Lassiter treffen und ihm klarmachen, dass er sie als Partnerin brauchte. Andererseits wollte sie ihre Konkurrentin Louisa McCafferty kennenlernen, um abschätzen zu können, wie schnell sie ihr Lassiter ausspannen konnte.
    ***
    Der Inhaber von »Egan’s Livery Stable« war ein krummbeiniger alter Ire mit einer schlohweißen Mähne und listigen grauen Augen im

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