Der Maskenball
vereinbart, dass er Nero für einige Zeit bei sich aufnehmen würde. Nun bat sie ihre Freundin, sich um das Haus und die Hunde zu kümmern und die Hühner zu füttern.
Zia wollte von ihr auf den Arm genommen werden. Als
Darcy das von schwarzen Locken umrahmte Gesicht ihrer Tochter betrachtete, krampfte sich ihr Magen zusammen. Mit dem olivfarbenen Teint, den dunklen Augen und der klassischen Nase sah Zia genauso aus wie ihr Vater. Darcy barg das Gesicht in ihrem Haar und atmete tief ihren frischen Duft ein.
Verzweifelt versuchte sie, sich zusammenzureißen, denn sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
"Benito ist zweimal hier gewesen, um nach dir zu fragen", informierte Karen sie und übertönte damit Zias munteres Geplapper. "Was hat das alles zu bedeuten? Du gehst nach Italien?"
"Frag lieber nicht", erwiderte Darcy ausdruckslos. "Ich war gerade bei der Bank. Der Filialleiter hat erklärt, er wäre kein Spieler."
"Das hätte ich dir auch so sagen können."
"Er meinte, wenn ich in sechs Monaten tatsächlich erben würde, sähe es anders aus, aber er könne mir auf Grund reiner Spekulationen momentan keinen Kredit mehr geben."
"Das tut mir wirklich Leid ..." Karens Augen funkelten jedoch vor Neugier. "Aber würdest du mir vielleicht verraten, woher die protzige Limousine und der Hubschrauber kommen?"
"Die gehören Luca."
"Stille Wasser sind tief. Komisch, normalerweise neigen die Leute mehr zum Über-als zum Untertreiben. Hatte Nina doch Recht? Hat er dich geheiratet, um einen britischen Pass zu bekommen?" hakte Karen stirnrunzelnd nach. "Warum diese Geheimnistuerei? Er ist doch kein Krimineller, oder?"
Wenn Luca tatsächlich kriminell wäre, hätte ich ihn verhaften lassen können, dachte Darcy hilflos. Aber das hätte ihr auch nichts genützt. Egal, wie er sich ihr gegenüber verhielt, sie musste sechs Monate bei ihm bleiben. Bei der Vorstellung, dass er womöglich ganz aus ihrem Leben verschwinden könnte, wurde ihr übel, und das entsetzte sie noch mehr.
"Darcy?" fragte Karen.
"Unser Ehevertrag enthielt eine Vertraulichkeitsklausel. Ich würde dir sonst gern alles erzählen", log Darcy, weil niemand wissen sollte, wie dumm sie gewesen war, "aber ich kann nicht.
Kannst du dich während meiner Abwesenheit um das Haus kümmern?"
"Natürlich. Ich werde solange darin wohnen. Mach nicht so ein Gesicht, Darcy. Die sechs Monate sind schnell rum."
Doch vielleicht würde die Versicherungsgesellschaft schon viel früher ihr Forderungsrecht geltend machen. Obwohl sie, Darcy, die dringendsten Schulden mit dem Geld hatte
begleichen können, das sie von Karen für das Pförtnerhäuschen bekommen hatte, war sie immer noch einige Monate mit den Zahlungen im Rückstand.
Darcy fuhr mit Zia zum Haus. Als sie ausstiegen, kam Luca heraus und sah sie wütend an.
"Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?" fuhr er sie an.
Zia ließ sich dadurch nicht beirren und lief auf ihn zu.
Schließlich war sie mit einem Großvater aufgewachsen, der jeden angeschrieen hatte. Sie streckte Luca einen Fuß entgegen.
"Guck mal... hübsch", sagte sie.
"Accidenti..." Widerstrebend richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie.
"Wenn du Frieden willst, musst du ihre Söckchen bewundern."
"Wie bitte?" fragte er schroff.
"Zia ..." Darcy streckte ihrer Tochter die Hand entgegen.
Doch Zia machte einen Schmollmund, denn sie war es nicht gewohnt, nicht beachtet zu werden.
"Du auch hübsche Söckchen?" fragte sie Luca mit einem aggressiven Unterton.
"Nein, habe ich nicht!" stieß er entnervt hervor.
Prompt füllten ihre Augen sich mit Tränen, und sie
schluchzte auf.
Darcy nahm sie auf den Arm, um sie zu trösten. "Du bist wirklich ein Mistkerl", fuhr sie ihn an. "Sie ist ein kleines Kind
... Und falls du glaubst, ich würde mit jemandem nach Italien gehen, der meine Tochter so behandelt, bist du verrückt!"
Als er merkte, dass sogar Benito, der in einiger Entfernung unbehaglich stehen geblieben war, ihn entsetzt ansah, wurde Luca rot und folgte Darcy ins Haus.
"Es tut mir Leid ... Ich bin den Umgang mit Kindern nicht gewohnt", gestand er steif.
"Das ist keine Entschuldigung."
"Böser Mann!" brachte Zia zwischen zwei Schluchzern hervor.
"Schon gut, Schatz." Darcy strich ihr über die zerzausten Locken.
"Du könntest wenigstens versuchen, ihr zu widersprechen ..."
"Sie würde merken, dass ich lüge."
Seine Entschuldigung und die Erkenntnis, dass er gerade eine Lektion erhalten hatte, stimmten sie jedoch milde. Daher ging Darcy
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