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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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die Seele eines räuberischen Geiers, doch schon früh in unserer Bekanntschaft war ich in der Lage gewesen, sein gieriges Naturell etwas zu zügeln. Mehr als einmal hatte ich es mit Hilfe meiner unnatürlichen Beeinflus- sung geschafft, ihm einen heiligen Schrecken einzujagen, und er verwandte viel Sorgfalt darauf, jede noch so kleine Bitte, die wir an ihn richteten, exakt zu befolgen, als sei sie ein schriftlicher Befehl vom König höchstpersönlich. Dafür passten wir genauestens auf, unseren Vorteil nicht zu missbrauchen, um keine unwillkommene Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.
    In diesem Fall bestand die Bitte darin, uns ein sicheres Geleit für das Vieh, welches ich auf dem Schiff nach England mitnehmen würde, zur Verfügung zu stellen. Er sollte dafür sorgen, dass alle Rinder ohne Zwischenfall an Bord kämen. Solch eine Unternehmung war höchst ungewöhnlich, doch es war für mich unumgänglich dies zu tun, so dass es mein Gewissen nicht besonders schwer belastete, einen Offizier des Königs anzustiften, für eine solche Aufgabe meinen Privatbeauftragten zu spielen. Nur er besaß genügend Autorität, um das Vieh vor anderen zu schützen und dafür zu sorgen, dass auch sein Futter für die Reise sicher ans Ziel gelangte.
    Außerdem grenzte die Vorstellung, gutes Vieh aus dem Lande auszuführen, obwohl sich auf der einen Seite die britische Armee und die Söldner befanden, und auf der anderen die Rebellen, wobei alle von ihnen hungrig wie Wölfe nach frischem Rindfleisch waren, an Wahnsinn. Doch ich würde mich auf der Reise ernähren müssen, und dafür benötigte ich einen Vorrat an Tierblut. Ich hoffte, ein Dutzend Tiere wäre mehr als ausreichend für meinen bescheidenen Appetit, da ich durchaus nicht plante, in irgendwelchen unnatürlichen Anstrengungen wie dem Fliegen oder der Auflösung zu schwelgen, während ich mich an Bord befand. Meine einzige wirkliche Sorge bestand darin, dass die Tiere eine Ozeanreise möglicherweise nicht überlebten. Nun, wenn sie alle stürben, dann sei es so. Ich stand, damit ich nicht verhungerte, dem Trinken von menschlichem Blut nicht ablehnend gegenüber, wenn die Umstände mich zu einer solch extremen Maßnahme zwangen.
    Vater und ich hatten uns viele Gedanken darüber gemacht, wie wir es anstellen sollten, die Tiere zu transportieren, und die Angelegenheit sorgfältig geplant. Unter uns gesagt, es wurden Gebühren (und Bestechungsgelder) bezahlt, Dokumente wurden ausgestellt, gestempelt, und es wurde ihnen ein unzweifelhaft legales Aussehen verliehen, auf eine Art, welche nur ein erfahrener Anwalt erfinden konnte. Schließlich hatten wir von den Dienern Seiner Majestät, welche dafür verantwortlich waren, ehrbare Reisende zu behindern, die Erlaubnis, ein Dutzend Färsen nach England zu transportieren, angeblich zu dem Zwecke, sie von erstklassigem Vieh decken zu lassen, das der Fonteyn-Seite der Familie gehörte. Das, was lediglich getan werden musste, war, wie uns vom ersten Beamten, dem wir begegneten, erklärt wurde, in England einen Bullen zu kaufen und ihn herzubringen, womit wir unsere Ausgaben bei dem geschäftlichen Unternehmen reduzieren würden. Ich hatte den Burschen und all die anderen, welche ihm nachfolgten, davon »überzeugt«, nicht mit uns zu diskutieren, sondern einfach die Arrangements zu treffen, wie wir es wünschten und ohne nachzufragen.
    Nichts davon war sehr leicht gewesen, aber es besteht eine große Genugtuung in der Vollendung einer schwierigen Aufgabe. Vielleicht würde ich diese besondere Genugtuung wieder spüren, sobald wir in England an Land gingen, so Gott wollte.
    »Gezähmt oder nicht, ich werde nicht leichten Herzens sein, bis ich das Ergebnis seiner Arbeit mit eigenen Augen sehe«, meinte Vater.
    Seine Stimme klang in meinen Ohren merkwürdig, da sie einen seltsamen Beiklang von Anspannung aufwies, der mir keineswegs gefiel. »Was ist los, Sir?«
    Er dachte lange nach, bevor er antwortete, so schien es mir zumindest, als ich auf die Antwort wartete. Er zuckte leicht mit den Schultern und lächelte fast, ein Gesichtsausdruck, welcher dem, den Elizabeth kürzlich mir gegenüber aufgesetzt hatte, bemerkenswert ähnlich sah. »Ich sollte es dir sagen, das weiß ich sehr wohl, und ich hoffe, dass du mir vergeben kannst, wenn ich den anderen Sorgen, die du mit dir herumträgst, eine weitere hinzufüge.«
    »Sorge?«
    Seine erhobene Hand hielt mich davon ab, ihm noch mehr Fragen zu stellen. Er stieß das Fenster weit auf. »Komm mit

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