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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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eingestellt.«
    Wassili war auf dem Weg zurück zu seinem Stuhl; plötzlich blieb er stehen und drehte sich um; die Tasse hielt er reglos in seiner Hand. »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Daß Voroschin zu pragmatisch war, um…«
    »Nein«, unterbrach Taleniekov. »Vorher. Das Geld sollte nicht dazu benutzt werden, Vermögen zurückzugewinnen, oder…?«
    »Neue aufzubauen. Du mußt wissen, Wassili, den Männern im Exil wurden große Summen zur Verfügung gestellt.«
    Taleniekov hob die Hand. »›Neue aufzubauen««, wiederholte er. »Es gibt viele Methoden, um ein Glaubensbekenntnis zu verbreiten. Bettler und Verrückte tun es in den Straßen, Priester von ihren Kanzeln, Politiker von Rednertribünen aus, aber wie verbreitet man ein Glaubensbekenntnis, das einer Überprüfung nicht standhalten würde? Wie bezahlt man dafür?« Wassili stellte die Tasse auf den kleinen Tisch neben seinem Sessel. »Man tut beides anonym, benutzt die komplizierten Methoden und Prozeduren einer existierenden Struktur. Einer, in der ganze Regionen als separate Einheiten operieren, voneinander getrennt und doch durch eine gemeinsame Identität zusammengehalten. Wo enorme Summen täglich bewegt werden.« Taleniekov ging zu dem Schreibtisch zurück, beugte sich darüber und stützte die Hände auf die Kante. »Man tätigt den nötigen Kauf! Man kauft den Sitz der Entscheidung! Dann gehört einem die Struktur, man kann sie benutzen!«
    »Wenn ich dir folgen kann«, sagte der Gelehrte, »sollte das von Matarese hinterlassene Geld aufgeteilt und dazu benutzt werden, die Teilnahme an riesigen, bereits etablierten Unternehmungen zu erwerben.«
    »Genau. Ich suche am falschen Ort – Entschuldigung, dem richtigen Ort, aber im falschen Land. Voroschin ist entkommen. Er verließ Rußland wahrscheinlich schon lange Zeit, bevor er das wußte, weil die Romanows ihn vernichteten, ihn seines Wohlstands beraubten und jede finanzielle Aktion, die er unternahm, beobachteten. Hier war er beeinträchtigt… und später war die Art von Investitionen, die sich Guillaume de Matarese vorstellte, in der Sowjetunion verboten. Begreifen Sie denn nicht, er hatte keinen Grund, in Rußland zu bleiben. Seine Entscheidung wurde lange vor der Revolution getroffen; deshalb haben Sie nie von ihm im Exil gehört. Er wurde jemand anderer.«
    »Du irrst, Wassili. Sein Name stand auf der Liste der zum Tode Verurteilten. Ich habe ihn doch selbst gesehen.«
    »Aber Sie sind nicht sicher, daß Sie ihn auch später gesehen haben, in der Liste jener, die tatsächlich hingerichtet wurden.«
    »Das waren so viele.«
    »Das ist es ja, was ich sage.«
    »Aber er stand doch mit der provisorischen Regierung von Kerenski in Verbindung, seine Schreiben sind aktenkundig.«
    »Leicht versandt und archiviert.« Taleniekov stieß sich von dem Schreibtisch ab. Sein Instinkt sagte ihm, daß er der Wahrheit nahe war.
    »Gibt es denn für einen Mann wie Voroschin eine bessere Möglichkeit, seine Identität zu verlieren, als im Chaos einer Revolution? Der Mob war außer Kontrolle geraten, es dauerte Wochen, bis wieder Disziplin einzog. Absolutes Chaos. Wie leicht es doch gewesen sein muß.«
    »Du stellst die Dinge zu einfach dar«, sagte Mikovsky. »Obwohl eine Zeitlang Chaos herrschte, reisten doch Beobachtergruppen durch Stadt und Land und schrieben alles auf, was sie sahen und hörten. Nicht nur Fakten, sondern auch Eindrücke, Meinungen und Interpretationen dessen, was sie miterlebten. Die Akademiker bestanden darauf, denn es war ein Augenblick in der Geschichte, der sich nie wiederholen würde; sie wollten keinen Augenblick verlieren, wollten nicht, daß irgend etwas vergessen wurde. Alles wurde aufgeschrieben, gleichgültig, wie unangenehm es war. Das war eine Form der Disziplin, Wassili.«
    Taleniekov nickte. »Warum meinen Sie, bin ich hier?«
    Der alte Mann beugte sich vor. »Die Archive der Revolution?«
    »Ich muß sie sehen.«
    »Das ist leicht zu fordern, aber schwer zu erfüllen. Die Anweisung dazu muß aus Moskau kommen.«
    »Wie wird sie übermittelt?«
    »Durch das Ministerium für kulturelle Angelegenheiten. Ein Mann wird von dem Leningrader Büro herübergeschickt, der die Schlüssel für die Räume bringt. Hier gibt es keinen Schlüssel.«
    Wassilis Blick wanderte zu den Papierstapeln auf Mikovskys Schreibtisch. »Ist dieser Mann ein Archivar? Ein Gelehrter wie Sie?«
    »Nein. Nur ein Mann mit einem Schlüssel.«
    »Wie oft wird eine solche Bewilligung erteilt?«
    Mikovsky

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