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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Schuld zu begleichen, ehe man ihn irgendwo in der Umgebung von Grasnov in Pension schickte.
    Er hatte nach Prag geschworen, das zu tun; die Botschaft war ganz klar gewesen: Du gehörst mir, Beowulf Agate. Eines Tages, irgendwo. Ich werde dafür sorgen, daß du deinen letzten Atemzug tust.
    Ein Bruder für eine Frau. Den Ehemann für den Bruder. Es war eine Rache, die ihre Wurzel in dem gegenseitigen Abscheu hatte. Dieser Abscheu war nie geringer geworden. Für keinen von ihnen würde es Frieden geben, bis das Ende von einem gekommen war. Es war besser, das jetzt zu wissen, dachte Bray. Besser, als es auf einer überfüllten Straße oder an einem verlassenen Strand herauszufinden, mit einem Messer im Herzen oder einer Kugel im Kopf. Der Tod des Kuriers war ein Unfall, der Taleniekov würde das nicht sein. Es würde keinen Frieden geben, bis sie sich begegneten. Dann würde der Tod kommen – so oder so. Jetzt galt es, den Russen herauszulocken. Dieser hatte den ersten Zug getan. Er war der Jäger, er hatte seine Rolle übernommen.
    Die Strategie, die er einsetzen würde, war klassisch: Eindeutige Spuren, denen der Jäger folgen konnte. Und im richtigen Augenblick – dann, wenn der andere am wenigsten damit rechnete – würden die Spuren nicht mehr da und der Jäger verblüfft sein. Dann würde die Falle zuschnappen.
    Taleniekov konnte ebenso wie Bray an jeden beliebigen Ort reisen, mit oder ohne offizielle Genehmigung. Im Laufe der Jahre hatten beide unzählige Methoden gelernt, das zu tun. Eine Vielzahl falscher Papiere stand zum Kauf, Hunderte von Männern waren überall bereit, ihnen Tarnung, Transportmöglichkeiten oder, wenn es sein mußte, Waffen zu liefern – alles und jedes, was sie wollten. Es gab nur zwei grundlegende Bedürfnisse: Identitäten und Geld.
    Weder ihm noch Taleniekov gebrach es daran. Beides kam mit dem Beruf, die Identitäten ganz von selbst, das Geld etwas langsamer – meistens infolge bürokratischer Verzögerung. Jeder Spezialist, der seinen Ruf wert war, hatte seine persönlichen Geldquellen. Übertrieben hohe Zahlungen, Geld, das umgeleitet und in stabilen Ländern deponiert war. Dabei ging es weder um Diebstahl noch Wohlstand, nur um das Überleben. Ein Feldagent brauchte sich nur ein- oder zweimal die Finger zu verbrennen, um zu lernen, wie nötig es war, eine wirtschaftliche Basis zu schaffen.
    Bray verfügte über Konten unter verschiedenen Namen in Paris, München, London, Genf und Lissabon. Rom und den Ostblock mied man. Das italienische Schatzamt wurde von Wahnsinnigen geleitet; das Bankwesen in den östlichen Satellitenstaaten war zu korrupt.
    Scofield dachte nur selten daran, die ses Geld auszugeben. Im Unterbewußtsein war er sogar überzeugt, daß er es eines Tages zurückgeben würde. Hätte der habgierige Congdon nicht mit seinen eigenen Versuchungen geflirtet und die offizielle Kündigung so kompliziert dargestellt, wäre Bray vielleicht sogar am nächsten Morgen in sein Büro gekommen und hätte ihm die Scheckbücher ausgehändigt.
    Aber jetzt nicht. Das Verhalten des Unterstaatssekretärs verbot das. Man gab einem Mann nicht einige hunderttausend Dollar, der versuchte, einen zu eliminieren, während er sich selbst dem schmutzigen Geschäft fernhielt. Es war ein sehr professionelles Konzept. Scofield erinnerte sich, daß die Killer der Matarese dieses Konzept vor Jahren seinem Höhepunkt zugeführt hatten. Aber sie waren bezahlte Meuchelmörder. Seit Jahrhunderten, den Tagen von Hassan Ibn-al-Sabbah, hatte es ihresgleichen nicht mehr gegeben. Es würde sie auch nie mehr geben. Verglichen mit ihnen, war jemand wie Daniel Congdon nur ein blasser Schatten.
    Congdon. Scofield lachte und griff in die Tasche, um eine Zigarette herauszuholen. Der neue Direktor von Consular Operations war kein Narr. Nur ein Narr würde ihn unterschätzen. Aber er hatte die typische Washingtoner Mentalität, wie sie in den oberen Hierarchien der Geheimdienste so häufig vertreten wir. Er war außerstande zu begreifen, was aus einem Mann wurde, wenn er draußen tätig war. Er würde vielleicht sogar die richtigen Begriffe verwenden, aber die einfache Folge von Wirkung und Gegenwirkung begriff er nicht. Das taten auch nur wenige. Das kam daher, daß ein Erkennen dieses Prinzips zugleich bedeutete, daß man zugab, um eine Abnormität eines Untergebenen zu wissen, auf dessen Funktion die Abteilung – oder die Firma – nicht verzichten konnte. Ganz einfach ausgedrückt: Pathologisches Verhalten war

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