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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Neben ihm stand ein offener Aktenkoffer. Der Tisch war mit Papieren übersät: Ein Reisevertreter, der die Ergebnisse einer Geschäftsreise aufaddierte. Der andere Mann war im Speisesaal. Der Tisch war für zwei gedeckt. Die Reservierung war vom Sekretär einer bedeutenden Persönlichkeit im Weißen Haus vorgenommen worden. Der Gastgeber hatte sich verspätet. Der Saalkellner hatte bereits einige entschuldigende Anrufe erhalten. Der Gast würde eine Behandlung erfahren, wie sie jemandem gebührte, den das Weiße Haus so wichtig nahm.
    Aber am meisten zählte Taleniekov auf die ältere Frau. Sie wurde viel besser bezahlt als die anderen – und das aus gutem Grunde. Sie war alles andere als eine Nitschewo. Sie war eine Killerin.
    Seine unerwartete Waffe. Eine liebenswürdige Dame mit gepflegter Stimme, die nicht die geringsten Skrupel dabei empfand, ihre Waffe auf ein Ziel abzufeuern oder einem Tischgefährten ein Messer in den Leib zu stoßen. Eine Frau, die sich binnen Sekunden von einer würdigen Dame in eine Hexe verwandeln konnte. Wassili hatte ihr während der letzten sechs Jahre Tausende bezahlt und sie einige Male nach Europa kommen lassen, um dort Aufgaben zu erledigen, die ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten angemessen waren. Sie hatte ihn nie im Stich gelassen. Das würde sie auch heute nicht tun. Er hatte kurz nach seiner Landung auf dem Kennedy Airport mit ihr Verbindung aufgenommen. Sie hatte einen vollen Tag Zeit gehabt, um sich auf den Abend vorzubereiten. Das genügte.
    Taleniekov stieß sich von der Ziegelmauer ab, massierte die Hände, atmete tief und verdrängte alle Gedanken an Schlaf. Er hatte seine Flanken gedeckt; jetzt konnte er nur warten. Wenn Scofield die Verabredung einhalten wollte – eine Verabredung, die nach Ansicht des Amerikaners einem von ihnen beiden den Tod bringen sollte –, so war es besser, es hinter sich zu bringen, als ständig Angst zu haben. Nein, es war viel wünschenswerter, die Jagd abzuschließen; so würde wenigstens Beowulf Agate denken. Und doch, wie unrecht er hatte! Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, ihn zu erreichen, es ihm zu sagen! Da waren die Matarese! Da gab es Leute, die man sehen mußte, die man überzeugen mußte! Gemeinsam konnten sie es schaffen; es gab anständige Männer in Moskau und Washington, Männer, die keine Angst haben würden.
    Aber es gab keine Möglichkeit, Brandon Scofield auf neutralem Boden zu erreichen, denn für Beowulf Agate würde kein Boden neutral sein. Der Amerikaner würde, sobald er seinen Feind erblickte, jede Waffe einsetzen, die ihm zur Verfügung stand, um ihn zu töten. Wassili verstand das, denn an Scofields Stelle würde er das gleiche tun. Also kam es darauf an, zu warten, den Gegner zu umkreisen, zu wissen, daß jeder von beiden den für das Opfer hielt, der zuerst hervortrat; jeder wartete darauf, daß der Gegner einen Fehler beging.
    Die schreckliche Ironie lag darin, daß der einzig bedeutsame Fehler dann eintreten würde, wenn Scofield gewann. Taleniekov konnte das nicht zulassen. Wo auch immer Scofield sein mochte, man mußte ihn ergreifen, bewegungsunfähig machen und zum Zuhören zwingen.
    Deshalb war das Warten jetzt so wichtig. Der Meisterstratege von Ost-Berlin, Riga und Sewastopol hatte viel Geduld.
    »Das Warten hat sich gelohnt, Mr. Congdon«, sagte die erregte Stimme am Telefon. »Scofield befindet sich auf einem Charterboot. Er ist von Tavernier auf den Florida Keys aus unterwegs. Wir rechnen damit, daß er übermorgen auf den Virgin Islands eintreffen wird.«
    »Woher stammt Ihre Information?« fragte der Direktor der Consular Operations interessiert und räusperte sich. Dann blickte er aus zusammengekniffenen Augen auf die Uhr auf seinem Nachttisch. Es war drei Uhr früh.
    »Von dem Hotel in Charlotte Amalie.«
    »Und wo haben die die Information her?«
    »Sie haben einen Anruf bekommen, in dem gebeten wurde, die Reservierung zu halten. Er würde in zwei Tagen eintreffen.«
    »Von wem kam der Anruf? Woher?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte kurzes Schweigen. »Wir nehmen an, von Scofield. Von den Keys.«
    »Sie sollen nicht annehmen. Stellen Sie es fest.«
    »Wir überprüfen natürlich alles. Unser Mann in Key West ist gerade nach Tavernier unterwegs. Er wird die Logbücher sämtlicher Charterboote überprüfen.«
    »Überprüfen Sie diesen Anruf. Sagen Sie mir Bescheid.« Congdon legte auf und lehnte sich gegen das Kissen. Er sah zu seiner Frau hinüber, die neben ihm in dem Doppelbett

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