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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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ihm ja persönlich gießen«, faucht Onkel Hans Christoph. »Den kann er sich dann in seinen fetten Arsch stecken – wäre allemal was Kräftigeres als die Schwänzchen von kleinen Buben!«
    Für einen Augenblick schmunzeln wir uns an. Wir können die Patres von der Gesellschaft Jesu beide nicht ausstehen.
    »Wie weit sind die übrigen Geschütze für Schloß Ambras?«
    »Die beiden 4pfünder Falkonen vom Typ M EERKATZE sind zum Trocknen bereit, auch die beiden Falkonette für den Grafen Balthasar Batthyanyi. Die vier PFAUEN-Serpentinl werden gerade dekoriert und eingeformt, die beiden Serpentinl vom Typ D RACHE sind fertig zum Abziehen – du müßtest also mit dem Formbrett kommen.«
    »Wann?«
    »In einer halben Stunde.«
    Während der Meister zum Haus hinübereilt, wende ich mich der Formerei zu. Peter schicke ich in die Glocken- und Hafnerformerei mit dem Auftrag, alle Leute in die Geschützformerei herüber zu hetzen, und lasse Veit ausrichten, daß er sich um die Lehmstampferei kümmern soll, damit wir genug Material zur Verfügung haben.
    Im ersten, kleineren Raum der Kanonenformerei, dem Sumpf, wie ihn die Männer wegen seiner beständigen Nässe nennen, kontrolliere ich die Arbeiten an den beiden DRACHEN-Serpentinl.
    Vier Lehrlinge drehen die langen, hölzernen mit Tauen umwickelten Kernspindeln, die in Böcken gelagert sind, während Ottheinrich, der zweite Geselle, zusammen mit seinen Handlangern Schicht um Schicht Lehm aufträgt, bis die Stärke des zukünftigen Rohres erreicht ist.
    Dann betrete ich die Darre. Lukas, unser Hafner- und Bildwerkgeselle ist hier bereits dabei, auf dem luftgetrockneten Lehmrohr eines der P FAUEN die Verzierungen anzubringen. Das neue Verfahren, die Ornamente mit Formkästen vorzufertigen, spart erheblich Zeit gegenüber dem alten Verfahren, bei dem die Ornamente aus Wachs noch aufmodelliert wurden. Für gleichartige Rohre brauchen wir jetzt nur mehr eine zeichnerische Vorlage, ein Formbrett und auch nur je ein Model für Wappen, Girlanden und Delphine.
    Ein weiterer P FAU wird von einem Lehrling mit Kohlestaub als Trennmittel eingepudert, während Melchior mit dem Lehm bereit steht, welcher zunächst in feinsten, dünnflüssigen Schichten aufgepinselt, dann aber in immer dickeren Lagen für die eigentliche Gußform aufgetragen wird. Schließlich wird die Form von Sebastian, unserem Schmied, mit breiten Eisenbändern bewehrt, damit sie beim Transport zum Trocknen, zum Brennen und schließlich beim Einsenken in die Gußgruben nicht zerbrechen kann.
    Eine hektische Betriebsamkeit herrscht in diesem Raum; nur einer läßt sich davon nicht anstecken: Wenzel, der Altgeselle der Kanonenformer. Er liegt vor einer hochgebockten Form eines der Falkonette für den Grafen Batthyanyi. Mit bedächtigen, sicheren Bewegungen kratzt und popelt er teils mit der Hand, teils mit langen Eisen die innere Lehmschicht aus dem Formmantel, jene Form, der man zunächst das Aussehen des fertigen Geschützes gegeben hatte, um sie dann ummanteln zu können. So wird aus der luftgetrockneten Form zunächst die Kernspindel und das um sie gewickelte Tau herausgezogen. Anschließend muß bis zu der Trennschicht aus Kohlenstaub der Lehm innen wieder herausgeputzt werden – eine heikle Arbeit, die viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl erfordert. Denn bleibt auch nur das kleinste Lehmbröckchen zurück, hat das fertige Rohr an dieser Stelle Schrunden, Dellen oder gar ein Loch. Oder schlimmer noch, das Lehmbröckchen wird von der flüssigen Bronze eingeschlossen und bildet dort eine Schwachstelle, die zu einem Bersten des ganzen Rohres fuhren kann. Verletzt man andererseits bei diesem Herausbrechen den Mantellehm, hat der Guß an dieser Stelle häßliche Grate und Buckel, die zumindest ein mühsames Nacharbeiten erfordern.
    Wenzel ist ein wahres Genie, wenn es darum geht, sich an jener hauchdünnen Schicht Kohlestaub entlangzuarbeiten, die Binnenform und Mantellehm trennt, und der Former-Altgeselle gehört zu jenen wenigen innerhalb der Löfflerschen Gießerei, die sich ihre innere Ruhe bewahrt haben und sich durch meinen Onkel weder unnötig treiben noch hetzen lassen.
    »Ihr wollt gute Arbeit, Meister«, habe ich ihn einmal sagen hören. »Dann laßt mir auch die Ruhe, sie Euch zu liefern.«
    Onkel Hans Christoph hatte geflucht wie ein Heide – und Wenzel nie wieder anzutreiben versucht.
    »Eigentlich ein unglaublicher Aufwand!« knurrt Wenzel jetzt und angelt, den Arm bis zur Schulter in der Form, nach

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