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Der Meisterdieb

Der Meisterdieb

Titel: Der Meisterdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schon damals.
    Von Prinzessin Sheba-Nocciyah aber lernte ich alles, was Frauenherzen bewegt und womit ich mich bei ihnen unentbehrlich machen konnte. Sie war meine beste Freundin und eine meiner unbarmherzigsten Lehrmeisterinnen.
    Ich werde sie niemals vergessen können.
    *
    Sofort fragte Mythor zurück: »Und auf welche Weise hast du ihren Palast verlassen?«
    Luxon stieß ein sarkastisches Gelächter aus und bekannte: »Am Tag ihrer prunkvollen Hochzeit mit dem Prinzen packte ich ihr schönstes Geschmeide in den alten Lederbeutel und flüchtete.«
    »Wohin?« wollte Kalathee wissen.
    »In die Gruft, in der König Aagolf auf mich wartete.«
    »Er wird entzückt gewesen sein, dich nach einem Herbst oder so wiederzusehen«, spottete Steinmann Sadagar.
    »Er war wütend. Sie alle kochten vor Wut und Zorn.«
    »Wie hast du dich aus dieser Schwierigkeit befreien können?« fragte Mythor. Die weißgekleideten Wächter, die dem Bier nur zögernd zusprachen und ihre Augen wachsam hin und her gehen ließen, schwiegen und hörten zu.
    »Ich brachte einen kleinen Schatz mit mir. Und ich war nicht zum Eunuchen gemacht worden.«
    Mythor sagte missmutig: »Sicherlich hat dich dein kostbares Mitbringsel gerettet. Welches Schicksal erwartete dich nach diesem Akt der Verzweiflung?«
    Nachdenklich antwortete Luxon: »Sie hätten mich um ein Haar umgebracht. Zufällig schnappten die Stadtwächter einige von uns. Man dachte nun, ich sei an diesem Verrat schuldig. Es war keineswegs so, aber Aagolf ließ sich nicht von mir überzeugen.
    Einige Diebe wurden gehenkt. Anderen hackte man die rechte Hand ab. Der Glanz der Kostbarkeiten blendete indes auch den König, und er geruhte gnädig, dieses Geschenk anzunehmen.
    Aber er handelte ebenfalls unter einem gewissen Zwang. Er hätte sein Gesicht verloren, wenn er mich nicht unter wüsten Drohungen ausgestoßen hätte. Also stieß er mich aus der Diebesbande aus, gleichzeitig aus ihrem Schutz.
    Wieder einmal war ich völlig allein.
    Ich zählte damals etwa dreizehn oder dreizehneinhalb Lenze. Ich war jedem Knaben in meinem Alter mehrfach überlegen. Die Schulen der Schreibsklaven und die harte Schule des Lebens, wie man zu sagen pflegt, hatten mich geprägt.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als eine Bande Gleichaltriger zu gründen. Wie man in diesem Fall zu verfahren hatte, wusste ich.
    Es dauerte nur einen Mond, dann war ich der König Arruf einer Bande aus rund zwei Dutzend Jungen und wenigen Mädchen. Wir begannen, Sarphand zu terrorisieren.
    Aber das ist eine andere Geschichte.«
    Mythor wechselte mit Sadagar einen langen, schweigenden Blick. Beide wussten, dass ihnen Luxon mehr oder weniger die Wahrheit erzählt hatte. So war sein Leben verlaufen. Er war davon geprägt worden wie jeder von ihnen von den Erlebnissen seiner Jugend. Aber Luxon hatte viel mehr Höhen und Tiefen durchgemacht als sie selbst. Wenigstens glaubten sie dies. Ein Schankmädchen kam und füllte ihre Becher wieder, während die Musikanten ununterbrochen weiterspielten, das Gewimmel in den Gassen nicht geringer wurde und nur der Mond seinen Weg zwischen den Sternen weiter fortsetzte. Wann endlich schlief diese Stadt eigentlich?
    Luxon zog Kalathee an sich, die sich willig und gern an seine Brust schmiegte. Dann zuckte wieder sein freundschaftliches Lächeln auf, mit dem er Außenstehende zu betören wusste. Er wandte sich an Mythor: »Du glaubst mir, Freund Mythor?«
    »Ich glaube dir. Je mehr sich deine Berichte deinem wirklichen Alter und somit dem heutigen Tag nähern, desto größer wird allerdings meine Skepsis.«
    »Dein gutes Recht. Aber inzwischen wirst du erkannt haben, dass in Sarphand kein anderes Leben möglich war.«
    »So ist es«, bekannte Mythor. »Aber davon kann niemand die Berechtigung ableiten, der Sohn des Kometen zu sein.«
    »Abermals wahr gesprochen«, entgegnete Luxon. »Du musst auch noch die folgenden Erzählungen hören und dir daraus deine Meinung bilden. Sie steuern mich, ohne dass ich darauf auch nur den geringsten Einfluss hätte, unweigerlich auf diesen und keinen anderen Punkt zu.«
    »Die Nacht ist noch jung«, knurrte der überaus skeptische Sadagar.
    »Und wir werden noch viele Erzählungen dieser Art hören können«, fügte Mythor hinzu. Noch lagen seine Waffen in dem kleinen Raum, in dem er die letzte Nacht geschlafen hatte. Er war sicher, dass seine Wachsamkeit von den vielfarbigen Erinnerungen von Arruf-Luxon nicht eingeschläfert werden konnte.
    »Keine Frage. Ich breite vor

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