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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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nichts?”
    “Mein Timing ist miserabel”, knurrte er.
    “Ich verstehe nicht ganz … Wieso miserables Timing?”
    “Weil … weil Sie die letzten Tage Schlimmes durchgemacht haben. Weil zu viel passiert ist. Weil es schon spät ist.”
    “Ach was, Josh, mir geht’s bestens”, versicherte sie, und so, wie sie ihn ansah, schien sie nicht der Ansicht zu sein, dass es zu spät war.
    Sie standen im Schatten, nicht zu sehen von der Straße und von den beiderseits der Haustür angebrachten Fenstern, durch die ihr Vater oder das Kindermädchen sie hätten beobachten können. Josh zog sie an sich und küsste sie. Es war schlagartig leidenschaftlich. Zu leidenschaftlich. Er löste sich von ihr.
    “Für dich ist es auch lange her, hm?”, flüsterte sie.
    Er nickte, und diesmal küsste sie ihn.
    Die Welt versank um ihn herum, und er gab alles Denken auf, ließ auch den Traum von Sabina für diese wenigen Minuten fahren. Seine Nervenfasern erwachten zum Leben; sein Blut geriet in Wallung. Es tat so verdammt gut, ihren Körper eng an seinen geschmiegt zu spüren und zu wissen, dass sie auf dieselbe Weise reagierte wie er.
    Dann setzte der Regen wieder ein.
    Und da begriff er, dass er noch nie so geküsst worden war wie eben von Gabriella. Nichts an der Art, wie sie duftete oder schmeckte oder wie sie miteinander verschmolzen, kam ihm vertraut oder gar bekannt vor. Er spürte ihr Haar weich an seiner Wange, aber er hatte es nie zuvor gefühlt. Er küsste sie noch einmal und ließ sich fallen in eine Dunkelheit, die schwärzer war als der Nachthimmel. Sie umklammerte seine Arme, schmiegte sich noch dichter an ihn. Mitten in seiner Lust meldete sich ein Gefühl der Trauer – zwei Gefühle, die miteinander rangen. Sich einem zu ergeben hätte bedeutet, das andere aufzugeben.
    Ach, wäre ihm ihre Berührung doch vertraut erschienen! So viele Nächte und Tage und Wochen und Monate hatte ihm die Suche nach Reinkarnation, nach seiner Vergangenheit und der Frau, die darin einen Platz einnahm, keine Ruhe gelassen. In Zukunft würde es Gabriella sein, die ihn verfolgte, ihn quälte, weil sie ihm verwehrt blieb. Doch jetzt, für eine Nacht, durfte er ihre Haut an der seinen spüren, durfte ihr atemloses “
Oh!”
hören, als ihre Empfindungen sie überwältigten. Das fügte doch niemandem Schaden zu, oder? In ihrem Kuss Zuflucht zu suchen? Nur für Minuten?
    Um sie herum fiel weiter der Regen, brauste der Wind, wehte und wirbelte, Umarmung außerhalb ihrer Umarmung, ein Kokon aus kühler Luft, in dem sie vor dem Rest der Welt geborgen waren.
    Am Ende siegte die Trauer über das Verlangen, und Josh löste sich von Gabriella. Nein, er durfte nicht bleiben, durfte es ihnen nicht antun. Keiner von beiden.

47. KAPITEL
    N ew York City – 22:30 Uhr
    Als Rachel vor Harrisons Wohnungstür ankam, war sie zuvor eine geschlagene Viertelstunde draußen vor der Häuserzeile auf und ab getigert, hin und her überlegend, ob sie sich tatsächlich wie vereinbart mit ihm treffen sollte. Er hatte sie telefonisch zu sich eingeladen und mit seiner Stimme regelrecht in seinen Bann gezogen. Egal, ob sie sich eine dumme Gans schalt oder nicht: Noch nie hatte es ihr ein Mann so angetan wie er. Ihr Onkel zog sie schon damit auf, sodass sie inzwischen bereute, sich ihm anvertraut zu haben. Vielleicht sollte sie sich ein Herz fassen und abwarten, wohin das Ganze führte. Dass sie dabei ein bisschen Bammel verspürte, lag eher an ihrer Unbedarftheit – nicht etwa im Umgang mit Männern und Beziehungen, sondern mit der Liebe.
    Während sie so hin- und herstapfte, ging sie im Geiste sämtliche denkbaren Gründe durch, weshalb er eigentlich so auf sie wirkte. Als Berater für Kunstsammler handelte er mit Gemälden, Skulpturen, Antiquitäten und Schmuck – kurzum, mit allen schönen Dingen. Attraktiv und kultiviert, strahlte er Stil und Geschmack aus und wirkte vor allem wie jemand, der schwer zu fassen und zu ergründen war, auch wenn das nicht zu seinen sonstigen Attributen passen wollte. Rachel kam nicht recht an ihn heran, vor allem nicht an die Geheimnisse, von denen es nach ihrem Gefühl eine ganze Menge gab, die tief im Verborgenen ruhten. Genau das allerdings zog sie magisch an, mehr als vorher gedacht.
    Oben angekommen, wurde sie von Harrison in Empfang genommen und mit einem züchtigen Kuss auf die Wange begrüßt. Ein wenig erotisch war’s indes doch, denn er fasste sie fest bei den Oberarmen, ganz so, als könne er sich nur mühsam

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