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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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beobachtet und konnte Mrs. Carey mitteilen, dass der Fremde aus London kam, verheiratet war und Kinder hatte. Während der Heimfahrt gab Mrs.   Carey die Information weiter, und der Vikar fasste den Entschluss, den Mann um einen Beitrag für den Missionsverein zu ersuchen. Mr.   Carey fragte, ob Philip artig gewesen sei, und Mrs.   Carey bemerkte, dass Mrs.   Wigram einen neuen Mantel habe, Mr.   Cox nicht in der Kirche gewesen sei und von Miss Philips behauptet werde, sie hätte sich verlobt. War man dann schließlich im Pfarrhaus angelangt, hatten alle das Gefühl, ein kräftiges Mittagessen verdient zu haben.
    Wenn dieses vorbei war, begab sich Mrs.   Carey in ihr Zimmer, um auszuruhen, und Mr.   Carey legte sich zu einem kleinen Nickerchen auf das Sofa im Salon.
    Um fünf Uhr wurde Tee getrunken, und der Vikar aß ein Ei zur Stärkung für die Abendandacht. An dieser nahm Mrs.   Carey nicht teil, sondern verzichtete zugunsten Mary Anns. Aber sie las für sich den ganzen Gottesdienst durch und sang die Hymnen. Abends ging Mr.   Carey zu Fuß zur Kirche, und Philip hinkte neben ihm her. Der Weg durch die Finsternis über die Landstraße war ihm seltsam unheimlich, und die erleuchtete Kirche, die in der Ferne auftauchte und immer näher und näher kam, schien ihm freundlich und vertraut. Anfangs hatte er eine Scheu vor seinem Onkel, allmählich gewöhnte er sich aber an ihn, nahm unterwegs seine Hand und ging dann leichten Herzens weiter, weil er sich geborgen fühlte.
    Wenn sie nach Hause kamen, wurde zu Abend gegessen. Mr.   Careys Hausschuhe standen auf einem Schemel vor dem Feuer und daneben Philips Paar: ein Kinderschuh für den einen Fuß und ein unförmiger, sonderbarer Stiefel für den anderen. Philip war furchtbar müde, wenn er endlich zu Bett gehen durfte, und leistete keinen Widerstand, wenn Mary Ann ihn auszog. Sie küsste ihn, nachdem sie ihn zugedeckt hatte, und er fing an, sie zu lieben.
    8
     
    Philip hatte immer schon das einsame Leben eines Einzelkindes geführt, und seine Einsamkeit im Pfarrhaus war nicht größer, als sie zu Lebzeiten seiner Mutter gewesen war. Er freundete sich mit Mary Ann an. Sie war eine rundliche kleine Person von fünfunddreißig Jahren, die Tochter eines Fischers, und war mit achtzehn Jahren in das Pfarrhaus gekommen; es war ihr erster Posten, und sie hatte nicht die Absicht, ihn zu wechseln. Aber sie hielt die Möglichkeit einer Heirat als drohendes Schwert über den ängstlichen Häuptern ihrer Herrschaft. Ihre Eltern wohnten in einem kleinen Haus in der Nähe der Hafenstraße, und Mary Ann pflegte sie an ihren freien Abenden zu besuchen. Die Seegeschichten, die sie Philip erzählte, sprachen seine Phantasie an, und die schmalen Gässchen um den Hafen bekamen in seiner jugendlichen Phantasie einen romantischen Schimmer. Eines Abends fragte er, ob er mit Mary Ann zu ihren Eltern gehen dürfe, aber seine Tante hatte Angst, dass er sich eine Krankheit holen könnte, und sein Onkel erklärte, schlechter Umgang verderbe gute Sitten. Er hatte eine Abneigung gegen die Fischer, die grob und ungehobelt waren und dem falschen Glauben anhingen. Aber Philip fühlte sich in der Küche wohler als im Speisezimmer und holte sich, wann er nur konnte, seine Spielsachen herunter, um bei Mary Ann zu spielen. Seine Tante war nicht böse darüber. Sie mochte Unordnung nicht, und obgleich sie einsah, dass man von einem Jungen peinliche Ordnungsliebe nicht verlangen konnte, war es ihr doch lieber, wenn er sein Durcheinander in der Küche machte. War er unruhig, wurde sein Onkel nervös und erklärte, es sei höchste Zeit, ihn in eine Schule zu stecken. Mrs.   Carey fand Philip noch viel zu jung dafür, und ihr Herz öffnete sich dem mutterlosen Kind. Aber ihre Versuche, seine Zuneigung zu gewinnen, waren ungeschickt, und der Junge nahm aus Schüchternheit ihre Annäherungen so spröde hin, dass sie sich gekränkt zurückzog. Manchmal hörte sie ihn mit seiner hellen Stimme in der Küche laut lachen; kam sie aber hinunter, dann verstummte er jäh und wurde dunkelrot, wenn Mary Ann den Spaß erklärte. Mrs.   Carey konnte an dem, was man ihr erzählte, nichts Lustiges finden und lächelte gezwungen.
    »Er scheint sich bei Mary Ann glücklicher zu fühlen als bei uns, William«, sagte sie, wenn sie zu ihrer Näharbeit zurückkehrte.
    »Daran kannst du sehen, wie schlecht erzogen er ist. Ein Junge braucht Prügel.«
    Am zweiten Sonntag nach Philips Ankunft ereignete sich etwas

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