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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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konnten, würden mit Schadenfreude auf ihn herunterschauen, und die armen Teufel, die durchgefallen waren, ihn bemitleiden, um selbst Mitleid zu bekommen. Sein Impuls war, sich mindestens eine Woche lang nicht blicken zu lassen, bis die Prüfungen vergessen waren, aber gerade weil es ihm so schwerfiel, ging er schließlich doch hinein. Er wollte sich selbst Leiden zufügen. Für einen Augenblick vergaß er offenbar seinen Grundsatz: seinen Neigungen zu folgen mit gebührender Rücksicht auf den Polizisten um die Ecke; oder, falls er sich doch daran gehalten haben sollte, musste es in seinem Wesen einen krankhaften Zug geben, der ihn ein bitteres Vergnügen an seiner eigenen Demütigung spüren ließ.
    Aber später, als die Marter, die er sich auferlegt hatte, überstanden war und er nach der lärmenden Unterhaltung im Rauchzimmer in die Nacht hinaustrat, überkam ihn ein Gefühl völliger Einsamkeit. Er fühlte sich unnütz und überflüssig. Er brauchte dringend Trost, und die Versuchung, Mildred wiederzusehen, wurde unwiderstehlich. Zwar war er sich bitter bewusst, dass er sich nicht viel Hoffnung machen durfte, von ihr getröstet zu werden, aber er wollte sie sehen, selbst wenn er nicht mit ihr sprechen konnte. Schließlich war sie eine Kellnerin und würde ihn bedienen müssen. Sie war der einzige Mensch auf Erden, der ihm etwas bedeutete. Das konnte er sich nicht verhehlen. Wohl war es demütigend, wieder zu ihr zu gehen, als wäre nichts geschehen; aber er hatte ohnehin nicht mehr viel Selbstachtung. Obwohl er es sich nicht eingestehen wollte, hatte er jeden Tag gehofft, dass sie ihm schreiben würde. Sie wusste, dass ein an das Krankenhaus gerichteter Brief ihn erreichen würde. Aber sie hatte nicht geschrieben: Es war klar, dass es ihr gleichgültig war, ob sie ihn wiedersah oder nicht. Und er sagte sich immer wieder:
    ›Ich muss sie sehen. Ich muss sie sehen.‹
    Dieses Verlangen war so heftig, dass er sich nicht einmal die Zeit nahm, zu Fuß zu gehen, sondern schnell in eine Droschke sprang, was er sonst aus Sparsamkeit vermied. Vor der Teestube blieb er ein paar Minuten stehen. Dann kam ihm der Gedanke, dass Mildred vielleicht gar nicht mehr da war, und angsterfüllt trat er ein. Er erblickte sie sofort. Als er sich gesetzt hatte, kam sie auf ihn zu.
    »Eine Tasse Tee und ein Brötchen«, bestellte er.
    Er konnte kaum sprechen. Einen Augenblick fürchtete er, in Tränen auszubrechen.
    »Ich dachte schon, Sie wären gestorben«, sagte sie.
    Sie lächelte. Lächelte! Sie schien die Szene vollständig vergessen zu haben, die sich Philip hundertmal ins Gedächtnis zurückgerufen hatte.
    »Ich dachte, Sie würden mir schreiben, wenn Sie mich sehen wollten.«
    »Dazu habe ich zu viel zu tun.«
    Offenbar war es ihr unmöglich, etwas Freundliches zu sagen. Philip verfluchte sein Schicksal, das ihn an eine solche Frau gefesselt hatte. Sie ging, um ihm seinen Tee zu holen.
    »Soll ich mich ein bisschen zu Ihnen setzen?«, fragte sie, als sie wiederkam.
    »Bitte.«
    »Wo waren Sie die ganze Zeit?«
    »In London.«
    »Ich dachte schon, Sie wären in den Ferien. Warum sind Sie denn nicht hergekommen?«
    Philip sah sie mit hungrigen, leidenschaftlichen Augen an.
    »Erinnern Sie sich nicht, dass ich Sie nie mehr wiedersehen wollte?«
    »Und was tun Sie jetzt?« Sie schien darauf erpicht, ihn den Kelch der Demütigung bis zur Neige auskosten zu lassen; und doch kannte er sie nun schon so weit, um zu wissen, dass sie ihn ohne Absicht verletzte; sie tat ihm furchtbar weh und wusste es nicht einmal. Er antwortete nicht.
    »Es war gemein von Ihnen, mir nachzuspionieren. Ich hatte immer gedacht, Sie wären ein Gentleman in jedem Sinn des Wortes.«
    »Seien Sie nicht grässlich zu mir, Mildred. Ich kann es nicht ertragen.«
    »Was für ein komischer Mensch Sie sind. Ich kann Sie nicht durchschauen.«
    »Ach, es ist nicht so schwierig, mich zu verstehen. Ich bin verrückt genug, Sie von ganzem Herzen zu lieben, und Sie machen sich überhaupt nichts aus mir. Das ist alles.«
    »Wenn Sie ein Gentleman wären, dann wären Sie am nächsten Tag gekommen und hätten mich um Verzeihung gebeten.«
    Sie hatte kein Erbarmen. Er betrachtete ihren Hals, und er stellte sich vor, wie er ihn mit dem Messer, das neben seinem Teller lag, durchbohrte. Er wusste genug von Anatomie, um mit ziemlicher Sicherheit die Halsschlagader zu treffen. Und zur gleichen Zeit sehnte er sich danach, ihr blasses schmales Gesicht mit Küssen zu bedecken.
    »Wenn

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