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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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erkannte, dass Lawson hauptsächlich deshalb klagte, weil der Bruch zu einer Zeit stattgefunden hatte, als er ein Porträt von ihr erst halb fertig gemalt hatte.
    »Frauen haben kein Gefühl für Kunst«, sagte er. »Sie geben es nur vor.« Aber er schloss mit der weisen Bemerkung: »Jedenfalls habe ich ihr vier Porträts abgerungen, und ich bin nicht sicher, ob das letzte, an dem ich gearbeitet habe, ein Erfolg geworden wäre.«
    Philip beneidete ihn, weil er seine Liebesaffären so leicht nahm. Er hatte angenehme achtzehn Monate verbracht, hatte umsonst ein ausgezeichnetes Modell gehabt und hatte sich von ihr ohne großen Schmerz getrennt.
    »Und wie steht’s mit Cronshaw?«, fragte Philip.
    »Oh, der ist erledigt«, antwortete Lawson mit der Gleichgültigkeit seiner Jugend. »Der macht es nicht mehr länger als sechs Monate. Er hat sich im vorigen Winter eine Lungenentzündung geholt. Er hat sieben Wochen in einem englischen Krankenhaus gelegen. Bei der Entlassung hat man ihm gesagt, dass es nur besser werden kann, wenn er mit dem Trinken aufhört.«
    »Armer Teufel«, sagte Philip, der selbst sehr enthaltsam war, mit einem Lächeln.
    »Er hat es eine Zeitlang versucht. Zum Lilas ging er trotzdem, davon konnte er nicht lassen; aber er trank nur heiße Milch avec de la fleur d’oranger, stumpf und langweilig war er dabei.«
    »Das habt ihr ihn natürlich spüren lassen.«
    »Ach, das hat er selbst gewusst. Nun hat er vor kurzem wieder mit Whisky angefangen. Er sagte, er sei zu alt, um ein neues Blatt aufzuschlagen. Lieber wolle er sechs Monate glücklich sein und dann sterben, anstatt noch fünf Jahre lang dahinzuvegetieren. Außerdem ist es ihm, glaube ich, in letzter Zeit furchtbar schlecht gegangen. Während er krank war, hat er nichts verdient, und die Hure, mit der er zusammenlebt, hat ihm die Hölle heißgemacht.«
    »Ich erinnere mich, wie ich ihn das erste Mal traf und wie sehr ich ihn bewunderte«, sagte Philip. »Es ist widerlich, dass sich nur die ganz gemeine Mittelklassenbravheit lohnt.«
    »Nun, schließlich war er ein verkommenes Subjekt. Es war klar, dass er einmal vor die Hunde gehen würde«, sagte Lawson.
    Philip kränkte es, dass Lawson die Tragik daran nicht sah. Natürlich war es nur der gewöhnliche Ablauf von Ursache und Wirkung, aber in der Gesetzmäßigkeit, mit der die eine auf die andere folgt, liegt schließlich die ganze Tragik des Lebens.
    »Ach, beinahe hätte ich’s vergessen«, sagte Lawson. »Kurz nachdem du fort warst, hat er ein Geschenk für dich geschickt. Ich dachte, du würdest zurückkommen, deshalb habe ich mich nicht weiter darum gekümmert. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es sich lohnen würde, es nachzuschicken. Aber es kommt jetzt mit meinen übrigen Sachen nach London, und dann kannst du es in meinem Atelier abholen, wenn du Lust hast.«
    »Du hast mir noch nicht gesagt, was es ist.«
    »Ach, nur ein zerlumptes Stück Teppich. Ich glaube nicht, dass es den geringsten Wert hat. Ich habe ihn später einmal gefragt, warum er dieses dreckige Ding eigentlich geschickt hat. Er habe es in einem Laden in der Rue de Rennes gesehen, hat er gesagt, und da habe er es für fünfzehn Francs gekauft. Es scheint ein persischer Teppich zu sein. Er sagte noch, du hättest ihn einmal nach dem Sinn des Lebens gefragt, und das sei die Antwort darauf. Aber er war furchtbar betrunken.«
    Philip lachte.
    »O ja, ich weiß. Ich werde ihn abholen. Es war eine seiner Lieblingsbemerkungen. Er sagte, ich müsste die Antwort selbst herausfinden, sonst wäre sie bedeutungslos.«
    66
     
    Die Arbeit ging Philip nun leicht von der Hand; er hatte eine Menge zu tun, weil er im Juli alle drei Teile des ersten Examens ablegen musste, weil er bei den ersten zwei durchgefallen war; aber das Leben schien ihm wieder angenehm. Er schloss eine neue Freundschaft. Lawson hatte auf der Suche nach Modellen ein Mädchen entdeckt, das beim Theater war und Zweitbesetzungen übernahm. Um sie leichter dazu zu bewegen, ihm einmal Modell zu stehen, arrangierte er eines Sonntags eine kleine Tischgesellschaft. Sie brachte sich eine Anstandsdame mit, und Philip wurde als Vierter eingeladen, um diese Frau zu unterhalten. Es fiel ihm sehr leicht, denn es stellte sich heraus, dass sie eine angenehme Plaudertasche war und amüsant erzählen konnte. Sie lud Philip ein, sie einmal zu besuchen; sie wohne am Vincent Square und sei stets gegen fünf zum Tee zu Hause. Er ging hin, war entzückt von der Art, wie er empfangen

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