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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Hand nach der Karte aus.
    Auch Mythor zögerte. So erleichtert er darüber war, daß es nicht zum Äußersten hatte kommen müssen, so sehr bezweifelte er doch, daß der Kannibale größere Macht über die Steine hatte als er selbst.
    Doch hatte es sich nicht schon oft genug gezeigt, daß Siebentag mehr war, als er zu sein vorgab?
    Fronja nahm ihm die Entscheidung ab. Wortlos reichte sie Siebentag die Karte Caerylls. Plötzlich wie von einem inneren Zwang gelenkt, gab der Gorganer seine Steine hinzu.
    »Nun laßt mich mit Robbin allein«, bat der Kannibale.
    »Wozu?« Sofort erwachte Mythors Mißtrauen erneut. »Wozu mußt du allein sein, wenn du nichts zu verbergen hast?«
    »Ich kann die Karte nur lesen, wenn Robbin und ich allein hier sind. Das muß euch genügen. Wollt ihr nun wissen, wohin uns der Wirbel verschlagen hat, oder nicht?«
    Er ließ ihnen keine Wahl. Mythor nickte Fronja zu und machte Gerrek und Nadomir ein Zeichen. Siebentag sah ihnen nach, wie sie an Deck stiegen, und packte Robbin am Bein, als der ihnen geschwind folgen wollte.
    »Du bleibst hier. Ich lese die Karte. Du wirst uns führen müssen und daher jedes Wort aufnehmen, das ich dir sage, wenn ich nicht ich selbst bin!«
    Diese seltsame Ankündigung und die erwachende Neugier machten es dem Pfader etwas leichter, sich in sein Schicksal zu fügen.
*
    »Sie sind noch da«, flüsterte Nadomir. Er zupfte an Mythors Hand, nachdem der Gorganer die Klappe geschlossen hatte. »Sieh dort, bei den Aasen!«
    Der Gorganer kniff die Augen zusammen und zuckte die Schultern.
    »Mir ist nicht nach Späßen zumute, Nadomir. Wer soll dort sein?«
    »Diese… Geister!«
    »Ich sehe nichts«, stellte Fronja fest.
    »Nein«, sagte auch Gerrek, Nadomirs letzte Hoffnung. »Du irrst dich. Vielleicht war das, was du gesehen haben willst, nur eine Luftspiegelung. Laßt mich jetzt alle in Ruhe. Mir ist so furchtbar schlecht…«
    Fast grün im Gesicht, schleppte er sich über das Deck und fand einen Platz zwischen zwei Kisten. Die Amazonen, allen voran Burra, machten ihrer inneren Anspannung durch Flüche Luft. Einige blickten erwartungsvoll zu den Gefährten herüber.
    Nadomir sah die Geister und hatte den Eindruck, daß sich ihre Umrisse inzwischen weiter verfestigt hatten. Ihre nun wieder fast menschlichen Gesichter schienen ihn anzugrinsen, auf ihn zu starren aus schwarzen, leeren Augen.
    Die Aasen, das spürte der Königstroll deutlicher als zuvor, waren in großer Gefahr, und vielleicht nicht nur sie. Sollte er sie warnen?
    Er ahnte, daß sie ihn ebenso verlachen würden wie die anderen. So also beschloß er, die Geister vorerst weiter zu beobachten.
    Obwohl die Phanus noch immer schneller wurde, blieb die trügerische Ruhe. Den Amazonen war anzusehen, daß sie sich fast nach einem Gegner sehnten, dem sie mit ihren Klingen begegnen konnten. Einige gerieten bereits aneinander.
    Nadomir seufzte und schob sich auf eine Kiste. Mythor und Fronja standen beieinander und hielten sich an den Händen. Nadomir hörte nicht, was sie sagten, aber er konnte es sich denken. Beide bereuten die Heftigkeit ihrer Worte vorhin.
    Endlich schienen sie sich an ihn zu erinnern. Mythor setzte sich zu ihm und legte ihm einen Arm um die Schultern.
    »Wir scheinen uns in einer Strömung zwar schwerer, aber gut atembarer Luft zu befinden«, sagte er mit einem Blick in das nun rötliche Leuchten ringsum. »Solange Siebentag und Robbin ihr Glück mit der Karte versuchen, könntest du endlich berichten, wie es dir erging, Nadomir.«
    Er war mit seinen Gedanken woanders, unter Deck. Darüber konnte auch seine scheinbare Gelassenheit nicht hinwegtäuschen.
    Und auch er spürt es! durchfuhr es den Troll. Das, was sich uns die ganze Zeit über nähert!
    Nur widerstrebend begann Nadomir zu berichten. Aber das Reden tat gut. Der Klang der eigenen Stimme war etwas, an das er sich klammern konnte in diesem Meer aus sich zusammenballendem Verhängnis, das man nicht sah und nicht hörte.
    »Wir wollten in den Götterbergen eine Bastion des Lichtes gegen die Mächte der Finsternis schaffen«, sagte er, nachdem er erzählt hatte, wie er mit Steinmann Sadagar und Nottr zusammen in den Karsh-Bergen den Großen Alb besiegt hatte, woraufhin die beiden Freunde zum Koloß von Tillorn zogen, um Mythor dort zu treffen. »Mir zur Seite stand der ungalienische Waffenschmied Duprel Selamy, der den Eingeborenen die Kunst beibringen wollte, Eisen zu gewinnen und daraus Waffen zu schmieden. Dann tauchte eines Tages

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