Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman
nippte Janos nur am Wein und trank hauptsächlich Wasser. Er wusste, was kommen würde, und fühlte sich wie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde. Es war unausweichlich. Er wollte das so geschickt wie möglich lösen, aber wie sollte er es nur anstellen?
Er wartete ab. Sie waren bereits bei der Käseplatte, als sich Vejleborg mit der Serviette den Mund abwischte und ausholte.
»Wir sollten das mit der Bezahlung vielleicht jetzt klären. Um der lieben Ordnung willen.«
|380| »Selbstverständlich«, erwiderte Janos schnell. »Du sollst dein Geld bekommen. Du sagst mir wie viel, und ich überweise es dir.«
»Bares, gerne. Wenn wir es so regeln.«
Er hatte seine Stimme gedämpft. Janos sah sich um. Sie waren praktisch die einzigen Gäste im Restaurant, und er fand es lächerlich, hier die Paten-Mafia-Nummer abzuziehen.
»Bares, kein Problem, wenn dir das lieber ist.«
»Es gibt etwas, was mir viel lieber wäre, das weißt du schon. Ich gehe davon aus, dass Torben Smidt mit dir darüber gesprochen hat.«
»Mhm?«
Er versuchte möglichst unbedarft auszusehen, aber das schien ihm nicht zu gelingen. Vejleborgs Stimme klang verärgert.
»Jetzt stell dich nicht dumm, Janos. Es geht um meine Tochter, Marie. Sie steht auf der Warteliste. Sie stirbt, wenn sie nicht bald eine neue Niere bekommt.«
Janos sah ihm in die Augen. Er bemühte sich, die Ruhe zu bewahren, aber in seinem Kopf begann sich alles mit einer beängstigenden Geschwindigkeit zu drehen.
»Das mit deiner Tochter tut mir furchtbar leid. Auch für dich und deine Frau. Aber du weißt so gut wie ich, dass …«
»Ach, erspar mir deinen heiligen Vortrag. Torben hat mich schon darauf vorbereitet, dass es Schwierigkeiten geben würde.«
»Du hast ihm doch nicht von Lena erzählt? Das wäre respektlos.«
Vejleborgs Lächeln war alles andere als herzlich.
»O ja, so respektlos«, sagte er. »Hey, aufwachen! Hier spricht wohl der alte Janos. Wo ist der neue Janos, der sich ins Leben hinauswagt, um die Liebe seines Lebens zu retten? Heißt es nicht so: ›Love makes the world go around‹?«
»Money«, korrigierte Janos und merkte zu spät, dass er in die Falle getappt war.
»Ganz genau. Richtig erkannt! Und dennoch …«
Er beugte sich über den Tisch, und kleine Speicheltropfen regneten auf Janos nieder, als Vejleborg fortfuhr:
|381| »Du darfst nicht vergessen, dass auch ich aus Liebe handle. Ich liebe meine Tochter. Ich will, dass sie weiterlebt. Ist das ein Verbrechen?«
Janos schüttelte den Kopf.
»Überhaupt nicht. Das habe ich auch nicht gesagt.«
»Dann hilf mir. So wie ich dir geholfen habe.«
»Das ist unmöglich!«
»Torben ist da anderer Meinung.«
»Können wir das nicht mit Geld regeln?«
Er hörte seinen bettelnden Tonfall und hasste sich dafür. Er wollte fliehen, so schnell es ging. Aber wohin? Die Tatsache, dass Torben Smidt ein Mitwisser war, erschien ihm unerträglich. Das könnte das Ende seiner Karriere bedeuten.
»Sag mir einen Betrag, und ich bringe dir das Geld.«
»200000 Kronen.« Vejleborg sagte das so lässig, als würde er um den Bon an der Supermarktkasse bitten.
»Das ist Erpressung«, stieß Janos hervor. »Nenn es, wie du willst. Ich habe da keinen Dünkel, so wie gewisse andere Leute.«
Janos ließ die Neuigkeiten auf sich wirken und versuchte dann, seine Chancen zu ermessen. Ja, er hatte etwas zu verbergen. Aber Vejleborg hatte einiges mehr, was nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangen sollte. Wie wenig offenbar dazu gehörte, dass man begann, wie ein Verbrecher zu denken und zu handeln.
»Wo bekommst du eigentlich die Hornhäute her? Was für eine Garantie habe ich dafür, dass sie wieder gesund wird. Und wer versichert mir, dass die Qualität einwandfrei ist?«
Vejleborg hob die Arme und drehte die Handflächen nach oben.
»Du hast mein Wort.«
»Woher kommen sie?«, wiederholte Janos. »Aus dem Ausland? Von indischen Eltern, die ihre Kinder verkaufen, um über die Runden zu kommen?«
Er sprang auf und schleuderte die Serviette auf den Tisch.
|382| »Ich gehe. Ich werde Lena holen und sie mit nach Hause nehmen. Und du versprichst mir, dass sie wieder gesund wird.«
Vejleborg setzte wieder sein überhebliches Lächeln auf.
»Im Leben gibt es keine Garantien, wann wirst du das begreifen, Janos?«
»Du wirst dein Geld bekommen. 200 000 Kronen! Und nächsten Monat kommt dann die nächste Rechnung, stimmt’s? Ist Smidt mit von der Partie?«
Vejleborg schüttelte den Kopf. Er schien
Weitere Kostenlose Bücher