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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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Fußboden, mit leicht geöffnetem Mund und vollkommen überrumpelt von diesem Gegenangriff.
    Dicte nickte. Ihre Augen waren wieder trocken, und die Wut hatte den Schmerz der Wunde überdeckt, in der Torsten gebohrt hatte.
    »Ganz genau. Ich kann nicht nur schreiben, sondern auch sprechen. Unglaublich, nicht wahr?«
    Daraufhin verließ sie die Toilette ohne jede Eile.
     
    »Okay, lass uns mal davon ausgehen, es sei ein Serienmörder«, sagte sie, als sie wieder Platz genommen hatte. »Warum zwei Frauen und ein Mann? Und wie erklärst du die geographischen Distanzen?«
    »Die Zeit«, antwortete er. »Die globale Welt. Wir sind nicht die Einzigen, die sich weiterentwickeln. Darum kann man durchaus von einem Serienmörder ausgehen, der Nationalgrenzen überschreitet. In der Tat habe ich gerade eine Untersuchung zu diesem Thema fertiggestellt.«
    Er kaute auf seinem Daumennagel herum, und dabei fiel ihm eine Haarlocke in die Stirn. Früher hätte sie das charmant gefunden, mittlerweile ließ sie das kalt. Daher also wehte der |140| Wind. Er hatte sie auserwählt, damit sie seine Untersuchungsergebnisse mit der größtmöglichen Medienpower in die Öffentlichkeit trug. Und natürlich würden sie davon profitieren, wenn sie mit dem Stadion-Fall in Verbindung gebracht werden würden.
    Er schenkte ihr sein charmantestes Lächeln; ein altbekanntes Mittel.
    »Ich könnte dir die Exklusivrechte für die Veröffentlichung geben«, versuchte er sie zu locken. »Wir haben drei Jahre lang daran gearbeitet, ein Doktorand und ich. Wir haben mehrere Mörder in Gefängnissen aufgesucht und befragt, hier in Dänemark und in sieben anderen europäischen Ländern. Die Ergebnisse sind relativ einzigartig.«
    »Zwei Frauen und ein Mann«, wiederholte sie. »Ein bisexueller Serienkiller?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Dafür kann es viele Erklärungen geben. Der Mann kann ein Irrtum sein, ein Ablenkungsmanöver. Oder ja, es kann natürlich auch sexuell motiviert sein. Was für Informationen hast du über die anderen Fälle?«
    »Wenig.«
    »Vielleicht solltest du versuchen, mehr in Erfahrung zu bringen.«
    Sie sah auf die Uhr. Er war später geworden, als sie geplant hatte, und sie wusste, dass Bo zu Hause saß und litt wie ein Hund. Das tat er immer, wenn sie sich mit Torsten traf, obwohl er das niemals zugegeben hätte.
    Sie stand auf.
    »Ich werde darüber nachdenken. Vielen Dank für die Einladung, wir hören voneinander.«
    Auch er erhob sich ein Stückchen. Sie hatten zwar nicht abgesprochen, wer das Essen bezahlen würde, aber in Anbetracht seines Anliegens war das eindeutig seine Aufgabe. Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lief zum Ausgang.
    |141| »Die Lämmer, Dicte«, hörte sie hinter ihrem Rücken. »Vergiss die Lämmer nicht.«
    Sie drehte sich zu ihm um und rief sich in Erinnerung, dass sie damals wenigstens sich hatte retten können. Sie war das entlaufene Lamm, und nicht mit ihr sollte er Mitleid haben, sondern mit denen, die im Gatter geblieben waren.
    Sie zeigte ihm den Mittelfinger und lächelte.

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    Kapitel 21
    »Arne Bay?«
    Der Mann vor Wagner starrte durch ihn hindurch. Kein einziger Gesichtszug verriet, dass er die Frage gehört hatte. Nicht einmal ein Nicken.
    »Wir hoffen sehr, dass Sie mit uns zusammenarbeiten werden und unsere Fragen bezüglich ihrer Aufenthaltsorte vom vergangenen Samstagabend beantworten«, fuhr Wagner fort. »Je präziser Ihre Angaben über Ihre Aktivitäten sind, desto schneller sind Sie hier wieder draußen.«
    Arne Bay drehte den Kopf zum Fenster. Dann gähnte er lauthals und streckte sich in seinem kurzärmeligen T-Shirt, so dass seine Tätowierungen auf den Ober- und Unterarmen zur Geltung kamen. Aber noch immer sagte er kein Wort.
    Jan Hansen, der neben Wagner saß, räusperte sich.
    »Wir haben eine Zeugin, die gesehen hat, wie Sie am Sonntagmorgen gegen ein Uhr die Diskothek Waxies in der Frederiksgade verlassen haben. Erinnern Sie sich daran?«
    »An die Zeugin?« Endlich machte Arne Bay den Mund auf. »Das kommt darauf an, wie groß ihre Titten waren. Ich erinnere mich nur an Titten ab einer bestimmten Größe«, fügte er hinzu.
    Wagner seufzte leise. Das würde nicht leicht werden. Die Leute vom Geheimdienst hatten ihn vorgewarnt, dass Bay ein harter Hund war. Bisher war es niemandem gelungen, ihn in einem Verhör |142| zu knacken, und er war nicht nur wegen Kleindelikten angezeigt worden. Unter anderem hatte er wegen Vergewaltigung

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