Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman
gesessen.
»Können Sie uns bitte Ihre Aktivitäten am Samstagabend von 19:00 Uhr an darstellen?«
Arne Bay sah ihm direkt in die Augen. Dann kippelte er mit dem Stuhl nach hinten und machte mit der rechten Hand Schüttelbewegungen, die unmissverständlich waren.
»Meint ihr diese Art von Aktivitäten?«, fragte er. »Darüber wisst ihr Heinis doch viel besser Bescheid. Ihr macht doch den ganzen Tag nichts anderes, als euch einen runterzuholen.« Dann ließ er den Stuhl wieder nach vorne kippen. »Zumindest könnte man das glauben, so wie ihr in diesem Fall im Dunkeln tappt. Und jetzt erwartet ihr, dass ich euch aus eurem Sumpf ziehe? Fuck my ass!«
Wagner konzentrierte seinen Blick auf den Mann vor sich, während Hansen neben ihm nervös auf dem Stuhl rumrutschte. Vielleicht hätte er doch lieber Ivar K zu dem Verhör mitnehmen sollen. Aber man musste allen die gleichen Chancen geben, und außerdem war Hansen durchaus in der Lage, in entscheidenden Situationen aus sich herauszukommen.
»Flunitrazepam. Sagt Ihnen das was?«, fragte er Arne Bay. »Sie kennen das wahrscheinlich unter
Rohypnol
.«
Bay gab keine Antwort.
»Dieser Stoff wurde in großen Mengen im Blut von Mette Mortensen gefunden.«
Noch immer keine Reaktion.
»Jemand muss ihr das in den Drink geschüttet haben. Sie haben ihr einen Drink ausgegeben, stimmt das?«
Bay heftete seinen Blick auf eine Stelle an der Wand hinter ihnen.
»Es ist ja wohl nicht verboten, einer Muschi einen Drink zu spendieren?«
»Wie finden Ihre Freunde von der Dansk Front das eigentlich, |143| dass sie eine Mulattin als Freundin haben?«, fragte Hansen plötzlich.
Wagner konzentrierte sich auf Arne Bays Gesicht. Hansen hatte ins Schwarze getroffen, denn die Oberlippe des Mannes verzog sich zu einem Zähnefletschen.
»Sie ist nicht meine Freundin, sie ist meine Sklavin. Und die Dansk Front ist nur ein Haufen impotenter Schwuchteln.«
Die Worte waren so hart, wie seine Stimme klang.
»Sie wird das bestimmt schade finden, wenn sie erfährt, dass Sie wegen des Mordes an Mette Mortensen beschuldigt werden, glauben Sie nicht?« Hansen ließ nicht locker. »Wo soll sie dann den Sex herbekommen? Mit ihrem Mann ist ja nicht mehr viel anzufangen. Der sitzt im Rollstuhl und ist vom Hals abwärts gelähmt.«
Der Geheimdienst hatte ihnen zum Glück ein kurzes Briefing zukommen lassen. Wagner war sich nicht sicher gewesen, ob diese Informationen überhaupt einen Nutzen haben könnten. Aber die Reaktionen des Mannes ließen die Vermutung zu, dass es mit ihrer Hilfe gelingen könnte, seine Mauern einzureißen. Er hatte sehr schnell die Fassung wiedergewonnen, allerdings schien seine Wut jetzt eine andere Qualität bekommen zu haben.
»Fick dich!«
»Es war ihre Schuld, dass er im Rollstuhl landete«, fuhr Hansen gnadenlos fort. »Sie waren im Urlaub in Italien, als sie nach einer feuchtfröhlichen Nacht auf dem Nachhauseweg mit dem Wagen eine Böschung hinunterfuhr. Seit diesem Tag ist sie in der Stadt auf der Suche nach hartem Sex.« Hansen beugte sich vor. »Sie sind sich hoffentlich im Klaren darüber, dass sie nur den Sex will, oder? Sie könnten sich genauso gut einen Sack über den Kopf ziehen.«
Es geschah so plötzlich, dass sie keine Chancen hatten, es kommen zu sehen. Arne Bay stieß den Stuhl zurück, warf sich quer über den Tisch und versetzte Jan Hansen einen Kinnhaken. Wagner konnte förmlich den Kiefer knacken hören.
»Du lügst, du schwules Arschloch!«
|144| Wagner sprang hoch und riss die Tür zum Gang auf.
»Wir benötigen Hilfe hier drin.«
Als die zwei Beamten in den Raum kamen, hatte Arne Bay Hansen in den Schwitzkasten genommen.
»Ganz ruhig. Wir klären das hier ganz vernünftig«, beschwor ihn der eine Beamte.
»Fick dich«, sagte Bay mit eiskalter Stimme.
Aber so plötzlich, wie der Angriff erfolgt war, so plötzlich ließ er Hansen los, schubste ihn fast liebevoll in den Rücken und setzte sich ganz ruhig zurück auf seinen Stuhl. Er zuckte mit den Schultern.
»Ihr könnt mich nicht treffen. Ihr glaubt, ihr könntet, aber es gibt keinen Punkt, ihr könnt mich nicht treffen. Ich bin unverletzbar.«
Hansen rieb sich den Kiefer, aber winkte den beiden Beamten zu, dass sie wieder draußen Position beziehen konnten.
»Sie wissen, dass wir Sie wegen Gewalt gegen einen Polizeibeamten im Dienst anzeigen können?«, sagte Hansen.
Arne Bay lächelte.
»Aber das tut ihr nicht«, sagte er. »Ihr wollt nämlich lieber von mir hören, was ich
Weitere Kostenlose Bücher