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Der Metallschwarm

Der Metallschwarm

Titel: Der Metallschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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kräftig gebaute Mann erwiderte den Blick, ohne irgendwelche Gefühle zu zeigen. Zhett war ebenfalls zugegen, stand mit geradem Rücken und vermied es, ihn anzusehen. Patrick hatte gehofft, Schmerz oder ein wenig Kummer in ihrem Gesicht zu erkennen. Er wünschte sich, dass sie zu ihm lief und ihn festhielt, ihn daran hinderte, über die Planke zu gehen, aber sie rührte sich nicht von der Stelle.
    »Patrick Fitzpatrick III., Sie wissen, warum Sie hier sind«, sagte Kellum, und seine Stimme hallte laut übers Deck.
    Patrick atmete tief durch und sah zu dem einen Meter breiten Weg ins Nichts. »Na schön.« Man erwartete von ihm, dass er freiwillig auf die Planke trat und in die Tiefe von Golgen sprang, aber er wusste nicht, ob er genug Mumm dafür hatte.
    Das Wolkenmeer erschien ihm ruhelos, sogar voller Groll. Patrick dachte noch einmal an all die Fehler, die er gemacht hatte, und an ihre weitreichenden Konsequenzen. Er wollte niemanden dazu zwingen, ihn von der Planke zu stoßen, und erst recht nicht in Zhetts Beisein um sein Leben flehen. Nein, das auf keinen Fall. Zwar hatte sie in keiner Weise auf seine Entschuldigungen reagiert und zeigte ihm noch immer die kalte Schulter, doch sie sollte ihn nicht als Feigling in Erinnerung behalten. Er trat auf die Planke. Ohne Geländer und ein weites Deck um ihn herum fühlte er sich plötzlich von Schwindel erfasst. Voller Bitterkeit dachte er daran, wie peinlich es wäre, das Gleichgewicht zu verlieren und einfach von der Exe- kutionsplanke zu stolpern.
    Er straffte die Schultern und warf einen letzten Blick über die Schulter zu Zhett. Sie erschien ihm blasser, und die Lippen waren zusammengepresst. Ein Funkeln in ihren Augen deutete vielleicht darauf hin, dass sie Tränen zurückhielt. Es gab ihm ein wenig Kraft. Seine Reise hierher war nicht ganz umsonst gewesen.
    »Ich akzeptiere die Strafe«, sagte er. »Ich weiß, dass ich großen Schmerz verursacht habe, und ich hoffe, dass mein Tod den Leidenden ein wenig Linderung verschafft.«
    Von Zhett kam ein Geräusch, das sich wie ein unterdrücktes Schluchzen anhörte. Sie wandte sich halb ab, und das Haar fiel ihr vors Gesicht.
    Patrick machte einen weiteren Schritt. Der am Geländer stehende Kellum schien zufrieden zu sein. Patrick war nicht böse auf Zhetts Vaters. Dem Clan-Oberhaupt waren durch die eigenen Regeln die Hände gebunden. Patrick räusperte sich. »Ich hoffe, du überwindest irgendwann den Hass auf mich, Zhett.« Er überlegte, ob er ihr sagen sollte, dass er sie liebte, fürchtete aber, dass sie glaubte, er wolle sie manipulieren. Außerdem: Wenn Zhett wirklich davon überzeugt war, dass er die Strafe verdiente, würde das Ge- ständnis seiner Liebe kaum etwas daran ändern.
    Patrick sah wieder nach vorn, über die Planke und in die Leere. Unter ihm erstreckte sich das Wolkenmeer von Golgen, tief und dazu bereit, ihm den Tod zu bringen. Del Kellum biss sich auf die Lippe. Die Verwalter der anderen Wolkenminen wirkten unruhig und angespannt.
    Noch ein Schritt. Die Umgebung schien von Patrick fortzurücken, an Realität zu verlieren. Und noch ein Schritt. Das Ende der Planke befand sich vor ihm, und dahinter erwartete ihn tödliche Leere.
    Hinter ihm erklang eine Stimme wie das Lied eines Engels. »Warte! Bleib stehen!«
    Patrick erstarrte wie von einem Fesselfeld erfasst. Er sah nicht zurück und starrte in die wogenden Wolken.
    »Warte!«, rief Zhett erneut. »Na schön. Ich spreche für ihn. Richtet ihn nicht hin. Ich will keine Ausflüchte machen, aber ... aber er bedauert, was er getan hat. Lasst ihn auf eine andere Art und Weise büßen. Beim Leitstern, ich ertrage es nicht, ihn sterben zu sehen!« Patricks Knie wurden immer weicher - wenn er jetzt das Bewusstsein verlor, fiel er über en Rand der Planke und in die Tiefe. Zhetts Stimme war voler Gefühl, als sie sich an ihren Vater wandte. »Rette ihm das Leben, Vater, ich bitte dich!«
    Patrick drehte den Kopf und sah, wie Zhett die Hände ihres Vaters ergriff. Sie erschien ihm schöner als jemals zuvor, obwohl er sie durch einen Dunstschleier vor seinen Augen sah.
    »Sei nicht stur, Vater. Du weißt, dass dies nicht richtig ist. Lass ihn zurückkommen.«
    Kellum hob die Arme. »Also gut, ihr habt es gehört! Ein Roamer hat für diesen Mann gesprochen. Holt ihn von der Planke.« Das Clan-Oberhaupt wirkte sehr erleichtert und brummte. »Wurde auch Zeit, verdammt. Wie lange sollte dieses Affentheater denn noch dauern?«
    Schwach und desorientiert wankte

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