Der Metzger geht fremd
fahren und nehm dich mit!«
Mitgenommen wird der Willibald dann von Günther Kaiser – obwohl der gar nicht wegfahren müsste. »Glaubens ja nicht wirklich, dass ich Sie hier wieder alleine aussetze, jetzt, wo Ihnen der Benedikt Friedmann auf den Fersen ist!«
Ganz erfüllt ist der Metzger von seinem Besuch hier am Kaiser-Hof, deshalb kann er gar nicht anders und bittet ein zweites Mal ums Telefon. Er muss jetzt einfach kurz seine Danjela hören, Schonung hin oder her. Sie braucht ja nichts von seinem düsteren Abenteuer zu erfahren.
Zuvor informiert er noch schnell den Anrufbeantworter von Sascha Friedmann über den bevorstehenden freundlichen »Heimtransport«. Dann ist es so weit.
Weil sie der Willibald alle kennt, die paar in seinem Handy eingespeicherten Telefonnummern, wählt er nun liebevoll die für ihn einzige bedeutsame Ziffernfolge. So schnell kann aus einer inneren Erfüllung Leere werden. »Liebevoll« schaut nämlich anders aus: Fremd ist die Stimme am andern Ende der Leitung, so hat er seine Danjela noch nie erlebt. Es dauert endlose Minuten, bis er nach dem heftig anklagenden Redeschwall seiner Liebsten endlich eine Erklärung abgeben kann: »Danjela, beruhig dich, ich hab es verloren. Einfach verloren. Wie soll ich da hören, wenn es läutet?«
Dann folgt eine improvisierte, belanglose und vor allem reumütige Handyverlustmeldung, bei der sich der Metzger jede Berichterstattung über sein kleines Intermezzo verkneift.
Hörbar fällt der Djurkovic ein Stein vom Herzen: »Hauptsache bist du nicht verloren! Hast du also gar nicht gelesen meine SMS?«
Es folgt nun vice versa die mündliche Überlieferung der aktuellen Djurkovic-Erkenntnisse, allerdings ohne jede Zensur, was den aus dem Djurkovic-Herzen gefallenen Stein direttissimo in das immer schwerer werdende Rucksackerl auf Willibalds Schulter befördert. Mittlerweile hat sich das angesammelte Wissen doch zu einer nicht unerheblichen Last summiert.
Es geht dann ziemlich rasch, bis im Metzger-Hirn infolge der Berichterstattung über das »Xaver« vor »Jakob Förster« und das am Ring eingravierte Geburtsdatum der Brückenschlag zu der Gewissheit erfolgt, warum ihn Benedikt Friedmann abermals sprechen wollte und wohin dieser jetzt unterwegs sein könnte.
Verdammt, der hat die SMS gelesen!, schießt es dem Willibald durch den Kopf.
»Danjela, bitte, geh aufs Zimmer, bis ich da bin!«
»Warum?«
»Ich bitte dich, tu es einfach und vertrau mir! Wenn dich wer von der Rezeption verständigt, weil dich ein Friedmann, ein Förster oder weiß der Teufel sprechen will, bleibst du am Zimmer. Ausnahmslos!«
»Aber bin ich noch nicht fertig mit Nachmittagsbehandlung! Hab ich noch Maniküre!«
»Der Einzige, der dich heute noch an der Hand nimmt, bin ich, verstanden?«
»Wart ich halt brav in Zimmer auf überraschende Nachmittagsbehandlung durch überraschende strenge Willibald!«
Nach Beendigung des Telefonats meint der Metzger zu Günther Kaiser: »Das ist wirklich lieb von Ihnen mit dem Heimtransport. Wir fahren gleich direkt zum Sonnenhof, am besten mit Höchstgeschwindigkeit!«
Dann steigen die Herren in den Wagen, einen alten Volvo Kombi. Die Franzi schimpft wie ein Rohrspatz, weil sie nicht auf dem Rücksitz Platz nehmen darf, zumindest bis zur väterlichen Frage: »Und wer besorgt dem Max seine Maus?«
48
E R KLOPFT . S ICH E INLASS ERBITTEN oder ermöglichen und dann direkt die Dinge ansprechen, ohne Zurückhaltung, nur so hat er eine Chance auf ihre Offenheit.
»Wer ist da?«, hört er durch die geschlossene Tür.
»Ich bin's, Jakob Förster! Liebe Frau Djurkovic, Sie sind vorhin so schnell aus meinem Büro verschwunden! Dabei hätte ich gerne noch was mit Ihnen besprochen! Könnten wir uns vielleicht noch einmal kurz unterhalten, das wäre toll!«
»Warum?«
Warum? Das ist alles? Mit so einem fremden Unterton. Damit hat er nicht gerechnet.
»Das würde ich lieber unter vier Augen besprechen!«
»Unter vier Augen? Warum?«
Sie muss nun direkt hinter dem Eingang stehen. Warum klingt sie plötzlich so unglaublich distanziert? Er geht ganz nah an die Tür und wird deutlich leiser.
»Eine persönliche Angelegenheit. Ich möchte Ihnen etwas Wichtiges erzählen und brähte da Ihren Rat, Frau Djurkovic. Irgendwie hab ich Vertrauen zu Ihnen, müssen Sie wissen!«
Es folgt eine lange Gedankenpause. Ihre Atemzüge sind zu hören, mit irgendetwas hat sie zu kämpfen. »Vielleicht später, rufen Sie an, bevor ich geh zu
Weitere Kostenlose Bücher