Der Metzger holt den Teufel
ich würde niemals, wirklich niemals mit einem Vorgesetzten ins Bett steigen, so schön kann der gar nicht sein! Mein Name ist Irene Moritz, ich bin hier, weil mich Kommissar Pospischill zur Dienstbesprechung herbefohlen hat. Gerhard Kogler kommt noch, Herbert Homolka, den kennen Sie ja schon, kommt nicht, der ist krankgemeldet, und alles Weitere müssen Sie mit Ihrem Freund hier besprechen.«
»Metzger, es ist so viel passiert, ich hatte keine Wahl, und dass ich gestern eingeschlafen bin, tut mir leid. Wir haben hier ganz in der Nähe einer prekären Angelegenheit nachzugehen. Die beiden Kollegen waren schon vor Ort, und weil wir uns möglichst abgeschottet besprechen müssen, hab ich sie kurz hergebeten. Wie gesagt: Es handelt sich um eine wirklich äußerst heikle Angelegenheit!«
Nervös klopft Eduard Pospischill mit dem Bügel seiner Brille auf den Couchtisch. Auffordernd ist sein Blick, vielsagend die eingeschobene Gesprächspause.
Der Metzger kennt sich aus: »Wenn du mir gerade verdeutlichen willst, dass ich aus Datenschutzgründen oder warum auch immer das Feld räumen soll, zeig ich dich an wegen Hausfriedensbruchs. Das kann ich ja dann gleich bei Ihnen machen, Frau Moritz, oder?«
So erlebt der Metzger also die erste Dienstbesprechung seines Lebens und erkennt dabei den kleinwüchsigen, kahlköpfigen, abgemagerten Kettenraucher Eduard Pospischill nicht wieder. Ein gestandenes Mannsbild mit Durchschlagskraft präsentiert sich dem Metzger da in seinem eigenen Wohnzimmer, absolut fokussiert, nicht nur wegen seiner lesetechnisch notwendigen, an der Nasenvorderkante getragenen Hornbrille. Messerscharf ist sein Verstand, unmissverständlich seine Autorität und klar seine Direktiven.
Was dem inzwischen hinzugekommenen Gerhard Kogler und dem fehlenden Herbert Homolka auch trotz Schnauzbart an Männlichkeit fehlt, macht Irene Moritz wieder wett. Nicht durch Mangel an Weiblichkeit, sondern durch ihre resche, schlagkräftige, ja durchwegs Angst einflößende Art.
Von Irene Moritz verhört werden? Nein danke.
Nein danke, fällt dem Metzger dann auch zu dem ein, was durch sein Eindringen in die eigene Mansardenwohnung ans Tageslicht kommt. Da wäre er gern noch ein Stündchen länger ausgesperrt geblieben.
25
»W O KAM ES HER ?«
»In etwa von dort drüben!«
Annabelle Wertheim-Müllner, die Erzfeindin der ermordeten Galina Schukowa, ist also abgängig.
Aufgefallen war das ihrer Familie beim Antritt derHeimreise vom Palais Mühlbach in Richtung der eigenen Feudalvilla am Stadtrand, da dachte man noch, sie, die doch so gern Männerherzen brach, sei bei jemand anderem eingestiegen. Dann konnte man sie nicht erreichen, da dachte man noch, sie sei mit dem, bei dem sie eingestiegen war, auch irgendwo abgestiegen. Dann wurde Sonntagabend das Abonnementenkonzert des Orchesters ohne sie begonnen, da dachte man dann schon, ein weiteres Männerherz könnte gebrochen worden und ihr in weiterer Folge gefährlich zugestiegen sein, zügelte die Sorge aber mit der Tatsache, dass das Töchterchen Annabelle nicht nur ein guter Schütze sei, sondern auch stets eine kleine Pistole mit sich trug.
Dieser Pseudoberuhigungsversuch funktionierte nur bis in die frühen Morgenstunden. Um fünf Uhr wurde die Kriminalpolizei alarmiert, und gegen sieben Uhr wurde Willibald Adrian Metzger unfreiwillig nicht nur anwesender, sondern auch mitteilender Teil einer Dienstbesprechung.
»Was heißt, du hast sie gehört?«
»Gestern um halb zwei in der Nacht hab ich sie spielen gehört, mitten im Wald, da bin ich mir absolut sicher. Ich hab auch einen Zeugen beziehungsweise eine Zeugin!«
»Auf was warten wir!«
Nun ist es acht, die Vögel zwitschern, Eugen von Mühlbach vertritt seinen abwesenden Vater, und Willibald Adrian Metzger vertritt sich im Kiefernhorst des Adelsgeschlechts abermals die Füße. Vor ihm ein uniformierter Beamter mit Spürhund, hinter ihm Gerhard Kogler und der Freiherr junior, neben ihm Eduard Pospischill.
»Kannst du das einschränken? Von dort drüben ist etwas vage!«
Das war nun die zweite Nacht, die der Metzger mehr oder weniger auf seinen Schlaf verzichten musste, entsprechend schlecht ist er auf den Kommissar zu sprechen:
»Bin ich der Spürhund da vorne? Ich weiß nur, es war links vom Kiesweg und ein ziemliches Stückchen weg!«
Schweigend wird dahinmarschiert, dann zeigt der Hund Unruhe, die Leine spannt sich so wie die Nerven der Beteiligten, es folgen ein Gewinsel und schließlich ein
Weitere Kostenlose Bücher