Der Metzger holt den Teufel
Ordnung. Und froh ist er, der Metzger, über dieses prompte, diensteifrige Erscheinen, denn auch wenn er mittlerweile von zwei sehr eigenwilligen Herren als deren einziger Freund bezeichnet wird, trifft diese Bezeichnung aus der Sicht des Restaurators ausschließlich auf den Hausmeister zu.
Gut, der Wollnar ist ein vom Leben geprügelter Mann, aber die Vorherrschaft seiner Ex Zusanne Vymetal, der ehemals besten Freudin Danjela Djurkovic’, war dann der Prügel zu viel. Ihre Kontrollsucht, so bezeichnete das der Metzger, also ihr Beschützerinstinkt, so bezeichnete das die Vymetal, erweckte immer mehr den Eindruck, sie hätte ihn adoptiert. Und weil sich Zusanne Vymetal im Lauf der Zeit immer weniger als heißer Feger denn als grober Besen herausstellte, wurde dem Wollnar beim Stiegenhauskehren klar: Der Umgang mit nureinem Besen reicht ihm vollkommen – womit die Beziehung ziemlich wortlos ein Ende fand.
So endet dieser Tag für Willibald Adrian Metzger sowohl menschlich also auch kulinarisch bestens versorgt am Wollnar-Sofa, und das kennt er ja schon zur Genüge.
Was er dann am nächsten Morgen in seiner Wohnung findet, kennt er allerdings nicht. Diesmal wird sein Läuten erhört, auch wird die Tür geöffnet; was nicht geöffnet wird, ist sein Tor zur Erinnerung. Denn gesehen hat er sie noch nie, der Metzger, diese Person, die da vor ihm steht. Kein Funken an Erstaunen ist der jungen Dame anzumerken, der in Gegenwart des Restaurators durchaus ein »Papa« über die Lippen kommen könnte. Mit einer Selbstverständlichkeit, als stünde ihr Name am Türschild, macht sie keinerlei Anstalten, den Metzger hereinzubitten, sondern erklärt in striktem Ton: »Wer sind Sie, und was wollen Sie hier?«
Der Metzger ist selten sprachlos, jetzt weiß er aber wirklich nicht weiter, worauf die Dame fortfährt: »Ich schätze mal, die Bibel auslegen. Danke, wir brauchen keine Erleuchtung!«
Dann fällt die Tür ins Schloss.
Im Metzger ist der Entscheidungsprozess »Lachen oder Wüten« noch nicht abgeschlossen, trotzdem läutet er abermals, entdeckt in den Augen seines Gegenübers einen Hauch von Wüten und entscheidet sich für den Humor: »O doch, eine kleine Erleuchtung kann jeder brauchen!«
»Ich fass es nicht, mit eurer Hartnäckigkeit schafft ihr es noch zu einer anerkannten Weltreligion. Ich hab wirklich Dringenderes zu tun!«
»Ich auch. Die Toilette besuchen können wäre jetzt zum Beispiel fein – und zwar in meiner Wohnung!«
»Na, dann sind Sie hier falsch!«, meint die Dame noch, dann dürfte ihr Hirn doch zu arbeiten beginnen. Deutliche Zeichen der Unsicherheit mischen sich in ihren harschen Blick.
»Da wär ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher. Gestatten, Willibald Adrian Metzger, die Initialen meines Namens, da müssten Sie aber jetzt schon auf meine Seite wechseln, stehen hier am Türschild, die Schlapfen an Ihren Füßen haben Größe 43 und sind von mir, und der Kaffee in Ihrer Hand kommt aus meiner Küche, vom Häferl ganz zu schweigen!«
Und während Eduard Pospischill geschäftig ins Vorzimmer tritt, widmet sich auch der Metzger seinem Geschäft, würdigt den Hausbesetzer keines Blickes und verschwindet auf dem WC: »Aber Zuhörer brauch ich keine, ab ins Wohnzimmer und Tür zu!«
Und weil für den Willibald ein guter Tag mit einem gründlichen Toilettenaufenthalt beginnt, dauert seine Rückkehr ein Weilchen. Auf jeden Fall ausreichend lang, um das im Wohnzimmer wartende Pärchen die Peinlichkeit des eben Geschehenen auch ausreichend auskosten zu lassen. Dann bricht er das betretene Schweigen: »Bevor Sie sich nun bei mir vorstellen, Gnädigste, sei dir versichert, Pospischill: Dein Aufenthalt hier ist somit beendet. Das muss ja selbst in deinen Dickschädel hineingehen, dass das Aussperren eines Wohnungseigentümers über Nacht zum Zwecke der heimlichen Lustbefriedigung eines verheirateten Mannes mit einer Dame, die im Übrigen jene Tochter sein könnte, die genau dieser verheiratete Mann seiner eigenen Frau bis datonoch nicht geschenkt hat, absolut inakzeptabel ist, noch dazu, wenn der Hauseigentümer die Ehefrau persönlich kennt!«
Jetzt entscheidet sich auch die Dame für ein Lächeln: »Herr Metzger, Ihre Phantasie in allen Ehren! Aber erstens ist mir mein Verhalten von vorhin wirklich äußerst unangenehm, bitte verzeihen Sie, aber obwohl ich schon so viel von Ihnen gehört und sogar mehrmals indirekt mit Ihnen zu tun hatte, wusste ich ja nicht, dass Sie das sind. Und zweitens,
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