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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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mit fünfzehn, ihrem puppenhaften Aussehen entkommen wollte – und ihr luftiges Kleid, mit dem der Wind spielte, erregten seine Aufmerksamkeit, wobei er sich ausmalte, wie es wohl unter dem Stoff aussah.
    Kaum hatte er Gott Alzamora eine weitere Abordnung möglicher Schäfchen geschickt, begrüßte López-Cuervo II meine Flor und bot an, dass man sie und Tita begleite. Beim Durchqueren des Bahnhofs beobachtete die Tita, wie Pater Alzamora scharenweise die Männer abfertigte, die dort festgehalten wurden. Einige ließen sie in die Ortschaft hinaus, andere schickten sie in die Viehwaggons eines weiteren Zuges. Ihr entgingen auch nicht die schwerbeladenen Taschen mancher Soldaten, vollgestopft mit den Habseligkeiten derer, denen man erlaubte, in Paitanás zu verweilen.
    Als meine Frauen an unserem Bibelverdreher vorbeikamen, nutzte die Tita die Gelegenheit, ihm einen Tritt in den Hintern zu versetzen. Niemand bemerkte diesen verstohlenen, aber kräftigen Fußtritt, der den Pfaffen vornüber wanken ließ. López-Cuervo II konnte ihn gerade noch rechtzeitig auffangen, bevor er zu Boden ging.
    »Aber was soll denn das, Mädchen?«, fragte Alzamora entgeistert.
    »Tut mir leid, Señor Alzamora, das Kind ist ein wenig überdreht nach der langen Fahrt«, sagte Flor errötend und zog hastig am Arm ihrer Tochter.
    Der Pfaffe wollte das ihm widerfahrene Unrecht schon zum Himmel schreien, als ihm aber klar wurde, dass dieses Mädchen meine Tochter war, überlegte er es sich zweimal. Er wollte sein Geheimnis mit der Trini doch lieber für sich behalten.
    »Eines Tages wird mir noch das Herz stehen bleiben vor lauter Ärger, den du mir bereitest!«, fauchte Flor die Tita an.
    »Einer meiner Männer wird Sie begleiten«, sagte López-Cuervo II, darum bemüht, den Zwischenfall nicht aufzubauschen.
    Flor bedankte sich für dieses Angebot, zu überschwänglich, wie ich fand. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie sich vor ihm verneigt hätte. Unterdessen schaute die Tita sich um und vergewisserte sich, dass der Pfaffe ihr immer noch hinterherblickte. Aus sicherer Entfernung streckte sie ihm dann die Zunge heraus, um ihm zu zeigen, wie sehr sie verachtete, was er da im Bahnhof trieb. Schließlich wandte sie sich an López-Cuervo II, der sie mit seinen Blicken förmlich verschlang.
    »Danke, wir kennen den Weg. Nicht dass du uns hinters Licht führst, wie all die Pampinos hier, und uns ganz woanders hinbringst.«
    López-Cuervo II war längst dem Stachel ihres Naturells erlegen. Doch nachdem sie ihn derart hatte abblitzen lassen, wandte er sich wieder seinem Problem mit den Pampinos zu. Er brüllte, sie sollten sich gefälligst sputen, der neue Zug in Richtung Norden setze sich jeden Moment in Bewegung. Nichts hatte er mehr an sich von einem versöhnlichen Kerl, er war der Kommandant, jederzeit bereit, seine Hetzhunde von der Kette zu lassen.
    Endlich entdeckten die beiden mich. Sogleich riss die Tita sich von ihrer Mutter los und stürzte auf mich zu.
    »Dieses Kind sorgt noch dafür, dass ich einen Herzschlag kriege, Samu. Sie hat Pater Alzamora einen Tritt in den Hintern versetzt.«
    Geschieht ihm ganz recht, diesem Hampelmann, dachte ich, sagte aber natürlich nichts, um meine Flor nicht noch mehr in Rage zu bringen.
    »Stimmt das?«, fragte ich und strengte mich an, nicht zu grinsen.
    »Diese Mistkerle nutzen die armen Landsleute aus«, sagte die Tita trotzig.
    Später bestätigten einige Nachbarn, sie hätten ein Goldkreuz, einen Ring oder was auch immer herausgeben müssen, um nach Paitanás durchgelassen zu werden. Unser Kind hatte vollkommen recht, ihre grünen Augen waren absolut hellsichtig. Und sie nahm kein Blatt vor den Mund, haargenau wie mein Freund.
    Der Wind heulte wie ein Stier und wirbelte auf der steinigen Straße Staub auf und was ihm sonst noch unterwegs an kleinen Abfällen in die Quere kam. Flor erkundigte sich besorgt nach den Hunden.
    »Hast du ihnen auch jeden Tag zu fressen gegeben?«
    »Aber ja doch.«
    Seit meine beiden Frauen nach Iquique gezogen waren, kümmerte ich mich – unter anfänglichem Protest zwar – um die Tiere und verhätschelte sie am Ende mehr als Flor selbst. Ohne dass es mir bewusst gewesen wäre, vermisste ich meine abwesenden Mädchen doch sehr, und die Gesellschaft der Hunde spendete mir Trost. Ich überraschte mich dabei, dass mir ihr lautes Gebell im Morgengrauen liebgeworden war.
    Kaum traten wir in den Hausflur, eilte Flor in den Patio.Schwanzwedelnd drängten die Kläffer sich um

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