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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Vordertür stürmen und schickte zwei weitere Männer von hinten hinein, während er selbst zu keinem Zeitpunkt vom Pferd abstieg. Als der Richter die amtliche Untersuchung der Leiche anordnete, musste man sie zu acht Mann hochhieven. So endete die Geschichte dieses Mordsweibs, Benito. Der Atacameño ließ sich in seinen Lokalnachrichten besonders über ein Detail aus: Einer der Männer, die die stinkende Leiche hinaustrugen, kam vor lauter Ekel aus dem Tritt, wobei er unfreiwillig den Rock der Lorenzona lüftete und ihre behaarten Körperteile zum Vorschein brachte, die sie eindeutig als Mann auswiesen. Diese Anekdote schürte allenthalben das Grauen und die Sensationslust der Bewohner von Paitanás. Als man den Leichnam des Riesenweibs zur Autopsie überführte, stürmten die Reporter das Leichenschauhaus, um ein Foto zu ergattern. Und tatsächlich hob ein Amtsdienerihnen zum Gefallen den Rock der Toten, um die schockierende Entdeckung allen zu offenbaren. Nach dem Blitzlichtgewitter verkündete López-Cuervo II zufrieden, der Mord an Sofanor und der Inglesa sei nun aufgeklärt.

La Serena, Februar 1974
    Sechs oder sieben Tage nach der Hochzeit mit der Trini ahnte Alzamora, so wie die Menschen von La Serena ihn ansahen, dass etwas Unheilvolles im Gange war. Plötzlich wünschte er sich die Privilegien zurück, die er dank der Soutane genossen hatte, und bereute allmählich, der Kirche den Rücken gekehrt zu haben. Er steigerte sich so sehr in die Furcht über die möglichen Konsequenzen hinein, dass sie ihm in alle Poren drang, sich über die Blutbahn ausbreitete und in seinem Hirn einnistete. Als er nach einem Einkauf auf dem Markt La Recova am Abend zu Hause seinen Vetter Alberto, seinen Bruder Erasmo und seinen Schwager Sergio mit Freirina, seiner jüngsten Schwester, antraf, wie sie alle der Trini bei einem Glas Bier Gesellschaft leisteten, wirkte er völlig aufgelöst. Ohne seine Gäste zu begrüßen, verkündete Alzamora, fast unhöflich, es sei schon spät und sie sollten jetzt besser nach Hause gehen.
    Die Trini erzählte, es sei kurz nach neun gewesen, und erst um zehn hätte die Sperrstunde begonnen. Erasmo, der einen Simca 1000 besaß, erhob sich als Erster.
    »Nun gut, wenn wir jetzt aufbrechen müssen, fahre ich euch«, sagte er zu den anderen, die dreizehn Häuserblocks entfernt wohnten.
    Doch Alzamora war noch nicht beruhigt, er bat Erasmo, ihm Bescheid zu geben, sobald er alle abgesetzt und bei sich zu Hause eingetroffen sei. Die folgende Stunde, die Alzamora wie eine Ewigkeit erschien, verging indes, ohne dass der verabredete Anruf erfolgte. Alzamora wanderte auf und ab, als hätte man ihn in einen Käfig gesperrt. Schließlich bat er die Trini, bei seinem Bruder anzurufen, doch niemand hob ab. Erschrocken über die Aufregung ihres Mannes, versuchte sie nun ihrerseits zu verhindern, dass er das Haus verließ. Doch es war zwecklos, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Es war noch nicht zehn Uhr, und auf den Straßen waren noch Leute unterwegs. Alzamora atmete auf, als er den Simca seines Bruders Erasmo um die Ecke biegen sah, doch dann stellte sich plötzlich eine Funkstreife quer vor den Wagen, zwei Männer in Zivil und ein Polizeihauptmann stiegen aus und eröffneten ohne Vorwarnung das Feuer. Vor Alzamoras ungläubigen Augen ging der Simca 1000 in Flammen auf. Mit lautem Geschrei überquerte er die Straße, lief zu dem umgekippten Wagen hin, von dem nurmehr ein Haufen Blech übrig war. Als er in einiger Entfernung sah, wie sich Erasmo und Alberto völlig verstört aufrichteten, liefen ihm die Tränen über die Wangen. Gott hatte ihn erhört, trotz allem. Doch gleich darauf stießen die Polizisten, die sie überfallen hatten, Erasmo und Alberto in den Streifenwagen und brausten mit ihnen davon. Bleich vor Entsetzen hastete Alzamora zur nächsten Polizeiwache auf der Anhöhe von La Antena, während die Trini Mühe hatte, ihn einzuholen.
    »Bleib stehen, du alter Sturkopf, das kannst du nicht alleine regeln!«, brüllte sie hinter ihm.
    Im Kommissariat stießen sie unverhofft auf Schwager Sergio, den sie mit Fragen bestürmten.
    »Was haben die beiden verbrochen?«
    »Ich bin vorher ausgestiegen, um noch etwas bei einem Freund abzuholen, und auf dem Heimweg habe ich dann die Schüsse gehört«, sagte Sergio.
    Alzamora und Sergio bemühten sich um ein Gespräch mit dem Chef der Patrouille, einem Polizeihauptmann namens Rodríguez. Vergeblich. Die Militärs, die ihn

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