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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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alt ist. Markus, warum fragst du so etwas? Was soll das? Willst du
     mich noch dreißig Jahre später dafür zur Rede stellen, dass ich damals an diesem Abend einen Schritt zu weit gegangen bin,
     dass ich mich einfach treiben ließ von der Stimmung und der Musik und deinem   … na ja   … naiven Ungestüm?«
    »So nennst du das? Naives Ungestüm?«
    »Ja, so würde ich es nennen. Du warst so durchdrungen von heiligem Eifer und dieser unschuldigen Bedingungslosigkeit. Du warst
     einfach süß und ich wollte dich nicht zurückweisen, ich wollte dich einfach nicht verletzen.«
    »Das heißt, du wolltest
wirklich
nicht mit mir schlafen? Du hast nie darüber nachgedacht?«
    »Nein, Markus, du warst doch noch ein Junge. Ich mochte dich wirklich sehr gerne, aber als Mann – nicht wirklich.«
    »Und das Küssen?«
    »Was war damit?«
    »War das gut?«
    »Sag mal, Markus, schneidest du das Gespräch fürs Radio mit, bist du bei einem dieser schrecklichen Comedysender gelandet?
     Was soll das denn für eine Frage sein?«
    »Beantworte sie, und ich sag dir hinterher, was das soll.«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube, du hast mich berührt, weil du dir so viel Mühe gegeben hast. Und
     es war   … doch, es war reizvoll. Du hast jedenfalls nichts falsch gemacht, wenn du das meinst.«
    »Glaubst du, ich hätte ein guter Liebhaber sein können?«
    »Markus, das reicht mir jetzt. Entweder du erzählst mir, warum du mir all diese Fragen stellst, oder ich lege auf.«
    »Na gut. Aber nicht am Telefon. Wenn du möchtest, treffen wir uns demnächst einmal in Berlin, ich bin sowieso immer wieder
     dort. Deine Nummer habe ich ja jetzt.«
     
    Maria de Gregorio, Siena
    »Hello, hello? Here is   … äh   … do you speak English?«
    »Yes, who is speaking?«
    »May I speak to Maria de Gregorio   … äh   … per favore.«
    »Yes, I am on the phone, again, who is speaking?«
    »Maria?«
    »Jaaaa? Wer spricht denn da?«
    »Hier ist Markus.«
    Stille.
    »Markus? Welcher Markus?«
    »Markus Stiltfang. Aus der Schule. In Blankenburg.«
    Stille.
    »Tut mir leid. Da klingelt bei mir nichts. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Maria? Du musst dich doch an mich erinnern. Ich bin’s, Markus. Wir haben   … wir waren   … na ja   … befreundet. Gut befreundet, ich meine, wir   …«
    »Entschuldigen Sie bitte, aber ich erinnere mich an keinen Markus. Können Sie mir sagen, womit ich Ihnen helfen kann? Wollen
     Sie ein Zimmer buchen und einen kleinen Blankenburg-Rabatt aushandeln? Darüber können wir reden, dazu müssen Sie mich nicht
     einmal
kennen

    »Nein, Maria, ich will kein Hotelzimmer buchen. Ich will   … ich wollte mit dir reden   …«
    »Worüber denn?«
    »Na ja, über die alten Zeiten. Über unsere – sag mal, du erinnerst dich wirklich nicht an mich? Deine Stimme klingt so   … anders   … und vertraut.«
    »Tut mir leid, Herr Stiltfang. Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind.«
    »Maria, das kannst du nicht machen. Bitte. Es ist so verwirrend. Wir haben uns jetzt seit dreißig Jahren nicht gesehen   …«
    Lachen am anderen Ende der Leitung.
    »Sind Sie sicher?«
    »…   aber ich habe das Gefühl, als ob zwischen uns immer noch eine Verbindung, ich meine, es klingt verrückt   … bist du sicher? Deine Stimme   …«
    »Was ist mit meiner Stimme?«
    »Nichts. Ich habe sie mein Leben lang nicht vergessen, nehme ich an und nun   … merkwürdig.«
    »Lieber Herr Stiltfang, ich bedauere es ja sehr, dass meine Stimme Sie offenbar irritiert und Erinnerungen heraufbeschwört,
     die ich nicht teilen kann. Aber wenn Sie mir jetzt sagen würden, wie ich Ihnen helfen kann?«
    »Du erkennst mich wirklich nicht, oder?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Das kann doch nicht sein. Maria?«
    »Tja, offenbar kann das sehr wohl sein. Mach’s gut, Markus.«
    »Auf Wiedersehen?«
    Klick

III.   Kapitel
    1979, Leonie
     
    Tags Abitur, Ferienjob, Möbelhaus, Sekretärin, Teppichlager
    Soundtrack Da Ya Think I’m Sexy?   / Rod Stewart
    Film Hair   / Milos Forman
    Letzte Woche habe ich jeden Abend zwei Mal zu Abend gegessen. Ein Mal mit einem Mädchen, das ich rumkriegen wollte. Dann mit
     einem Mädchen, das ich loswerden möchte. Leider hat beides nicht geklappt.
    Arthur Schnitzler
    »Haben
Sie
denn einen Termin?«
    Das unbekannte junge Mädchen (Modell Ally Sheedy, allerdings mit Haarreif und Kostüm) betonte das »Sie«, als sei das keine
     sehr wahrscheinliche Möglichkeit. Womit sie durchaus Recht

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