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Der Minnesaenger

Titel: Der Minnesaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vieh, aber man hörte immer wieder, dass sie auch Menschen anfielen. Sie musste wachsam sein.
    Nahe der Böschung schob sie das Astwerk beiseite und zwängte sich unter den nackten Zweigen hindurch. Sie wollte sich gerade aufrichten und an den Abstieg zur Wasserkante begeben, als sich ein kräftiger Arm um ihre Taille schloss und ihren Leib gegen eine Birke drückte. Ein Mund schob sich gegen ihr Ohr und raunte: »Warum hast du mich warten lassen? Ich kann einfach nicht vergessen, wie du mich angesehen hast. Du willst es doch auch!«
    Judith war vor Schreck wie gelähmt. An der Stimme erkannte sie den Schäfer - ihr Instinkt hatte sie also nicht getäuscht. »Bitte nicht!«, stieß sie hervor, aber da hielt er ihr schon den Mund zu. Mit der anderen Hand quetschte er ihr Brüste, so dass sie vor Schmerz aufheulen wollte. Er stieß seinen Unterleib gegen ihre Hinterbacken und rieb sein hartes Glied hin und her. Dann fasste er nach ihrem Wollumhang und schob ihn über ihre Hüften. Er führte seine Hand zu ihrer Scham und stieß auf eine Binde, die sie bei diesen Temperaturen benutzte, um ihren Unterleib zu schützen.
    »Was ist das?«, keuchte der Schäfer und zerrte daran herum, bis die Binde im Schnee landete. Er bohrte die Finger so tief in ihren Schoß, dass ihr Tränen in die Augen schossen. »Hab keine Angst!«, stöhnte er. »Wir machen es wie die Mönche. Ich stecke ihn dir hinten rein. Dann bekommst du kein Balg und niemand merkt was.«
    Als er sich das Schamtuch vom Leib riss, konnte Judith für einen Moment den Arm bewegen. Sofort setzte sie zu einem Befreiungsschlag an, aber der Schäfer fing ihre
Hand mühelos ab und drückte sie gegen die Rinde. »Halt endlich still! Sonst erzähle ich allen, dass du meinen Sohn durch Zauberei geheilt hast. Dann kannst du dich nirgends mehr sehen lassen!«
    Erst jetzt, als er sein glühendes Glied gegen ihren Anus drückte, begriff Judith, was der Schäfer vorhatte. Er wollte sie durch die Hinterpforte nehmen, so wie es die Sodomiten mit den Ziegen taten. Sie erstarrte vor Angst und Schrecken. Gleichzeitig wusste sie, dass sie die Panik überwinden musste, wenn sie nicht...
    »Vater«, sagte in diesem Moment ein Knabe. »Was machst du da?«
    Direkt vor Judith stand Luitgart und starrte sie an.
    Der Schäfer brauchte eine Weile, bis er begriff, dass sie nicht mehr alleine waren. »Wieso... wieso bist du nicht zu Hause?«, stotterte er. »Was treibst du dich hier herum?«
    »Mutter macht sich Sorgen, weil du seit dem Morgen verschwunden bist.«
    Der Schäfer hatte den Knebelgriff so weit gelockert, dass Judith ihren Mund bewegen konnte. Sofort biss sie dem Mann in den Finger.
    »Ah - verfluchtes Leib!«, brüllte der Schäfer.
    Für einen Moment ließ er sie los, so dass sie sich vom Stamm abdrücken und durch das Gebüsch brechen konnte. Sie fasste nach dem Saum ihres Umhangs und rannte die Anhöhe zum Hasgelberg hinauf. Sie hörte noch, wie der Schäfer in ihrem Rücken schrie: »Das wirst du bereuen! Das nächste Mal kommst du nicht so glimpflich davon!« Dann war sie in Sicherheit - zumindest vorerst.

4.
    Hartmanns Enttäuschung legte sich mit der Zeit. Immer wieder rief er sich ins Gedächtnis, dass der Spielmann eine zweiwöchige Reise auf sich genommen hatte, um ihm seinen kostbarsten Besitz zu überlassen. Einen größeren Beweis der Freundschaft konnte der Knabe sich nicht vorstellen. Er wollte sich dieses großzügigen Geschenks als würdig erweisen und übte jeden Sonntag auf dem Instrument, bis ihm die Finger bluteten. Mehrere Lieder dachte er sich aus und studierte sie ein. Er brannte förmlich darauf, sie Judith vorzutragen.
     
    Das Osterfest rückte immer näher und Anfang April trug der Schulmeister ihm und Ulrich auf, die Arbeit an einem Codex fortzusetzen. Hartmann prägte sich den Wortlaut genau ein und tauchte den Federkiel ins Tintenfass. Die Linienführung musste gerade, jeder Kleinbuchstabe einzeln gezeichnet und an Höhe und Breite einheitlich sein. Sorgsam kratzte Hartmann über das kostbare Pergament, stemmte sich nach einer Weile von der Kante des Pultes hoch und betrachtete sein Werk. Die Seite ähnelte der Vorlage wie ein Ei dem anderen. Blaue Verzierungen schmückten die Buchstaben, die den Beginn eines Absatzes markierten. Sie sind mir sogar besser gelungen, dachte Hartmann. In den letzten Wochen gingen ihm alle Arbeiten mühelos von der Hand. In bester Laune lehnte er sich rüber zu Ulrich. »Na, immer noch nicht fertig, du

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