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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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lassen den Hasen nicht laufen, da kommt nichts nach …
    »Gut«, sage ich und gehe mich rasieren. Sie steht neben der Wanne, ein Handtuch gegen das Gesicht gepreßt.
    »Gibt’s Schwierigkeiten an der Grenze?« frage ich. Helmut bringt mir ein Glas Bier.
    »Mit ihr?« fragt er und schaut gelangweilt auf das Mädchen.
    »Sie wird schlafen, tief und fest und mit einem freundlichen Traum.« Er drückt den Daumen gegen die geöffneten Zeige- und Mittelfinger. Injektion, klar, was habe ich sonst gedacht, und an der Grenze kümmert sich kein Hund.
    Dann bin ich fertig, und Helmut kommt mit an die Tür.
    »Tschau, Partner«, sagt er und mir fällt ein Morgen vor drei Jahren an der Urania ein. Wie doch die Zeit vergeht. Wie hieß die Kleine damals’ Na, egal, ich habe es vergessen …
    Ein paar Tage später kommt Cha-cha aus Spanien, und ich verprügle sie, daß sie acht Tage ohne sich zu rühren im Bett bleiben muß.
    »Heiraten wir?« sagt sie und massiert Creme in die blaugelb gesprenkelten Hautpartien. Sie meint es ernst … doch. Dann setze ich mich zu ihr aufs Bett, und sie schluchzt in meine Halsgrube.
    Ich engagiere zwei Passanten als Trauzeugen, und dann sind wir amtlich verbunden, und ich stecke meine am Vortag gekaufte Kanone, Marke Walther Kal. 7.65, hinter den Hosenbund, weil der Halfter nicht paßt und die Waffe aus dem engen Anzug rutschen will.
    Der Standesbeamte verfolgt meine Krabbelei, ist irritiert und bringt die Zeremonie schnellstens zu Ende. Dann sitzen wir allein in einem Restaurant, es ist Mai, und die Pistole liegt in ihrer Handtasche.
    »Jetzt sind wir Mann und Frau«, sagt sie, die Hure, meine Frau … zu mir, ihrem … einzigen Mann … oder?
    Zwei Tage später wandert sie wieder abends auf der Kärntnerstraße, und ich weiß vom Arzt, daß mein Loch in der Lunge fast geschlossen ist. Die Polizei steigt mir auf die Zehen, und ich vermittle Cha-cha einen Halbtagsjob und mir eine Krankenbestätigung für drei Monate. Untertags liege ich im Neuwaldeggerbad und tröste grüne Witwen. Cremespaltige, bessere Hälften von büroengagierten Karrieremännern. Die Damen sind ausgeruht und geil wie Schifferscheiße. Ich ficke in ihre breiten Ärsche und borge mir diskret kleinere Summen. Die treuen Ehefrauen bezahlen und stecken Vaseline in die Badetasche, »weil es anfangs ein bißchen weh tut«.
    Cha-cha stochert in Goldfischen … ein siebzigjähriges Direktorchen möchte sie als Ausnahmslosgespielin … »gestern wurde er fast halb steif« …beschreibt sie mir den fröhlichen Opa … irgendwann bringt er ihn dann hoch, aber wie sie es erzählt, bin ich betrunken und verstehe nicht genau … »dabei war er so glücklich« … der Opa …
     
    »Komme von Novak«, sagt er, steht groß und schwammig vor der Tür und hält mir einen zerknitterten Zettel hin.
    ›Er ist in Ordnung, wenn du für ihn was hast, machst du mir einen Gefallen‹, steht da.
    Ich gebe ihm die Hand und lasse ihn in die Wohnung.
    »Ich heiße Harry«, sagt er und plaziert sich auf einen ächzenden Sessel.
    Ein paar Whisky, er erzählt, daß er Novak aus dem Gefängnis kennt und jetzt beim Bundesheer ist.
    »… aber, wenn du was für mich zu tun hast«, sagt er und beugt sich beflissen vor.
    »Brauchst du Geld … na, wahrscheinlich«, sage ich und gebe ihm ein paar Scheine. Er sitzt breit und reibt sich die Hände. Na, mal abwarten, vielleicht ist er zu brauchen. Später bringe ich ihn zur Tür.
    »Wenn du in Wien bist, melde dich bei mir«, sage ich, und er nickt und preßt meine Hand. Sein Anzug ist abgetragen und die Absätze vertreten. Cha-cha bringt Goldfische, mein Kontostand bläht sich, und sie kommt sehr spät in der Nacht.
     
    Schwarze Augen glühen über die Theke. Ich schaue über hohe, braun quellende Brüste. Sie federt auf langen Beinen, ein weicher, kurzer Stoff schmiegt sich ins Schamdreieck.
    In der kleinen Bar steht sie dicht neben mir. Dann ist da einer, breit und noch größer als ich. Er legt die Hand auf ihre Brust. Sie zuckt, sieht mich plötzlich an. Ich zünde mir eine Zigarette an. Sie ist eine Nutte. Was geht das mich an?
    Er ist eine große Nummer unter den Zuhältern.
    Ich steige vom Barhocker, will gehen. Meine Waffe liegt zu Hause im Kasten.
    »Bitte, bleib da. Ich hab’ Angst vor diesem Monstrum. Bleib da, ich heiße Mara«, sagt sie und hält mich fest.
    »Na und?« sage ich.
    »Du gefällst mir«, sagt sie.
    Du mir auch, aber der Bulle ist eine Nummer zu groß.
    »Komm her«, sagt er zu

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