Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Christian neben ihm. Christian. Marc setzte sich wie vom Blitz getroffen auf. Sollte der nicht neben Willma liegen? Er ließ sich wieder nach hinten fallen. Er sah Christian eine Weile beim Schlafen zu. Dann schlief er wieder ein.
Als er erwachte, saß Rachen an seinem Bett und streichelte ihm zärtlich übers Gesicht.
»Oh mein Gott, was haben wir da gestern bloß gemacht!«, brach es aus ihm heraus.
»Gelebt«, sagte Rachen ganz ruhig und lächelte ihn an.
»Aber ich liebe doch dich.« Während er diesen Satz sagte, wunderte er sich selbst darüber, dass er ihn so leicht herausbrachte.
»Zum Lieben braucht man keinen Körper«, hörte er von Rachen. Der sich jetzt zu ihm legte und ihn in die Arme nahm.
»Rachen«, Marc schaute ihm jetzt ganz ernst in die Augen. »Warum willst du nicht, dass wir uns lieben und zusammenbleiben?«
»Wer hat gesagt, dass ich das nicht will? Marc, ich weiß nur, dass du Zeit brauchst. Für dich. Zu dir finden musst, und da ist noch kein Platz für eine große Liebe. Und wenn wir zusammenkommen sollten, dann will ich nur eine große Liebe mit dir.«
Marc hörte ihm fasziniert zu. »Du sagst immer so schöne Worte, aber ich weiß nicht, ob ich sie verstehe, Rachen.«
»Genau das ist der Grund, warum ich warten möchte!«
Rachen nahm seine Hand und ging mit ihm ins Bad. Er benetzte einen Waschlappen und begann, ganz vorsichtig Marc zu säubern. Marc schloss die Augen und genoss es.
»Ich habe Christian gesagt, er kann ein paar Tage bei uns wohnen.«
Marc öffnete nur kurz seine Augen und fragte: »Findest du das gut?«
»Warum nicht? Er hat die weite Reise gemacht, nur um dich zu finden. Er hat es mir erzählt. Er hatte Sehnsucht nach dir und hat dich nach Beendigung seines Jobs in Bangkok überall gesucht. Dafür müssen wir ihn doch belohnen.«
Marc kannte sich nun gar nicht mehr aus. Aber er dachte, wenn es Rachen in Ordnung findet, dann wird es schon seine Richtigkeit haben.
Den nächsten Vormittag verbrachten Rachen und Marc alleine. Sie redeten nicht viel. Lagen gemeinsam in der Sonne, streichelten einander und jeder hing seinen Gedanken nach. Für Marc war es ein ganz neuer Morgen. Er spürte dieses befreiende Gefühl, die plötzliche Erkenntnis, das bin ich. Verwirrt, unsicher aber doch erleichtert spürte er, dass er auf dem richtigen Weg war, sich zu finden. Er fühlte sich zum ersten Mal als ganzer Mensch, und das hatte er zum größten Teil Rachen zu verdanken. Er wollte hier bei seinem Geliebten bleiben, mit ihm sein Leben leben, aber er wusste, dass das kaum möglich war. Schnell versuchte er, sich abzulenken. Er wollte heute diese Gedanken nicht weiterdenken. Er wollte nur hier im Jetzt mit Rachen sein. Und nicht an gestern und morgen denken.
Am Spätnachmittag zog Christian mit Sack und Pack bei ihnen ein. Marc musste innerlich lachen. Die Situation war wirklich merkwürdig. Er und Christian lebten in Europa ein ganz anderes Leben. Finanziell hätten sich alle beide ein Luxushotel oder eine Villa hier auf der Insel leisten können. Aber nein, sie lebten lieber in einem viel zu kleinen schäbigen Haus. Aber eine gemütlichere Atmosphäre hätte ihnen ein Luxustempel nie bieten können.
Die nächsten Tage verlebten sie unbeschwert und glücklich miteinander in diesem kleinen Haus. Jeden Abend stiegen sie zu dritt ins Bett. Aber zwischen Marc und Rachen passierte außer küssen und streicheln nie etwas. Rachen blieb seinen Idealen treu. Einerseits bewunderte Marc das, andererseits wuchs in ihm die Sehnsucht nach mehr.
Langsam lernte Marc Christian kennen. Ein sehr offener, sympathischer Kerl, der keinen Hehl daraus machte, dass er dabei war, sich in Marc zu verlieben. Von Willma hatte Christian erfahren, dass Marc auf Koh Samui war, und sofort entschloss er sich, Marc zu besuchen und ihm zu erklären, dass er auf ihn stand. Marc fragte ihn einmal, wo er diese Sicherheit hernahm zu wissen, dass er schwul sei. »Es gibt keine Sicherheit auf dieser Welt, aber meine Philosophie ist: Ich versuche alles, was mir mein Bauch sagt. Und mit dir fühlte ich mich sofort so vertraut, dass ich es einfach rausfinden musste!«
Marc döste an seinem Lieblingsplatz neben einem Buddha im Schatten einiger Bananenblätter. Die letzten paar Tage hatten ihn erschöpft. Auch wenn sich seine Heimat, in einem neuen Licht, noch einmal mehr als Paradies herausgestellt hatte. Träge blinzelte er zu Christian hinüber. Der schöne Mann lag nur mit einer Shorts bekleidet auf der kleinen
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