Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Sekt entgegen.
Marc und Tom hatten die letzten Tage immer wieder telefoniert und sich über das Fotoshooting unterhalten. Er brachte Marc sogar so weit, dass er anfing, sich darauf zu freuen. So begann er mit intensivem Muskelaufbautraining, um sich nicht zu blamieren.
Der Flug war lang, und Marc probierte zu schlafen. Sie flogen zwar Businessclass, trotzdem war es für ihn nach so einem hektischen Tag kaum möglich zu entspannen. Irgendwann stand er auf und ging auf die Toilette. Vor dem WC traf er auf Ann, die auch nicht schlafen konnte. So standen sie im Gang und unterhielten sich.
»Du hast wohl ein ziemlich stressiges Leben«, meinte sie.
»Eigentlich nicht«, antwortete Marc. »Wir sind als Fußballer ziemlich abgeschottet. Es wird uns alles zugetragen und sehr darauf geachtet, dass wir für die Spiele fit und ausgeruht sind.«
»Und was ist mit dir? Du hast echt einen netten Chef.«
Ann sah ihn an und lächelte. »Ja, ich hab wirklich großes Glück gehabt mit Tom. Er ist geduldig und lässt mich überall dabei sein. Ich lerne unheimlich viel bei ihm.« Sie kam richtig ins Schwärmen. »Außerdem ist er ziemlich ausgeglichen. Tom lebt seit über elf Jahren mit seinem Freund zusammen. Und die beiden sind so lieb. Sie laden mich manchmal zum Essen ein und bauen mich so richtig auf. Ich habe kaum eine Beziehung erlebt, die so harmonisch funktioniert.«
Hatte sich Marc verhört? Tom lebte mit einem Mann zusammen? Es brachte ihn ein wenig aus der Fassung, aber er wollte mehr wissen.
»Und was macht sein Freund?«, fragte er interessiert.
Ann lächelte. »Der ist ganz was anderes. Er ist Professor an der Kunstuni und meint immer, er will mit dieser verlogenen Werbebranche nichts zu tun haben.«
Marc musste lachen und entgegnete: »Und damit hat er ja gar nicht mal so unrecht.«
Er blickte zu Ann. »Entschuldige! Ich habe ganz vergessen, dass du ja auch in der Werbung arbeitest.«
Ann winkte grinsend ab. »Du hast ja recht, aber wenn man so einen Chef wie Tom hat, kann es auch eine Menge Spaß bringen. Und ehrlich gesagt, alt werde ich sicher nicht in diesem Job.« Sie schaute ihm jetzt ins Gesicht und meinte: »Ich bin zwar blond, aber das ist nicht meine Lebenseinstellung!«
Beide mussten lachen.
Das Fotoshooting fand schon am nächsten Tag statt. Noch bevor der Wecker läutete, betrat er seine kleine Hotelterrasse. Die Sonne ging gerade am Horizont auf, in der Ferne hörte er die Brandung. Er schloss die Augen, atmete tief durch und dachte an seine alte Heimat. Wie gerne wäre er jetzt in Lamai bei Rachen. Mit ihm einfach so in den Tag hineinleben und er selbst sein zu dürfen. Es konnte doch niemand auf dieser Welt etwas gegen eine ehrliche Liebe sagen. Das war doch grotesk. Warum musste man sich überhaupt vor ehrlichen Gefühlen verstecken? Bevor ihn diese Gedanken aggressiv machten, ging er duschen.
Es klopfte, als er gerade sein T-Shirt überstreifte. Ann brachte ihm den Organisationsplan für den heutigen Tag und bereitete ihn auf das Shooting vor.
»Es wird wahrscheinlich sehr anstrengend. Am besten du ziehst dich in den Wartepausen zurück. Ich werde dich dann wieder holen, wenn es weitergeht.«
Marc war überrascht, als er dieses enorme Aufgebot vor dem Hotel auf sich warten sah. Zwei Wohnmobile, zwei Jeeps und ein PKW. Im Auto fuhr Tom mit ihm und Ann vor. Er erklärte Marc nochmals exakt, was er sich vorstellte und wie sie es umsetzen wollten.
Während das technische Equipment aufgebaut wurde, bat man ihn in eines der Wohnmobile. Dort wartete schon eine Visagistin auf ihn. Lilli war eine lustige Person. Sie setzte ihn vor einen großen Spiegel und begann mit ihrer Arbeit. In ihrer unbeschwerten Art offenbarte sie ihm gleich, dass sie ein großer Fan von ihm war.
»Na ja, eher von deinem Aussehen, denn Fußball mag ich überhaupt nicht!«
Marc fühlte sich bei diesen Werbemenschen sehr wohl.
Als er das Wohnmobil verließ, hatte das Team bereits Scheinwerfer und Generatoren aufgebaut. Tom fand er mit einem Assistenten zwischen zwei Dünen. Sie diskutierten gerade über die Lichtverhältnisse.
Als Tom ihn kommen sah, unterbrach er das Gespräch und kam freundlich auf ihn zu. Marc stand nun in seinem Bademantel und den Turnschuhen vor ihm und hatte ein mulmiges Gefühl. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er in ein paar Minuten vollkommen nackt vor dem ganzen Team rumhüpfen sollte. Intuitiv spürte Tom seine Gedanken und fragte ihn, ob er sich wohler fühlen würde, wenn sich alle
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