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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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zwei. Und ich wollte es schließlich genauso.«
    Sie gingen in die Küche und setzten sich an den von Tom gedeckten Frühstückstisch. Marc starrt lange vor sich hin und trank seinen Kaffee. Man hörte das Ticken der Uhr. Die Situation war für ihn unangenehm.
    »Ich will deine Freundschaft nicht verlieren«, unterbrach Tom das Schweigen. »Weißt du, Marc, Sex ist mir schon lange nicht mehr so wichtig. Und für Max und mich ist klar, dass wir auf einer ganz anderen Ebene unserer Beziehung angelangt ist. Wir wissen, dass das Körperliche, wenn wir ganz ehrlich sind, nicht immer die Sehnsucht nach dem Partner bedeutet. Wenn man mal so weit ist, spielt der Sex auch keine so bedeutende Rolle mehr.«
    Jetzt begann Marc wieder zu sprechen: »Für mich ist das hier alles noch neu, Tom, und ich muss meinen Weg erst finden. Ich träume von einer monogamen Beziehung. Und es schmerzt, wenn die Realität einem einen Strich durch die Rechnung macht. Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.«
    Wieder entstand eine Pause. Dann setzte Marc noch nach: »Max wird sicher schon auf dich warten. Und du solltest einen so wunderbaren Menschen nicht warten lassen.«
    Lange, nachdem Tom gegangen war, saß Marc noch auf dem gleichen Platz in seiner Küche. Sein Kopf, sein ganzer Körper taten ihm weh. Plötzlich riss ihn das Handy aus seinen Gedanken. Auf dem Display stand Eva. Bevor er sie begrüßen konnte, plapperte sie schon los: »Weißt du, Marc, du hättest mir sagen können, dass Willma einen Freund hat. Ich habe mich blamiert. Ich verstehe dich nicht. Du wirst derselbe Eigenbrötler wie dein Vater!«
    Mutter, du wirst bis an dein Lebensende auf eine Schwiegertochter warten können. Es wird keine geben. Ich bin schwul. Ich hoffe, du verstehst, was schwul bedeutet. All das hätte er ihr in diesem Moment gerne gesagt, aber stattdessen hörte er sich nur entschuldigen: »Ja, Eva, du hast recht. Ich hätte es dir sagen müssen. Aber in letzter Zeit hatte ich so viel um die Ohren.«
    Nach dem Telefonat ärgerte sich Marc über seine Feigheit. Irgendetwas kam ihm in der letzten Nacht merkwürdig vor. Er erinnerte sich an Blitzlichter, während Tom ihn vögelte. Aber was das war, konnte er sich nicht erklären. Und diese Erinnerung ließ ihn nicht los.
    In den Tagen darauf konnte sich Marc von seiner emotionalen Achterbahn erholen. Er wurde sogar ein wenig leichtsinnig und erzählte René beim Training von Rachen. Zwar nur, dass es sich um eine Jugendfreund handelte, aber alleine das war schon erstaunlich, denn früher hätte er diesen Teil seines Lebens nie anzusprechen gewagt.
    Die Werbekampagne schlug voll ein. Überall sah man ihn, an jeder Straßenecke: Marc in seinem ganzen Glanz. Ob auf Bussen oder Plakatwänden, ob in Zeitschriften oder im Fernsehen. Sein Bekanntheitsgrad stieg ins Unermessliche. Sein Leben wurde immer öffentlicher. Marc war kaum auf der Straße oder beim Einkaufen, da wurde er schon erkannt und angesprochen. Nur sein Leben in seinen vier Wänden bot ihm noch ein wenig an Privatsphäre.
    Die Nacht mit Tom ging ihm nicht aus dem Kopf. Er konnte überhaupt nicht einschätzen, was da passiert war. Willma oder Rachen wolle er davon nichts erzählen. Er genierte sich, mit einem Mann geschlafen zu haben, der in einer Beziehung lebt. Seine Gefühle Tom gegenüber schwankten, in ein und demselben Moment hätte er ihm am liebsten gesagt: »Du Arschloch, du wolltest mich doch nur ins Bett kriegen« oder »Der Typ ist so geil, dass ich ihn sofort wiedersehen will.«
    Eines Abends, er hatte gerade in einem Hotelzimmer eingecheckt, rief ihn Max an.
    »Ich wollte wissen, wie’s dir geht?«, begann Max. Marc ahnte, dass diese Frage nicht der Grund war, warum er anrief. »Danke, es läuft beruflich ganz gut!«
    »Das glaube ich dir gern, die Zeitungen sind ja voll von dir!«, erwiderte Max.
    »Max … Ich muss dir was sagen …« Marc nahm all seinen Mut zusammen. Er konnte diesen sympathischen Mann nicht einfach so hintergehen und so tun, als wäre nichts gewesen. Marc ahnte den Grund für Max’ Anruf, und er dachte, er sei Max zumindest so viel schuldig, selbst die Sprache auf die Angelegenheit zu bringen: »Es tut mir unendlich leid!«
    »Was ist denn los, das klingt ja ganz dramatisch«, hörte er Max sagen.
    »Ist es auch Max … ist es auch!« Marc räusperte sich, bevor er weitersprach: »Ich hatte was mit Tom!« Nun wartete er auf eine Reaktion. Und Max ließ sich Zeit. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit sprach

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