Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Max ohne große Emotion. »Ich hab mir schon so was gedacht. Du passt genau in sein Beuteschema!«
»Heißt das, es macht dir nichts aus?«, sprudelte es aus Marc.
»Was soll ich dir sagen, Marc? Ich hab mich damit abgefunden. Ich will dich nur vorwarnen, Tom prahlt gerne mit seinen Eroberungen. Du solltest also vorsichtig sein!«
Marc bekam die letzten Sätze gar nicht mit und meinte: »Aber, Max, so was kannst du dir doch nicht gefallen lassen! Du bist doch ein wertvoller Mensch!«
»Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«, kam es jetzt sehr hart vom anderen Ende der Leitung. »Glaubst du, es ist einfach, einen Menschen, den man so liebt, zu verlassen? Glaubst du nicht, ich habe es nicht schon versucht. Zig Male, aber ich bringe es nicht fertig! Abgesehen davon, was denkst du? In meinem Alter jemanden zu finden, den man liebt, mit dem man etwas Neues aufbaut …« Max hielt inne, und es entstand eine Pause. Marc fühlte sich richtig mies, so naiv, so dumm.
»Max, ich möchte dich sehen! Natürlich liegt es an dir, aber ich würde dich echt gerne sehen! Und, Max«, es entstand wieder eine Pause, »es tut mir wirklich leid!«
Marc und Max saßen mit dicken Jacken und Decken auf Marcs Terrasse. »Glaubst du wirklich, dass man Sexualität und Liebe trennen kann?« Endlich konnten sie miteinander reden.
»Ja«, antwortete Max, »ich denke schon. Die meisten Menschen streben immer Monogamie in ihrer Beziehung an. Und genau da liegt meiner Meinung nach der Fehler. Wir sind alle so erzogen und leben im Stress, diesem Bild zu genügen oder ihm gerecht zu werden. Hätten wir diesen Stress nicht, glaube ich, würden sich viel natürlichere Lebensformen finden. Da wäre es jedem Einzelnen überlassen, ob er monogam, polygam oder wie auch immer leben will. Vielleicht wäre dann auch die Aggression gegen uns oder nennen wir es die Angst vor dem Unbekannten nicht mehr so groß.«
Marc hörte diese Worte mit großem Interesse, aber irgendwie machten sie ihm Angst.
»Und deshalb hattest du auch keine Probleme, als ich dir von meiner Nacht mit Tom erzählt habe?«
Ungeduldig wartete er auf die Antwort. Max ließ sich Zeit. Er schenkte sich noch einen Becher Tee nach und küsste Marc auf die Stirn.
»Marc, als ich noch in deinem Alter war, glaubte ich auch an die perfekte Beziehung und habe dafür gekämpft. Und ich möchte nicht behaupten, dass es so etwas nicht vielleicht gibt. Ich habe sie für mich nicht gefunden. Ich hatte Partner, die auch ich betrogen habe. Obwohl ich ein Verfechter der Monogamie war.« Max musste jetzt lachen. »Weißt du, wenn ich mit dir so zusammensitze, kommen mir all diese Gefühle wieder in den Sinn. Mir ist nur noch eines sehr wichtig: Ehrlichkeit! Und da habe ich mit Tom die größten Probleme.« Marc hörte diesem älteren Mann gespannt zu. »Und ich muss dich ehrlich vor meinem Freund warnen. Tom liebt die Macht, die er über Menschen haben kann, und da ist er schon einige Male über seine Grenzen gegangen.«
Marc saß fassungslos da und konnte gar nichts sagen.
Als er wieder aufsah, stand Max an der Brüstung und blickte in die Ferne. Marc hatte das Bedürfnis, Max von Rachen und Christian zu erzählen, aber er wusste nicht, wie, und so schwieg er. Nun saßen sie beide wortlos auf der Terrasse. Max genoss sichtlich diesen Abend. Er hatte Marc in sein Herz geschlossen. Welchen Kampf mag dieser aufrechte Junge wohl noch auszustehen haben, um seinen Platz zu finden?, dachte er bei sich. Er hatte nur kein gutes Gefühl dabei, dass Tom über alles Bescheid wusste.
In dieser Nacht schlief Marc schlecht. Immer wieder wurde er von Albträumen geweckt. Was meinte Max mit seiner Aussage, er müsse bei Tom vorsichtig sein? Gegen 3 Uhr morgens setzte er sich mit seinem Handy auf die Terrasse.
»Rachen?«, er hatte solche Sehnsucht nach ihm, nach der Sicherheit, die ihm Rachen vermittelte.
»Ja!«, antwortete dieser, glücklich, seinen Freund zu hören.
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe und dass du mir furchtbar fehlst!«
»Du mir auch! Du mir auch!«
Das Match wurde umkämpfter und hektischer. Aber beide Teams verlegten sich in dieser Phase ausschließlich auf den Kampf, sodass Einschussgelegenheiten ausblieben. Elf Minuten vor dem Ende war es dann Marc Kliff, der für Jubel bei seiner Mannschaft sorgte: Nach einer Flanke von links setzte sich Marc Kliff im Strafraum gleich gegen zwei Verteidiger durch und erzielte per Kopfball das glückliche 1:0. Dabei profitierte er von
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