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Der Moderne Knigge

Der Moderne Knigge

Titel: Der Moderne Knigge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Stettenheim
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Weise zu malträtieren, lerne das Spiel gründlich, um bald ein beliebtes Mitglied der fashionablen Gesellschaft zu sein. Im anderen Fall ziehe man sich in die bescheidene Stellung eines Zuschauers zurück, in welcher man sich nicht weniger langweilen kann, als wenn man mitspielte.
    Ist man so günstig placiert, daß man einen oder mehrere Bälle auf den Kopf oder in das Gesicht bekommt, so trägt man zur Erheiterung der Gesellschaft viel bei, wodurch man auch den weitschweifenden Ehrgeiz befriedigt sieht, sich angenehm zu machen.
    Als ein anderes Spiel, welches den Aufenthalt im Freien kürzt, ist »Kämmerchen zu vermieten« hervorzuheben. Namentlich ist es denjenigen zu empfehlen. welche sich gern einmal als Hausbesitzer fühlen wollen. Steht man dieser protzigen Illusion gleichgültig gegenüber, so schließe man sich von diesem Spiele aus und suche sich auf andere Weise in Schweiß zu bringen und einer Erkältung auszusetzen.
    Auch Krocket ist bei allen beliebt, die sich mit einem hölzernen Hammer lieber selbst auf den Fuß hauen, als dies von anderen thun zu lassen, da man dann sich höchstens selbst Vorwürfe macht und so nicht mit einem Fremden oder Bekannten befeindet, wobei die Folgen nicht vorher zu berechnen sind.
    Hier ist auch das Fußballspiel zu erwähnen Dies wird von den Chirurgen als sehr gesund geschildert, da es ihnen Gelegenheit zu verschiedenen Operationen giebt, welche durch Unvorsichtigkeit, Unkenntnis und Unglück beim Spielen nötig werden.
    Das Blindekuhspiel hat den eminenten Vorzug, daß es seinen Namen nicht verändert, auch wenn einem Herrn die Augen verbunden sind, um sich an dem Spiel zu beteiligen. Er thut dies als blinde Kuh, nicht als blinder Ochse oder als blindes Horn- oder Rindvieh, was nicht harmlos klingen, auch zu Vergleichungen seitens der Mitspielenden verlocken würde. Stürzt man nieder oder rennt man gegen einen Baum, so antwortet man auf die Frage, ob man sich weh gethan habe: »Nein, im Gegenteil,« wodurch man sich sehr beliebt macht. Blutet man, so muß die Auskunft dadurch ergänzt werden, daß man tröstend sagt, das Bluten höre ja doch bald wieder auf, was gewöhnlich zutrifft. Keinenfalls braucht man sich weiter am Spiel zu beteiligen, wodurch der Schmerz gemildert wird.
    Vom Zeckspiel wäre dasselbe zu sagen, wenn dem Leser etwas daran liegen sollte.
    Wird die Landpartie durch ein sogenanntes solennes Tänzchen abgeschlossen und fühlt man sich noch stark genug, es mitzumachen, so unterlasse man dies und rauche lieber zu noch einem vorletzten Glas Bier eine Cigarre, um nicht total abgespannt und matt in die Stadt zurückzukehren.
    Dem
Pferderennen
    wohne man bei, auch wenn man etwas von Pferden versteht.
    Will man überflüssiges Geld los werden, so versäume man nicht, den Totalisator aufzusuchen und hier auf die Pferde zu wetten, welche als siegende bezeichnet werden. Alsdann folge man mit Hilfe eines guten Krimmstechers dem Lauf des bezeichneten Pferdes und befreunde sich mit dem Verlust, wenn es überholt wird.
    Gewinnt das Pferd aber und wird man infolgedessen das überflüssige Geld nicht los, so versuche man es vertrauensvoll mit dem folgenden Rennen. Die Hoffnung auf den Totalisator läßt nicht zu Schanden werden.
    Man mache sich mit der Sprache des Turf vertraut, damit man nicht einen Romanschriftsteller mit einem Buchmacher verwechsele und der Verachtung verfalle.
    Ist man, was ja vorkommen kann, auf einem Sattelplatz einer der wenigen Bürgerlichen und wird, was ja auch vorkommen kann, von einem Herrn, der von Adel ist und nicht mehr Vorfahren als man selber hat, beleidigt, so fordere man den Beleidiger nicht gleich, denn es könnte doch sein, daß man ihn im Duell tötet und hiervon viele Unannehmlichkeiten hat, jedenfalls mehr, als man haben würde, wenn man von dem Geforderten getötet wird.
    Wenn man sein Leben lieb hat, so werde man nicht Jockey. Wenn man aber sein Leben nicht lieb hat, so werde man gleichfalls nicht Jockey.
    Hält man einen Rennstall, so habe man viel Geld. Hat man viel Geld, so halte man keinen Rennstall.
    Man hüte sich auf den Rennplätzen vor den kleinen Buchmachern, welche gewöhnlich kleine Diebe sind. Nach dem alten Sprichwort werden solche zwar gehängt, aber es ist nicht wahr, und das Geld bekommt man in beiden Fällen nicht wieder.
    Ist ein Jockey gestürzt und bewußtlos liegen geblieben, so sage man sportgebildet, er habe sich vom Pferde getrennt, an dem Unglück ändert dies aber nichts.
    Wird man von einer

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