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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einmal seitenweise das Drehbuch, über das sie mit ihrem Agenten und einem Filmproduzenten sprechen wollte. Betitelt war es: Die Dreizehnte Nacht - nicht gerade ein Titel, um Zuschauermassen in die Kinos zu locken; doch das war im Augenblick nebensächlich. Es handelte sich um eine Verfilmung von Shakespeares Zwölfte Nacht oder Was ihr wollt, jedoch ohne den Originaldialog. Im Drehbuch wurden die homosexuellen Anspielungen in der Shakespeare-Komödie gleichsam auf die Spitze getrieben. Orsino verliebte sich in Cesario, bevor sich herausstellte, daß Cesario in Wirklichkeit eine Frau in Männerkleidung war; und Olivia entpuppte sich als latente Lesbierin. Samantha sollte die Viola spielen.
    Das Taxi hielt vor dem Büro in der Wardour Street, und Samantha stieg aus und überließ es dem Pförtner, den Taxifahrer zu bezahlen. Eifrig wurden für sie Türen geöffnet, während sie in das Gebäude rauschte, jeder Zoll ein Filmstar: Pflichtrolle. Joe Davies, ihr Agent, kam ihr entgegen und führte sie in sein Büro. Sie setzte sich, die maskenhafte Starre ihres Gesichts wich.
    Joe schloß die Tür. »Sammy, ich möchte dich mit Willy Ruskin bekannt machen.«
    Bei Samanthas Eintritt hatte sich ein hochgewachsener Mann erhoben. Jetzt reichte er ihr die Hand. »Es ist mir wirklich ein Vergnügen, Miß Winacre«, sagte er.
    Die beiden Männer waren gegensätzliche Typen, so sehr, daß es fast komisch wirkte. Joe war klein, übergewichtig, kahlköpfig; Ruskin war groß mit dichtem, dunklem Haar bis über die Ohren, er trug eine Brille und sprach mit sympathischem amerikanischem Akzent.
    Die Männer nahmen Platz, und Joe setzte eine Zigarre in Brand. Ruskin bot Samantha aus einem dünnen Etui eine Zigarette an; sie lehnte ab.
    Joe begann: »Sammy, ich habe Willy gesagt, daß wir in punkto Drehbuch noch zu keiner Entscheidung gekommen sind; daß es da noch eine Menge zu bedenken gibt.«
    Ruskin nickte. »Ich dachte, es wäre nett, einander persönlich kennenzulernen. Wir können ja auch über Mängel sprechen, die das Skript nach Ihrer Meinung hat. Und natürlich würde ich nur zu gern Ihre eigenen Vorstellungen und Ideen kennenlernen.«
    Samantha nickte, sammelte ihre Gedanken. »Ich bin interessiert«, sagte sie. »Die Grundidee ist in Ordnung, das Drehbuch gut geschrieben. Weshalb haben Sie die Songs weggelassen?«
    »Weil die Sprache sich nicht eignen würde für die Art von Film, die uns vorschwebt«, erwiderte Ruskin.
    »Sicher. Aber Sie könnten ja ein paar neue Texte schreiben und bestimmt einen guten Rock-Komponisten finden, dem dazu was einfällt.«
    »Das ist eine Idee«, sagte Ruskin und musterte Samantha überrascht und voller Respekt.
    Sie fuhr fort: »Und aus dem Narren könnte man doch so einen meschuggen Popsänger machen - so eine Art Keith-Moon-Typ«
    Joe warf ein: »Willy, da ist ein Drummer bei einer britischen Popgruppe ...«
    »Ja, ich weiß«, sagte Ruskin. »Die Idee gefällt mir. Damit werde ich mich gleich mal befassen.«
    »Nicht so eilig«, sagte Samantha. »Das ist ein Detail. Für mich gibt's bei dem Film ein viel ernsteres Problem. Es ist eine gute Komödie. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.«
    »Verzeihung - wo liegt da das Problem?« fragte Ruskin. »Ich komm da nicht ganz mit.«
    »Ich auch nicht, Sammy«, fügte Joe hinzu.
    Samantha zog die Stirn kraus. »Ich fürchte, daß der Gedanke auch in meinem Kopf nicht allzu klar ist. Es ist ganz einfach so, daß der Film nichts aussagt. Er hat kein Anliegen, er enthält keine Lehre, bietet keinen neuen, erfrischenden Blick auf die Welt - nichts in der Art.«
    »Nun, immerhin ist da der Gedanke, daß eine Frau als Mann auftreten und erfolgreich einen Männerjob tun kann«, warf Ruskin ein.
    »Im 16. Jahrhundert mag so was ja revolutionär gewesen sein, aber das ist ja schon ein Weilchen her.«
    »Außerdem ist da die unverklemmte Einstellung gegenüber der Homosexualität, was sogar etwas Erzieherisches haben könnte.«
    »Hat es aber nicht«, erwiderte Samantha mit Nachdruck. »Heutzutage werden sogar im Fernsehen über Homos Witze erzählt.«
    Ruskin machte eine leicht mürrische Miene. »Offen gestanden - ich wüßte wirklich nicht, wie das, was Sie haben wollen, in eine einfache kommerzielle Filmkomödie wie diese hineingeschrieben werden könnte.« Er steckte sich eine frische Zigarette an.
    Joe machte ein gequältes Gesicht. »Sammy-Baby, dies ist eine Komödie. Eine Komödie soll die Leute zum Lachen bringen. Und du möchtest doch eine Rolle

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