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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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so ernst, Herr Lewis!“
    „Nun ...“ Lewis hob verlegen die Hände.
    „Aber machen Sie sich nichts daraus. Nun muss ich mich sputen, ich bin spät dran!“ Herder legte die Hand an den Hut. „Ich werde mich bei Ihnen melden, vielleicht früher, als Sie denken!“ Er grinste breit und verschwand in der Menge.
    Lewis sah ihm kurz nach, und es schien ihm, als habe er in dessen Nähe für einen Moment den Mann wiedererkannt, den er zuvor vom Brunnen aus gesehen hatte. Nach einem Lidschlag konnte er den anderen Mann nicht mehr ausmachen. Er war verschwunden.
    Lewis zuckte die Achseln und verließ auch den Marktplatz. Er hatte genug von den schweren Gedanken fremder Leute gehört und wollte jetzt mit sich und den ihm eigenen – die hoffentlich von leichterer Natur waren – allein sein . Der Park rief ihn, lud zum Lustwandeln. Lewis schwang den Knotenstock und pfiff eine alte englische Volksweise, etwas, das er schon viel zu lang nicht mehr getan hatte. Er schlug einen Weg zum Schloss ein. Als die Wilhelmsburg mit ihren hohen Mauern in Sichtweite kam, wurde ihm bewusst, wie selten in Weimar eine Gebäudebezeichnung ihrem tatsächlichen Gegenstand gerecht wurde. Zumindest, wenn es sich um ein Schloss handeln sollte: Hatte sich Schloss Tiefurt nach genauer Betrachtung als ehemaliges Pächterhaus herausgestellt, so war das Weimarer Stadtschloss – eine Ruine. Als Böttiger Lewis den Weg zum Park an der Ilm erläutert hatte, hatte er ihm nebenbei etwas über den großen Brand wissen lassen, der im Jahr 1774 die Dachstühle und Innenräume des Herrschaftssitzes zum Raub der Flammen werden ließ. Seitdem logierte die Herzogsfamilie im Fürstenhaus an einem Ausläufer des Marktplatzes, im Wittumspalais oder eben in den ländlichen „Schlössern“ Tiefurt, Ettersburg, Dornburg und im Belvedere. Wenn manche Monarchen viele Meilen innerhalb ihrer Paläste zurückzulegen hatten, so waren die Fürsten von Weimar gezwungen, viele Meilen zwischen ihren Palästen zurückzulegen.
    Lewis zog die Nase kraus und schüttelte den Kopf. Als er die kopflosen, ihrer Dächer beraubten Gebäude sah, mochte er kaum glauben, dass bereits seit drei Jahren am Wiederaufbau gearbeitet wurde; Böttiger hatte ihm erläutert, dass Goethe Mitglied der Schlossbaukommission und an der Planung und Ausführung des Auf- und Ausbaues beteiligt war. Lewis fragte sich, ob es eine Angelegenheit in Weimar gab, in die der Geheimrat nicht auf die eine oder andere Art einbezogen war.
    Als er das Schloss halb umrundet hatte, kam er zu einer zweibogigen, steinernen Brücke, die sich nahe an den Mauern über das Flüsschen Ilm spannte. Interessiert blickte er auf den Wasserlauf, auf die kleinen Wellen, die darauf spielten, und die Enten, die vor sich hindümpelten. Er blickte noch einmal an den Mauern hinauf, die steil aufragten und deren Schatten auf ihn zuzuwandern begann. Dem Gebäude würde er sich ein anderes Mal widmen, momentan stand ihm der Sinn gar nicht nach Ruinen, und so wandte er den Blick wieder zum Fluss und zur Brücke. Der Weg streckte sich einladend ins lockende Grün der ersten Parkbäume und der Wiesen. Mit einem Auftappen der Stockspitze kam er der Aufforderung nach und betrat die Brücke. Unter ihm rauschte die Ilm, ein paar Enten lärmten jetzt, und er ging forsch voran, wobei er je einem Doppelschritt ein Aufsetzen des Stockes folgen ließ, so dass es klang, als bewege er sich auf drei und nicht etwa zwei Beinen.
    Er betrat den Park und fühlte sich wie in England. Die Wege säumten ausgedehnte Grünflächen, besät mit Bäumen und Sträuchern. Friedrich Bertuch, damals Legationsrat, hatte fünfundzwanzig Jahre zuvor zusammen mit dem fürstlichen Gärtner, Johannes Reichert, tatsächlich künstlerische Arbeit geleistet. Lewis war glücklich, dass ihm Böttiger auch hierüber ausführlich Kunde gegeben hatte – er wollte bei nächster Gelegenheit dem guten Bertuch zu seinem Werk gratulieren. Ihm war, als sei er, eben noch in den Gassen der Stadt, geradewegs mitten in die freie Natur getreten. Tief atmete er ein, weit schritt er aus, und mit jeder Elle, die er auf den Wegen zurücklegte, fühlte er sich prächtiger. Das war doch wesentlich angenehmere Natur als jener Wald vor Tiefurt, der dicht und düster und wurzelig und vor allem schlammig gewesen war.
    In der Flanke eines kleinen, baumbestandenen Hanges erspähte Lewis so etwas wie eine künstliche Grotte mit einem unregelmäßig geformten Wasserbecken. Er trat näher und sah in einer

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