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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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und mir bei meinen Aufgaben als Marschall zur Hand gehen. Und dieses Zimmer hättest du ganz für dich allein. Da lässt sich's doch wohl aushalten, oder? Außerdem begleite ich den Erzbischof häufig auf diplomatischen Reisen. Dabei könntest du mitkommen, als mein Sekretär und Knappe. Was hältst du davon?«
    Diplomatische Reisen … Das klang sehr aufregend. Konrad wusste, dass Erzbischof Arnold eine wichtige Rolle im deutschen Königreich spielte. Er gehört zu den Reichsfürsten und war ein wichtiger Berater des Königs. Wollte Anselm wahrhaftig, dass er, Konrad, den erzbischöflichen Marschall auf solchen Reisen begleitete? Konrad konnte es kaum glauben!
    Und dann kam ihm ein ganz anderer Gedanke in den Sinn: In Köln zu bleiben bedeutete, in Hannahs Nähe zu sein.
    Ehe er Anselms Frage beantwortet hatte, klopfte es an der Tür. Es war Malachias, der niemand anderen als Josephs Hausdiener im Schlepptau hatte. Konrads Herz trommelte so laut in seiner Brust, dass man es bestimmt im ganzen Palast hören musste. »Entschuldigt die Störung, ihr Herren. Dies ist ein Diener des ehrenwerten jüdischen Kaufmannes Joseph ben Yehiel. Er hat eine Nachricht seiner Herrin Hannah für den Herrn Konrad.«
    Anselm runzelte die Stirn und machte ein unwilliges Gesicht. »Na, dann soll er sprechen, damit er den Weg nicht umsonst gemacht hat«, sagte er in missmutigem Tonfall.
    Der Diener verneigte sich tief. Mit einer ruhigen Würde, ohne sich von Anselms unwirschem Benehmen verunsichern zu lassen, sagte er: »Verzeiht, Herr, aber die junge Herrin hat mir aufgetragen, dem Herrn Konrad mitzuteilen, dass sie am Hafentor auf ihn wartet, um mit ihm einen Spaziergang zu machen und ihm den Hafen zu zeigen.«
    »Soll draußen warten!«, raunzte Anselm Malachias an, der den sich erneut tief verneigenden Diener, einen jungen Mann in Konrads Alter, zur Tür hinausschob.
    Als sie allein waren, warf ihm Anselm einen verärgerten Blick zu: »Keine Gefühls Verwirrungen! Das habe ich dir doch gestern Abend gesagt. Diese Jüdin sieht durchaus hübsch aus und mag ja auch sehr nett sein. Auch ihr Vater ist ein feiner Kerl. Aber du wirst dir nur Probleme einhandeln, wenn du dich mit ihr einlässt. Es wäre eine Riesendummheit! Eine Dummheit von der Art, die du unbedingt vermeiden solltest, wenn du es hier in Köln zu etwas bringen willst. Wenn du Lust auf schöne Frauen hast, überlass das mir. Es gibt hier in Köln genug aufregende Frauen, mit denen du dich treffen kannst, ohne deswegen als Mönch Schwierigkeiten zu bekommen. Ich kann das für dich arrangieren …«
    Konrad wollte überhaupt nicht auf das hören, was Anselm da redete. Er hatte das seltsame Gefühl, ein paar Zentimeter über dem Boden zu schweben. Gestern Abend hatte Hannah mit ihm über den Hafen gesprochen. Im Hafen lagen die großen Schiffe, die übers weite Meer fuhren. Hannah wusste über diese aufregenden, faszinierenden Dinge Bescheid und konnte ihm sagen, woher die Schiffe kamen, wohin sie fuhren und welch kostbare, exotische Fracht sie nach Köln brachten. Und während sie ihm dort alles zeigte, mit ihm an dem Wald aus Schiffsmasten entlangspazierte, würde er diese unglaubliche Bewegung ihrer Hüften bestaunen und die perfekten Linien ihres Halses und ihrer Brüste. Ja, Anselm hatte natürlich recht, es war unvernünftig. Es war eine Riesendummheit. »Du … verbietest mir, mich mit ihr zu treffen?«
    Anselm sah ihn einen Moment an. Jetzt wirkte er nicht mehr verärgert, sondern seltsam traurig und bekümmert. Leise sagte er: »Wir sind Freunde, Konrad. Und Freunde haben einander nichts zu verbieten. Ich weise dich nur auf die möglichen Konsequenzen dessen hin, was du in deiner rührenden Naivität und Unbedarftheit im Begriff zu tun bist. Du bist erwachsen und frei, Konrad. Als dein Freund kann ich dir nur Ratschläge geben, mehr nicht. Aber manchmal nehme ich mir die Freiheit heraus, auch ungebetenen und lästigen Rat zu erteilen. Später wirst du mir dafür vielleicht dankbar sein.« Mit diesen Worten ging er nach nebenan in sein Zimmer und zog den Vorhang hinter sich zu.
    Die Muschel in Konrads Tasche fühlte sich warm an, als sei etwas von Hannahs Wärme in ihr enthalten. Vor dem Fenster schimmerte das Sonnenlicht auf den Dachschindeln des Doms. Du bist erwachsen und frei, hatte Anselm gesagt. Konrad seufzte, atmete tief durch und ging hinaus auf den Flur.

D IE S PRACHE DES H ERZENS
    K onrad wurde von dem Diener durch schmale, verwinkelte Gassen geführt. Die

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