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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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nur dasaß und stumm vor sich hin starrte – enttäuscht und traurig. Dann dachte er darüber nach, was er in den vergangenen Tagen erlebt hatte: Er hatte Menschen auf schreckliche Art sterben sehen. Er selbst hatte dreimal dem Tod ins Auge geblickt – als sie von den Räubern überfallen worden waren, als sie auf Egmund von Sayn und seine Ritter getroffen waren und als am Kölner Hafenkai die Äxte schwingende Bande auf ihn und Gilbert zugestürmt war. Er hatte das Geheimnis seiner Vergangenheit aufgeklärt, seine Erinnerungen zurückerlangt und seine Schwester und Ludowig wiedergefunden. Er wusste jetzt, wer sein Vater war.
    Vielleicht war ich wirklich so, wie Hannah mich in dem Brief beschreibt, dachte er. Aber ich will nicht mehr so sein! Und ich bin es auch nicht mehr, das werde ich ihr beweisen. Ich werde es allen beweisen.
    Er steckte Hannahs Brief ein und ging mit grimmiger Entschlossenheit hinunter in die Burgküche, wo er eine große Schüssel Haferbrei verschlang. Dann begab er sich zu den anderen Leuten, die in der Halle vor dem Rittersaal darauf warteten, wie die Beratung der Ritter ausgehen würde. Neben den Menschen von der Burg waren auch der Rabbiner und die jüdischen Gemeindeältesten anwesend. Seine Schwester saß auf einer Bank am Fenster und schaute mit sorgenvoller Miene vor sich hin, unruhig die Hände ringend. Gewiss litt sie große Angst um ihren Mann, denn er würde zu denen gehören, die in vorderster Reihe in die Schlacht ritten. Für einen Moment verspürte Konrad den Drang, sich zu Brigid zu setzen, den Arm um sie zu legen und sie zu trösten. Aber das konnte er jetzt nicht. Er durfte jetzt nicht weich werden. Er hielt sich abseits, starrte grimmig und erwartungsvoll auf die Tür zum Rittersaal.
    Unvermittelt tauchte Gilbert neben ihm auf. »Ist es nicht furchtbar, Konrad?«, sagte er. Gilbert war bleich, mit dunklen Schatten unter den Augen. Er sah aus, als hätte er die ganze Nacht in der Burgkapelle gebetet. »Christen ziehen gegen Christen in die Schlacht! Hat denn nicht unser Erlöser, unser Heiland, die Liebe gepredigt? Es muss einen Weg geben, dieses Blutvergießen zu verhindern. Warum muss es immer so weitergehen, dass die Frauen um ihre Männer weinen, und die Kinder um ihre Väter?«
    Unter anderen Umständen hätte Konrad vielleicht etwas Mitfühlendes zu Gilbert gesagt, aber er hatte sich innerlich ganz versteift, als wäre seine Brust von einer Rüstung umschlossen. Diese innere Starrheit musste er unbedingt aufrechterhalten, sonst hätte ihm für das, was er vorhatte, der Mut gefehlt. »Das Blutvergießen wird sich nur verhindern lassen, wenn jemand Radulf und seinem schwarzen Dolmetscher den Kopf abschlägt!«, entgegnete er schroff.
    Gilbert schaute ihn betroffen an, wandte sich ab und zog sich in einen anderen Teil der Halle zurück, wo er rastlos auf und ab ging.
    Dann öffnete sich endlich die Tür und die Ritter kamen heraus. Alle trugen jetzt Kettenhemden und hatten ihre Schwerter gegürtet. An der Spitze gingen Anselm und der Erzbischof.
    Anselm verkündete mit kräftiger, Autorität ausstrahlender Stimme, was sie beschlossen hatten: »Gefolgsleute des Erzbischofs! Juden von Köln! Wir werden heute Radulf und seine Armee des Hasses in offener Feldschlacht besiegen! Hierzu werden wir auch alle jetzt auf der Burg stationierten Ritter benötigen. Damit die Burg nicht ungeschützt bleibt, wird das Waffenverbot für die Juden vorübergehend aufgehoben. Alle waffenfähigen Juden werden aus der Rüstkammer der Burg bewaffnet, um sich der Feinde erwehren zu können, falls dies nötig sein sollte.«
    Der Rabbiner trat vor. »Ihr Herren! Ebendies wollte ich Euch im Auftrag meiner Gemeinde vorschlagen. Es gibt viele waffenfähige junge Männer in unseren Reihen, die gerne bereit sind, ihren Beitrag für die gemeinsame Sache zu leisten.«
    »Wohl gesprochen!«, rief Erzbischof Arnold mit seiner hohen, dünnen Stimme. »So soll es geschehen! Bewaffnet die Juden! Sie mögen sich im Burghof sammeln. Sigismund und der Rüstmeister werden die Waffen ausgeben.«
    Jetzt oder nie! Konrad eilte nach vorn und sagte: »Anselm, ich möchte an deiner Seite reiten!«
    Anselm schaute vollkommen überrascht. Einen Moment lang schienen in ihm widerstrebende Gefühle miteinander zu ringen. Er öffnete den Mund, sagte aber nichts.
    Da rief der Erzbischof: »Seht diesen tapferen jungen Mann! Seinem klugen Rat verdanken wir es, dass wir heute einen großen Sieg für die Sache Gottes erringen

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