Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Fluss und rettete den
Alten. Dessen Dankbarkeit kennt keine Grenze. Mit klingender Münze hätte er
seine Schuld abgegolten. Doch nun, weil es mich treffen soll, will er ihm den
Grapsbach-Park vermachen, diesem Habenichts. Was sich der Alte als neuen
letzten Willen ausgedacht und schriftlich konzipiert hat, ist meinem Geständnis
beigefügt im Original. Denn mich und mein Leben wird es nicht mehr berühren.
Noch war der Notar nicht verständigt, noch konnte ich handeln. Es ist mir nicht
leicht gewesen ums Herz. Aber ich habe meinen Vater auf den Turm unserer
Familienburg gelockt in Oppelstedt-Binsrode, wo die Grapsbachs ansässig sind
seit Jahrhunderten. Ich musste — einen tragischen Unfall vortäuschend — den
Alten in die Tiefe stürzen. Sein letzter Blick, als er es begriff, war voller
Abscheu. Aber ich habe voller Genugtuung ihm nachgeblickt hinunter bis zum
Aufprall. Und die Länderei, der Park, bleibt mir erhalten. — Nun habe ich also
— wie die Dämonen der Finsternis fordern und mir übermitteln durch Alma von
Runen — mein Gewissen erleichtert, mein Innerstes geöffnet, jedes Geheimnis
offenbart. Der Vertrag ist erfüllt. Dennoch — kein Mensch aus meiner Zeit wird
davon erfahren und nach mir kann die Welt untergehen.«

9. Das Trio
macht weiter
     
    Ein italienischer Kleinwagen
hielt hinter dem grauen VW.
    Jürgen Schulken sah im
Rückspiegel, wie seine beiden Kumpane ausstiegen. Sie kamen nach vorn, klinkten
rechts und links die hinteren Türen auf und stiegen ein.
    Der VW schaukelte etwas.
Schweißgeruch breitete sich aus. Die beiden trugen immer noch ihre Tarnjacken.
    »Hallo, da sind wir.«
    »Ihr seht aus, als hätte euch
die Bundeswehr rausgeschmissen.«
    »Mir gefällt meine Jacke«,
meinte Nocke. »Wo ist denn
    deine?«
    »Im Kofferraum. Damit ich nicht
auffalle.«
    »Und weißt du, wie du jetzt
aussiehst? Als wolltest du zum Arbeitsamt. Und um einen Job anstehen.«
    »Mache ich einen so ärmlichen
Eindruck?«
    »Ebenso wenig wie wir.« Simon
zündete sich eine Zigarette an. »Was ist nun mit der Glockner? Wir haben uns
was vorgenommen und das führen wir auch durch!«
    »Klar doch! Die TKKG-Kids
sitzen auf der Terrasse. Einer liest vor. In der Villa rührt sich nichts.«
    »Worauf wartest du — warten
wir?«
    »Langsam!«, wehrte Schulken ab
— und berichtete von seiner Begegnung mit Tim.
    »Musstest du denn unbedingt
deinen Namen nennen?!«
    »Ich bin mir ganz sicher: Der
Typ hätte es gemerkt, wenn ich lüge.«
    »Und?«
    »Der hätte mir den Führerschein
aus der Tasche geholt.«
    »Einfach so?«
    »Seht ihn euch an. Auf den gehe
ich nur von hinten los. Ist glasklar der Macker der Blonden.«
    »Beide Mädchen haben den
Artikel geschrieben. Beide Namen stehen drunter. Wir machen uns lächerlich,
wenn wir nur die eine abstrafen.« Nocke ballte die Fäuste. »Die andere wird
auch kurz geschoren.«
    »Ist kein Thema. Aber ich darf
nicht gesehen werden. Wisst ihr, was ich vermute? Wegen Abwesenheit der Alten
haben die Kids sturmfreie Bude. Wahrscheinlich lädt Karl Vierstein seine
Freunde zu sich ein. Schule ist nicht mehr wegen Ferien. Warum also nicht?«
    »Du meinst, Jürgen, wir tanzen
heute Nacht bei denen an?«
    »Genau das! Falls sich vorher
keine Möglichkeit ergibt. Und dann nehmen wir Baseballschläger mit. Ein paar
habe ich im Kofferraum liegen.«
    Sein Vorschlag fand Zustimmung.
Doch bis zur Nacht war noch lang hin. Vorher konnte viel geschehen. Die drei
blieben im Wagen und beobachteten die Villa. Zur Terrasse hatten sie allerdings
von hier keinen Einblick.
     
    *
     
    Auf der Terrasse herrschte
Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    Karl hatte das Mordgeständnis,
neun beschriebene Seiten, herumgereicht. Und — auf anderem Papier, mit einer
anderen Schrift — den Entwurf der Testamentsänderung, zu der Otto-Wilhelm nicht
mehr gekommen war — verhindert durch sein gewaltsames Ableben.
    »Die männlichen Grapsbachs«,
sagte Karl nach einer Weile, »haben eine Vorliebe für den Namen Otto.
Otto-Wilhelm, der Alte, Otto-Albrecht, der Mörder — Otto-Alexander, der
PEW-Vorsitzende. Zwischen Albrecht und Alex muss aber noch einer gewesen sein:
der Sohn des Psychos.«
    »Ungeheuerlich!« Gaby
schüttelte den Kopf.
    »Was machen wir?« Klößchen
hatte seinen Schock überwunden und schob sich Schokolade rein.
    Alle sahen Tim an.
    »Auf mich wirkt das alles«,
sagte er, »wie eine wüste Horrorgeschichte, die sich ein Spinner ausgedacht
hat. Natürlich ist sie wahr. Aber wir

Weitere Kostenlose Bücher