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Der Mörder mit der schönen Handschrift

Der Mörder mit der schönen Handschrift

Titel: Der Mörder mit der schönen Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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Bild der Tür auf der Mahagonifläche, die einen nur unvollkommenen Spiegel abgab. Ihre Augen glitten nur gelegentlich kurz zur Seite, um sich ihrer Waffe zu vergewissern. Und trotz allem begriff sie nicht sofort, was da soeben das Spiegelbild des leeren Raums zwischen den beiden Türflügeln verdunkelt und sich vor das Glitzern des Kronleuchters geschoben hatte. So früh hatte sie das Erscheinen des Unbekannten nicht erwartet. Dennoch zuckte sie nicht zusammen, so sehr hatte sich ihr Mut im Laufe der letzten Minuten gefestigt.
    Sie spielte mit der linken Hand weiter, aber ihre rechte Hand glitt zum Ende der Tastatur und ihre Finger schlossen sich um den Revolver.
    Etwas störte sie dennoch, etwas, womit sie nicht gerechnet hatte: Das Spiegelbild war so unscharf, dass sie nicht erkennen konnte, ob die Person bewegungslos verharrte oder ob sie sich ihr näherte. Sie war beunruhigt bei dem Gedanken, dass das charakteristische Geräusch der Schritte nun in jedem Fall durch den riesigen Teppich gedämpft würde, der das Gemälde Le serment des Horaces von Louis David darstellte. Sechs Meter … keine so große Entfernung. Man durfte dem Eindringling nicht Gelegenheit geben, sie ungehindert zu überwinden.
    Véronique drehte sich mit einem Ruck auf ihrem Sitz um den Revolver mit beiden Händen haltend, um zielen zu können, ohne zu zittern.
    Nein. Der Eindringling hatte sich nicht bewegt. Er stand aufrecht da, füllte den Türrahmen aus, untersetzt, massig, plump, wie sein Schritt es hatte vermuten lassen.
    Es war ein lächerlicher Pionier einer Armee aus einem Bilderbuch für Kinder. Er trug eine Art von Fellmütze, die er bis zu den Ohren heruntergezogen hatte, eine große, steife Schürze in einem fahlen Weiß, die ihm bis zu den Knien reichte und seine Hose verdeckte. Er schlurfte tatsächlich in den klobigen Schuhen eines Straßenarbeiters daher, die Véronique Knobelbecher nannte. Am Ende seiner kurzen Arme steckten plumpe Handschuhe, von fahler Farbe wie die Schürze. Sie umschlossen ein Chassepotgewehr, das noch aus dem annus terribilis stammte. Véronique erkannte sofort den Aufzug des Großvaters Melliflore, der ihr so viel Angst eingejagt hatte, als sie ihn im Alter von fünf Jahren in dieser Verkleidung gesehen hatte. Er stammte aus dem Speicher. Noch vor zwei Tagen hatte sie ihn gesehen, als sie eben den Gegenstand geholt hatte, der ihr nun als Klavierstuhl diente. Das Zeug hatte sogar direkt darauf gelegen, unter einer Staubschicht verborgen. Sie hatte das Ding erst darunter hervorholen und das seltsame Kostüm auf der Marmorplatte eines alten Nachttisches ablegen müssen.
    Was das Gewehr betraf, so war es für gewöhnlich, und dies seit jeher, an seinem Riemen an einem tiefen Balken des Hängebodens aufgehängt, wo es im Luftzug hin und her schaukelte. Als sie noch ein Kind gewesen war, hatte Véronique sich beim Versteckspielen die Stirn am harten Gewehrkolben gestoßen.
    Mit Schrecken dachte sie daran, dass sie wenigstens das Bajonett hätte herausziehen müssen, das über den Lauf hinausragte. Wenn er sie je damit verletzen sollte, sagte sie sich, würde sie Wundstarrkrampf davon kriegen.
    Diese Idee kam ihr blitzartig, während sie ihrem Angreifer direkt in sein weichliches Gesicht starrte. Sie schaute in eine rötliche Visage, die allerdings bis auf den Querstrich des Schnurrbarts wie mit Reif überpudert war. Es schien, als sei der Schnee vom letzten Winter darauf liegen geblieben. Dass der Tod sich unter solch lächerlichen Auspizien zeigte, ließ ihn nicht weniger gegenwärtig erscheinen, unter der hohen Decke dieses Zimmers, unter dem matten Licht des Kronleuchters, auf diesem Teppich, wo drei mannhafte Römer ihre Waffen wie zu einem Rutenbündel vereint hochstreckten.
    Aber unter diesem Faschingskostüm eines Pioniers der Grande Armée, unter dieser kriegerischen Aufmachung eines Bleisoldaten, verbarg sich zwangsläufig jemand. Jemand aus Fleisch und Blut, der Kopf und Körper eines Menschen hatte. Jemand, dem man die Maske herunterreißen musste.
    Der Wunsch, das Geheimnis zu lüften, ebenso wie der Anblick des schrecklichen Bajonetts brachten Véronique dazu, nahezu instinktiv auf den Abzug zu drücken.
    Ein lächerliches kleines Geräusch, wie das Glucksen eines Huhns, dem man den Hals umdreht, war das einzige Ergebnis dieser Handlung. Ein Revolver, der seit fünfzig Jahren nicht mehr benutzt wurde, spielt einem schon einmal so einen Streich: den letzten.
    In höchster Aufregung betrachtete

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