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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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sterben.«
    » Sterben werden wir, wenn wir hierbleiben.«
    Elija spürte, wie ihm die Tränen kamen. Die junge Frau sah ihn an und zog finster die Brauen zusammen. Wie kann sie so furchtlos sein?, dachte er.
    » Dieser Kanal hier wird viel benutzt«, erklärte sie ihm. » Ich habe nach Ratten Ausschau gehalten. Wir haben stundenlang keine gesehen, aber hier gibt es viele von ihnen. Du findest Ratten nur dort, wo auch Menschen sind. Das bedeutet, dass Menschen in der Nähe sind. Wir können uns im Dunkeln verstecken, bis jemand anders vorbeikommt, jemand mit einer Fackel.«
    » Aber das könnten auch böse Menschen sein.«
    » Dies hier sind ganz gewiss böse Menschen.« Sie zuckte mit den Schultern und sah sich um, als würde sie bereits ohne ihn weiterplanen. » Wir werden sterben, wenn wir bleiben«, wiederholte sie.
    » Ich bleibe«, erwiderte Elija, kehrte dem Mädchen den Rücken zu und rollte sich zusammen. Dann kniff er die Augen fest zusammen. Er vermutete, dass sie immer noch neben ihm saß und ihn beobachtete und versuchte zu schlafen. Aber die Angst setzte ihm zu. Hatte sie Recht? Planten Dachs und ihre Freunde, sie zu töten? Schließlich schlief er ein, geistig und körperlich vollkommen erschöpft.
    Nur Augenblicke später, so schien es ihm, wurde er von einem wütenden Schrei und einem schrillen Quietschen geweckt.
    » Das Miststück hat mich gebissen!«, schnaubte jemand. Er hörte, wie Fleisch auf Fleisch klatschte, und dann schrie jemand schmerzerfüllt auf. Elija schloss die Augen fester und rollte sich zu einem Ball zusammen. Er spürte, wie sich die anderen Schläfer regten und aufrichteten. Dann stieß jemand einen erstickten Schrei aus, und Elija öffnete die Augen.
    Im Licht der Fackel sah er, wie der Wächter die junge Frau festhielt. Er hatte sie vom Boden hochgehoben, aber sie trat mit aller Kraft nach ihm und schlug mit ihrem freien Arm um sich. Ihr Gesicht war rot, und sie wurde schwächer. Elija sah mit großen Augen zu.
    Die anderen lachten über diese unterhaltende Abwechslung, und Dachs stand auf. Sie zog ihre Lumpen zurecht und strich sie gemächlich glatt, während sie zu dem kämpfenden Paar ging. Das Mädchen hob einen nackten Fuß und trat ihr gegen die Brust. Der Tritt zeigte fast keine Wirkung, aber sie knurrte böse.
    » Soll ich sie fesseln?«, fragte der Wächter Dachs, die sich schmerzlich die Brust rieb.
    » Zu mühsam, sie die ganze Strecke zu tragen«, befahl die Frau. » Bring sie einfach um.«
    Sie drehte sich um und sah zu Elija hinüber. Er presste sich auf den harten Boden, und ihr Blick glitt über ihn hinweg.
    Das Mädchen hatte aufgehört, sich zu wehren. Seine Lider flatterten, und als der Wächter es auf die Füße stellte, sackte es nach vorn. Er hielt es mit einer Hand fest und zog mit der anderen ein rostiges Messer aus der Scheide an seiner Hüfte.
    Elija holte tief Luft, stieß sich vom Boden ab und rannte los mit gesenktem Kopf, direkt auf den Wächter zu. Er rammte seinen Schädel gegen die Lederweste über dem schlaffen Fleisch. Dann hörte er, wie dem Mann die Luft aus der Lunge wich und er nach hinten fiel. Elija sprang auf den großen Leib, der sich über den Boden rollte, taumelte und verlor das Gleichgewicht, als er versuchte aufzustehen. Er sah sich um. Er konnte nur das helle Licht der Fackeln erkennen und dunkle, formlose Silhouetten, die sich bewegten. Eine Hand packte seinen Arm und zog ihn auf die Füße.
    » Hab ich dich, du Balg«, sagte Dachs. » Halt still!« Aber Elija war fast wahnsinnig vor Panik und schlug um sich, bis er sich losreißen konnte. Er lief in die Richtung, in der er die Stimme des Mädchens zu hören glaubte – und direkt gegen eine Wand. Er fiel erneut zu Boden, und dann sah er die Öffnung eines Tunnels und krabbelte auf allen vieren in die gähnende Finsternis. Dann rappelte er sich hoch, kam auf die Füße und ging rasch weiter, die Hände vor sich ausgestreckt. Schließlich berührten seine Finger eine Mauer, und er folgte ihr, während er versuchte, sich zu beeilen und nicht zu fallen. Doch plötzlich verschwand der Boden unter seinen Füßen, und er stürzte erneut, rollte einen kurzen Hang hinab und landete in einer flachen Pfütze. Seine Seite schmerzte, aber er kam wieder hoch und lief weiter. Die Schreie hinter ihm wurden leiser.
    Dann hörte er ein Flüstern und hatte keine Chance wegzulaufen, als eine Hand seinen Arm packte. Er wimmerte vor Angst und versuchte, sich erneut loszureißen, aber die Hand hielt

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