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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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eingetroffene Verstärkung kämpften sich die Soldaten von unten ihren Weg die Treppe hinauf, und die Nachtfalken schienen keine Kraft mehr zu haben, um sie aufzuhalten. Von hier oben drängten immer mehr Bewaffnete durch die Türen herein, und die ausgelaugten Verteidiger konnten kaum die Stellung halten.
    Dann wurde ein Befehl gebrüllt, wurde wiederholt, als Echo von den runden Wänden des Raumes zurückgeworfen … und plötzlich zogen ihre Widersacher ab. Auch die Neuankömmlinge zogen sich wohl geordnet wieder durch die große Tür zurück. Keiner der erschöpften Nachtfalken hatte die Kraft oder auch nur die Absicht, ihnen nachzusetzen. Bartellus blickte zu Broglanh, der mit dem blutigen Schwert in der Hand dastand und ihn fragend ansah. Schließlich erwiderte er den Blick und zog die Augenbrauen hoch. Was ist das jetzt wieder für eine Finte?, sollte das heißen. Die Kämpfer der Eintausend zogen die Türen hinter sich zu, und Bartellus hörte das Einrasten eines Mechanismus, mit dem die Türen verschlossen wurden.
    Er schaute nach unten. Die Eintausend strömten durch den kristallenen Türbogen hinaus. Zurück ließen sie Leichen und Blut, das sich über den gesamten Fußboden ergoss. Die überlebenden Nachtfalken schauten verwirrt auf die Rücken der zurückweichenden Kämpfer.
    » Warum ziehen sie ab?«, fragte er Broglanh, aber der Kämpfer lief bereits die Treppe hinunter. Fell, dachte der General.
    Dann aber wurde Broglanh langsamer und blieb schließlich stehen. Bartellus sah, dass er seinen Blick auf den Kristallbogen richtete, in dem ein einzelner Mann aufgetaucht war – schlank und dunkelhaarig in der Uniform der Eintausend. Er trat gelassen vor und sah sich interessiert um. Dann blickte er zur oberen Plattform hinauf, direkt in die Augen des Generals.
    Erst in diesem Moment erkannte Bartellus Rafael Vincerus, und vor Schreck gefror ihm das Blut in den Adern. Er verlor alle Hoffnung, und an ihre Stelle trat nackte, finstere Verzweiflung. Wie hatte er nur so vermessen sein können zu glauben, er könnte diese Leute bezwingen?
    In seinen Ohren setzte ein tiefes Brummen ein, und rasch breitete sich ein scharfer Schmerz tief in seinem Kopf aus. Jetzt wusste er, warum man den Kriegern den Rückzug befohlen hatte. Rafael wollte jeden töten, der sich noch in der Halle aufhielt. Bartellus musste seine Beine zwingen, sich zu bewegen, und torkelte an den Rand der Plattform. Er öffnete den Mund, aber es kam nur ein zusammenhangloses Krächzen heraus.
    » Shuskara!«, schrie Rafael.
    Er schien etwas aus dem Konzept gekommen zu sein, denn der Schmerz ließ nach, und es gelang Bartellus, ein Wort hervorzustoßen. » Feigling!« Er setzte erneut an. » Du erniedrigst dich selbst, wenn du deine Magie gegen tapfere Krieger einsetzt, Rafael.«
    Rafael erhob seine Stimme. » Also bist du doch endlich aus deinem Bau gekrochen, Shuskara. Wir ahnten schon, dass wir dich vor dem Ende noch einmal sehen würden. Marcellus hat vorhergesehen, dass wir es noch mit dir zu tun bekommen würden, bevor der Tag zu Ende geht.«
    » Stell dich mir wie ein Mann, Rafael, und nicht wie ein billiger Zauberer.«
    » Mit Vergnügen, Verräter!« Rafael bückte sich, nahm einem toten Mann das Schwert ab und eilte die Treppe hinauf. Leichtfüßig schwang er sich über die schwarzsilbernen Leiber, vorbei an seinen verletzten Männern und seinen Feinden. Er war schnell und beweglich wie ein Zwanzigjähriger, und Bartellus wusste, dass er gegen ihn nur ein paar Augenblicke lang bestehen konnte. Dennoch durchströmte den alten Mann eine feste Entschlossenheit. Wenn er seinen Leuten nur ein klein wenig Zeit verschaffen, sie einen Moment vor der Magie dieses Dämons beschützen konnte, dann konnten sie vielleicht … Vielleicht was, Shuskara?, dachte er. Tief im Innersten wusste er, dass dieser Tag für ihn kein gutes Ende nehmen würde.
    Rafael erreichte den Treppenabsatz, hielt inne und grüßte seinen Gegner mit dem Schwert. Dann sprang er vor und zielte mit dem Schwert auf Bartellus’ Bauch. Bartellus schwankte ungeschickt, und die Spitze des Schwertes rutschte an seinem Ledergürtel ab. Er schlug mit seinem eigenen Schwert nach Rafaels Hals, war aber viel zu langsam. Der andere parierte den Stoß mühelos und schlug dann nach Bartellus’ Beinen. Der alte Mann spürte einen brennenden Schmerz und wäre fast rücklings zu Boden gestürzt. Er stolperte einen Schritt zurück. Er spürte, wie ihm am ganzen Leib der Schweiß ausbrach und sein

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