Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
Vom Netzwerk:
intelligent. Es war eher sein Sohn, der Bartellus Sorgen bereitete. Er war ein gerissener, lauernder Jüngling mit einem gemeinen Blick. Bartellus hatte sofort eine Abneigung gegen ihn gefasst, aber dann war ihm klar geworden, dass das hauptsächlich aus seiner Überzeugung kam, so ein junger Mann sollte beim Militär sein und seiner Cité dienen, statt immer noch am Tisch seines Vaters herumzulungern. Und die Art, wie der Junge ihn beobachtet hatte, hatte ihn vorsichtig gemacht. Dennoch, er konnte ihn unmöglich erkannt haben. Er war noch ein Kleinkind, als Bartellus die Armeen des Ostens und Nordens kommandiert hatte. Und soweit er wusste, existierte kein Porträt von ihm als General. Trotzdem betrachtete er den Jungen argwöhnisch und hoffte, dass er nicht da war, wenn das Glasfenster geliefert wurde.
    Bartellus war sich der Ironie wohl bewusst. Er verachtete den Sohn des Händlers, weil er dem Kriegsdienst zu entgehen suchte, während er selbst Pläne schmiedete, um Emly vor dem Krieg zu schützen. Aber es war viel Zeit seit diesem dunklen Tag in einem Abwasserkanal verstrichen, als er mit einer alten Frau darüber gestritten hatte, ob das Mädchen eingezogen werden sollte, um ihrer Cité mit ihrem Leben und ihrem Leib zu dienen.
    Dass er seine Einstellung dazu geändert hatte, war kein Problem für ihn. Und hätte ihn jemand der Heuchelei bezichtigt, hätte er es mit einem Schulterzucken und der Erklärung » Sie ist meine Tochter« abgetan.
    Es war ein langer Marsch, und trotz der schwachen Frühlingssonne schwitzte er unter seinem Mantel, als er leicht humpelnd in der Herberge Leuchtende Sterne ankam. Das alte, geräumige Gebäude war einmal ein Kloster gewesen. Aber die heiligen Männer waren schon lange zu ihren Göttern heimgekehrt, und jetzt diente es als Quartier für Besucher aus anderen Teilen der Cité und auch für Ausländer, die sich jetzt jedoch nur noch selten hierher verirrten. Bartellus besuchte die Herberge nicht oft, jetzt jedoch duckte er sich unter einen niedrigen Bogengang und trat in den großen, mit vielen Pflanzen geschmückten Hof. Als ehemaliger Soldat genoss er die Gesellschaft anderer Veteranen, und es beruhigte sein Gemüt, als er zwischen den Tischen hindurchging, wo andere Veteranen ihren Morgen mit Würfelspielen, Schach und Kartenspielen verbrachten. In der Ecke einer gepflasterten Mauer im Schatten eines Feigenbaums sah er Creggan und Dol Salida, die den Würfeltisch aufbauten. Er lächelte und ging zu ihnen.
    Die beiden Jungen, Brüder, die Bartellus von der Blauenten-Allee gefolgt waren, sahen, wie er in den Garten der Herberge trat.
    Der jüngere der beiden runzelte die Stirn. » Ich habe dir doch gesagt, dass er hierher geht. Jetzt sind wir den ganzen Morgen für nichts herumgelaufen.«
    » Wir werden trotzdem bezahlt, Dummkopf«, antwortete sein Bruder. » Sie wollen wissen, wo er hingeht, wenn er hier verschwindet.«
    » Er wird Stunden hierbleiben. Das macht er immer. Gehen wir nach Hause und kommen später zurück.«
    » Geh du nur. Wir müssen nicht zu zweit hier warten.
    Aber der jüngere seufzte und hockte sich in den Schatten einer niedrigen Mauer. Sein Bruder grinste und setzte sich neben ihn in den Staub. Die Sonne kletterte hoch über die Herberge, und ihr kleines Fleckchen Schatten verschwand allmählich, während sie warteten.
    » Wurde auch Zeit«, brummte Dol Salida, als sich Bartellus an den fünfseitigen Tisch setzte und die bunten Chips und Würfel vor sich sortierte. » Wir hätten gleich ohne dich angefangen.«
    Bartellus nickte ernst. Das sagte sein Freund immer, aber das einzige Spiel, das sie spielten, war Urquat – und das konnte man nur zu dritt oder zu fünft spielen. Es erforderte sowohl Glück als auch Geschicklichkeit, und Dol Salida war ein Meister darin, vielleicht der beste Spieler in der ganzen Cité. Aber nachdem sie drei Jahre lang seine Schüler gewesen waren, hatten Bartellus und Creggan zumindest genug gelernt, um das Spiel für ihn interessant zu gestalten. Jedenfalls sagte der Meister das mit einem selbstzufriedenen Grinsen zu ihnen.
    Nachdem sie ihren geringen Einsatz festgelegt hatten, begann Creggan das Spiel und ließ die Würfel rollen. Bartellus fand das Klappern der knöchernen Pyramiden auf dem Holztisch unendlich heimelig, und er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er genoss die Aussicht, etliche erfreuliche Stunden vor sich zu haben. Ein Schankkellner stellte rasch einen Krug mit Bier neben ihn, denn Bartellus war in den

Weitere Kostenlose Bücher