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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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kommunizierten wir, wenn überhaupt, über Mai, der ich anmerkte, dass ihre Sympathie für mich mehr und mehr schwand. Wahrscheinlich hatte Carmichael ihr von meinem Zustand erzählt.
    Konzert um Konzert spielte ich und verlor mit jedem Mal ein Stück mehr Seele in meinem Spiel. Tief in meinem Inneren spürte ich, dass alles wieder besser werden würde, wenn Paul zurückkehren würde. Ein paar Mal bildete ich mir ein, ihn im Publikum zu sehen, und tatsächlich, mein Spiel verbesserte sich dann, und auch wenn die Bilder nicht mehr vor meinem geistigen Auge auftauchten, so gewann die Melodie wieder mehr Seele.
    Umso tiefer war das Loch, in das ich fiel, wenn ich nach dem Konzert feststellte, dass ich mich geirrt hatte und er es nicht war. Ich fühlte mich, als hätte ich meine kostbare Energie verschwendet, also wich ich meinen Bewunderern aus, und wenn ein Gespräch mit ihnen nicht zu umgehen war, hielt ich es so kurz wie möglich.
    »Na also, das wird schon wieder«, fühlte sich Carmichael berufen zu sagen, als er nach zwei Wochen mal wieder in meine Garderobe kam. Nein, Fehler machte ich noch immer nicht, aber mein Spiel wurde so glatt und kalt wie eine Marmorfliese. Woche um Woche, Tourneeort um Tourneeort wartete ich auf eine Reaktion von Paul. Ich bildete mir ein, dass er, wenn er gewollt hätte, mich hätte erreichen können, dass er sich, wenn er mich wirklich liebte, auf eine halsbrecherische Reise um die Welt begeben würde. Doch es tat sich nichts. Wenn er auftauchte, dann lediglich in einem Traum, der mich dazu brachte, anschließend stundenlang zu weinen.
    Dann ließ sich mein Zustand eines Tages nicht mehr verbergen, mein Bauch wölbte sich unter meinem Kleid, selbst wenn ich das weiteste trug, das ich besaß.
    Es war illusorisch, sich einzubilden, dass ich irgendwen täuschen könnte. Tiefe Verzweiflung überkam mich, als ich mich selbst im Spiegel sah. Was bei anderen Frauen sicher Entzückung auslöste, machte mir mehr und mehr Angst.
    Aber ich sagte mir, dass es gehen würde, wenn nur Paul auftauchte. Wenn er mich zu seiner Frau machte, wie er es versprochen hatte.
    Carmichael knirschte mehr und mehr mit den Zähnen. Der Zeitpunkt, um mich einer Engelmacherin anzuvertrauen, war vorüber. Auf das Kind aufpassen zu müssen, war ein Alptraum für ihn, doch für mich stand nach wie vor fest, dass es leben sollte – immerhin war es mein Kind, meines und Pauls.
    Dann kam mein Agent eines Tages zu mir. Ich hatte mir bisher keine Gedanken darum gemacht, wohin ich gehen sollte. Das Haus meiner Mutter gab es nicht mehr, sie war im Dschungel, in Magek, einem Ort, der nur noch eine blasse Erinnerung aus meiner Kinderzeit war und in dem mich Forderungen erwarteten, auf die ich unzureichend vorbereitet worden war. Außerdem würde mich Paul bei seiner Rückkehr dort nie und nimmer finden!
    Carmichael erwies sich als hilfreich, auch wenn ich ihn nicht um Hilfe gebeten hatte. Er hätte mich, da ich ihm nun nicht mehr von Nutzen war, einfach fallen lassen können, doch das tat er nicht. Er nutzte die Kontakte, die wir in den vergangenen Monaten geknüpft hatten, und fand jemanden, der bereit war, mich aufzunehmen.
    Beschämt stand ich nur eine Woche später Piet van Swieten gegenüber. Bedauern leuchtete in seinen Augen, so als hätte sich seine Tochter diesen Fehltritt geleistet und nicht ich. Wahrscheinlich hatte auch er mich als Engel gesehen, als ein ätherisches, übersinnliches Ding, dem fleischliche Gelüste fremd waren. Doch jetzt musste er einsehen, dass auch ich nur ein Mensch war, schwach und verdorben.
    Das sagte er mir natürlich nicht. Er bot mir stattdessen das Nebengelass seines Hauses an, das sogenannte Gästehaus. Dort zog ich noch am selben Tag mit Mai und meinem Gepäck ein, denn mehr als das, was sich in meinem Koffer befand, besaß ich nicht.
    Vier lange Monate wartete ich daraufhin. Tag für Tag saß ich am Fenster und wartete. Blickte hinaus auf den traumhaften Garten, den ich schon bald in jeder Stimmung kannte, denn manchmal betrachtete ich ihn auch nachts und ganz besonders zu Regenzeiten, wenn das trübe Grau meine Seele verdunkelte. Außer Carmichael und Mai hatte ich niemanden bei mir. Die Dienerschaft des Hauses war angewiesen worden, sich nicht blicken zu lassen. Und auch der Hausherr blieb mir fern. Da wusste ich, dass ich bei ihm in Ungnade gefallen war, dass sein Einverständnis, mich hier zu verstecken, nichts weiter als ein Akt christlicher Nächstenliebe war, den er beging, ohne

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