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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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sich nicht für diesen Mann verbürgen würden, Warthrop, würde ich ihn für einen Scharlatan halten. Er macht mir einen allzu fröhlichen Eindruck für eine so grausige Angelegenheit.«
    »Es ist die Freude eines Mannes, der perfekt für seine Arbeit geeignet ist«, entgegnete der Doktor.
    Morgan befahl O’Brian, an der Tür auf Kearns zu warten, indes wir uns zu seinen Hilfssheriffs in der Kirche gesellten. Er hatte sechs Männer für die Jagd ausgewählt. Sie saßen in der ersten Bank, derselben Bank, wo Malachi am Tag zuvor gekauert hatte, die Gewehre an der Seite, die Mienen finster, die Blicke entschlossen, als Morgan den Monstrumologen vorstellte.
    »Dies ist Dr. Warthrop, für diejenigen, die ihn noch nicht kennen – oder von ihm gehört haben. Er ist … eine Kapazität in solchen Angelegenheiten.«
    Der Doktor nickte den Männern ernst zu, aber niemandsagte etwas oder erwiderte seinen nüchternen Gruß. Wir warteten in düsterem Schweigen darauf, dass Kearns seine schauerliche Besichtigung beendete. Einer der Männer hob sein Gewehr auf und fing an, es zu zerlegen; als er mit seinem Zustand zufrieden war, setzte er es methodisch wieder zusammen. Malachi neben mir rührte sich nicht und sprach nicht, sondern starrte auf das Kreuz, das hoch oben hing. Einmal warf Morgan einen schnellen Blick in unsere Richtung und flüsterte Warthrop zu: »Sie haben doch bestimmt nicht vor, diese Jungen mitzunehmen?« Der Doktor schüttelte den Kopf und erwiderte leise etwas, das ich nicht hören konnte.
    Eine halbe Stunde später flog die Tür auf, und Kearns kam mit großen Schritten durch den Mittelgang auf uns zu, im Kielwasser O’Brian, der wie Treibgut in seinem mächtigen Sog mitgezogen wurde. Ohne von unserer Anwesenheit Notiz zu nehmen, ging er an uns vorbei bis zur Front des Altarraums, wo er einen Moment lang mit dem Rücken zu unserer kleinen Versammlung stehen blieb und das Kreuz betrachtete – jedenfalls hätte jemand, der ihn nicht kannte, das leicht denken können. Morgan ertrug es, solange er konnte, dann stand er auf und brüllte, wobei seine Stimme von dem kavernenartigen Raum zurückgeworfen wurde: »Nun? Worauf warten Sie?«
    Kearns verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf. Er nahm sich einen weiteren Moment, ehe er sich umdrehte, und als er so weit war, trug er ein kleines Lächeln zur Schau, als amüsierte er sich insgeheim über etwas.
    »Nun ja, um Anthropophagen handelt es sich, kein Zweifel«, sagte er.
    »Daran hat es nie einen Zweifel gegeben!«, brauste Warthrop auf. »Tempo, Kearns!«
    »Ich heiße Cory.«
    »Na schön«, murmelte Morgan. »Mir reicht’s!« Er wandte sich an die Scharfschützen in der ersten Reihe. »Dr. Warthrop hat die Dienste dieses … dieser Person in Anspruch genommen, die vorgibt, Erfahrung darin zu haben –«
    » Ausgiebige Erfahrung«, korrigierte Kearns ihn.
    »– diese Geschöpfe zu töten. Ich würde Ihnen ja seinen Namen nennen, aber im Moment bezweifle ich sogar, dass er ihn selbst weiß, falls er überhaupt einen hat.«
    »Ganz im Gegenteil, es gibt mehr, als ich Lust habe zu zählen.« Er grinste, aber sein gewinnendes Lächeln sollte von kurzer Dauer sein. »Danke schön, Wachtmeister, für die herzlichen Worte und die überschwängliche Empfehlung. Ich werde mir Mühe geben, ihnen gerecht zu werden.«
    Er heftete die Augen, die im ätherischen, aufgesplitterten Licht der Kirche so schwarz wie eine mond- und sternenlose Nacht wirkten, auf die Männer vor sich. Er griff in die Hosentasche und nahm einen dunkelgrauen konkaven Gegenstand von ungefähr der Größe eines Halbdollarstücks heraus. »Kann jemand von Ihnen mir sagen, was das hier ist? Pellinore, Sie dürfen nicht antworten … Nein? Niemand? Dann will ich Ihnen einen Hinweis geben: Ich habe es gerade eben im Haus des guten Reverends gefunden. Nichts, nicht einmal eine Vermutung? Na schön. Das hier, Gentlemen, ist ein Stück Schläfenbein, von einem erwachsenen Mann von etwa vierzig bis fünfundvierzig Jahren. Für diejenigen unter Ihnen, deren Anatomiekenntnisse ein bisschen eingerostet sind: Das Schläfenbein ist Teil Ihres Schädels und nicht rein zufällig der härteste Knochen in Ihrem Körper. Ungeachtet seines Aussehens wurde das große, eiförmige Loch, das Sie hier in der Mitte sehen« – Kearns hielt es hoch ans Auge und blickte wie durch ein Guckloch auf seine gespannte Audienz – »nicht von einem chirurgischen Instrument gebohrt, sondern gestanzt vom

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