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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Frachtraum herunter. »Haltet euch bereit, mich hochzuziehen, Jungs!«, sagte er seinen Kameraden, als er den baumelnden Batzen gemästeten Kalbs schwenkte, von dessen Ende frisches Blut flog. »Ihr habt gesehen, wie schnell sie –«
    Smith und Burns sollten nie das Ende des Satzes erfahren; Wilson das seine hingegen in weniger als dreißig entsetzlichen Sekunden.
    Später, bevor ihn dasselbe schreckliche Schicksal ereilte wie den törichten Wilson, als er halb verrückt vor panischer Angst in der Kajüte des Captains hinter der behelfsmäßigen Barrikade kauerte, erzählte Burns Varner, was sich in dieser grauenerregenden halben Minute abgespielt hatte.
    Ob sie aus dem Strohlager oder von sonst wo hervorbrach, konnte niemand sagen – Burns nicht, weil er es nicht sah, Wilson und Smith nicht, weil sie beide tot waren. Wilson hatte sich, aus Angst, er könnte es fallen lassen, das Tau zweimal ums Handgelenk gewickelt, sodass, als sie zuschlug, ihr Gewicht am Haken ihm glatt die Schulter durch die Stäbe riss, obwohl er im Augenblick des Angriffs losließ. Der Strick wickelte sich von seinem Handgelenk und fiel zu Boden, aber Wilsons Schulter klemmte jetzt in der engen Lücke zwischen den Eisenstäben. Mit einer Stimme, die heiser vom Rum und schrill vor Hysterie war, schrie Wilson ihnen zu, ihn hochzuziehen. Sah er sie in der Düsterkeit unter sich? Leuchteten ihre schwarzen, seelenlosen Augen im Licht einer sterbenden Sonne und begegneten den seinen, bevor der riesige Rachen aufklaffte und sie zwanzig Fuß lotrecht hochsprang?
    Die Krallen, die zuschlugen, durchtrennten den Muskel und die Sehne seines Unterarms glatt, und während sie abwärtsharkten, befördert vom enormen Körperumfang der Kreatur, schwang sie die andere Tatze hoch und klammerte sich damit an einem der Stäbe fest, der unerreichbar für sie gewesen war, bis Wilson ihr großzügig die Hand gereicht hatte. Unter ihrem wilden Fauchen und den Schreien ihres törichten Kameraden wichen seine Kumpane erschreckt und entsetzt zurück; seine Beine zuckten; seine Füße stießen gegen die verwittertenPlanken, als er versuchte, sich loszureißen, aber das Zerren ihrer Masse an seinem gefangenen Arm hatte ihn noch fester eingeklemmt. Er warf den Kopf zurück und drehte ihn hin und her, denn die Bestie hatte seinen zerfetzten Arm freigegeben, und jetzt schlitzten ihre blutigen Widerhaken ihm das Gesicht auf und hieben ihm über den Hals, den er so rücksichtsvoll freigelegt hatte. Einer ihrer Nägel musste seine Halsschlagader gefunden haben, denn Burns berichtete, dass Wilsons Schreie abrupt mit einem gurgelnden Knall und einem wahren Geysir aus Blut erstarben, von dem sich das meiste in einem kräftigen Strom wie ein Wasserfall in den wartenden Rachen des Monsters ergoss. Der Kopf des Bootsmanns fiel mit einem übelkeiterregenden dumpfen Aufschlag auf die Metallstäbe. Ein letztes krampfartiges Zucken seiner Beine, und Wilson lag still da.
    Zu spät fiel Smith der Colt ein, den er an der Seite trug. Bis er ihn aus dem Halfter befreit hatte, hatte sie zwei Stäbe aus den schweren Bolzen gerissen, wobei sie die verstärkten Planken »so mühelos wie ein Mann einen Zahnstocher« zerbrach, genau die zwei Stäbe direkt unter Wilsons leblosem Körper; endlich war sein Arm frei, doch zu spät, und er stürzte in die widerliche Leere des Frachtraums unter ihm, wo ihr Gefährte, geweckt von dem Tumult und, ohne Zweifel, von dem beißenden Geruch nach frischem Blut, auf ihn wartete.
    Smith feuerte wie verrückt, als sie, an einer Pranke hängend, mit der anderen zwei weitere Stäbe herausriss. Burns konnte nicht sagen, ob einer der Schüsse sein Ziel fand; er drehte sich um und rannte. Die Planken bebten unter seinen Füßen. Der Verbindungsgang hallte vom Donner der Schüsse und Smiths hysterischen Schreien wider. Als Burns die schmale Treppe zum Quarterdeck hochraste, hörte das Schießen unvermittelt auf: Entweder war Smith die Munition ausgegangen, oder sie hatte sich durch das Loch hochgezogen und Smith war, wie Wilson, kein Bürger der Welt der Lebenden mehr.
    So oder so, als die Feronia , nachdem sie auf Grund gelaufen war, von Streitkräften der Nordstaaten geentert wurde, hättedas, was von Smith noch übrig war, mit Varners Worten »in eine Jutetasche« gepasst.
    An diesem Punkt seiner grausigen Geschichte hielt Varner inne. Alle Farbe war aus seinem Antlitz gewichen, und sein Körper zitterte unter den Laken. Erinnerungen können den Alten und

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