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Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Titel: Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Schrecklich!«
    Der Doktor erhob sich; seine Hose war von Skalas Blut durchtränkt. »Von Helrung, wo ist John?«
    »Dr. Chanler ist verschwunden«, sagte Byrnes, bevor von Helrung antworten konnte. Er nickte zu dem zerbrochenen Fenster hin. »Wir glauben, da durch.«
    Warthrop trat ans Fenster und sah drei Stockwerke nach unten. »Unmöglich«, murmelte er.
    »Die Tür war von innen verschlossen«, polterte Byrnes. »Chanler ist fort. Es gibt keine andere Erklärung.«
    »Die Naturgesetze verlangen nach einer anderen, Inspektor!«, blaffte der Doktor. »Es sei denn, Sie wollen vorschlagen, dass er sich Flügel hat wachsen lassen und weggeflogen ist.«
    Byrnes warf von Helrung einen Blick zu und wies seine Männer dann knapp an, draußen zu warten, sodass wir vier mit den sterblichen Überresten Augustin Skalas allein blieben.
    »Dr. von Helrung hat mich von den besonderen Umständen des Falles Dr. John Chanlers in Kenntnis gesetzt.«
    Warthrop warf die Hände hoch und sagte: »John Chanler leidet an den psychischen und physischen Folgen einer speziellen Demenz, Inspektor, die die Wendigo-Psychose genannt wird. Sie hat eine gut dokumentierte Geschichte in der Literatur –«
    »Ja, diese Wendigo-Geschichte hat er erwähnt.«
    »Es ist vollendet«, warf von Helrung feierlich ein. »Er ist jetzt ganz zu Outiko gegangen.«
    Warthrop stöhnte. »Inspektor, ich bitte Sie, nicht auf diesen Mann zu hören. Ich appelliere an Ihre Vernunft! Welcher Mensch – und erst recht kein Mensch in John Chanlers Zustand – könnte einen Sturz aus einem Fenster im dritten Stock überstehen, ohne sich dabei Verletzungen zuzuziehen, die eine Flucht unmöglich machen?«
    »Ich bin kein Arzt. Alles, was ich weiß, ist, dass er vermisst wird und dass dieses Fenster der einzige Weg nach draußen war.«
    »Er reitet jetzt den hohen Wind«, verkündete von Helrung.
    »Halt die Klappe!«, schrie Warthrop und zeigte mit dem Zeigefinger auf das Gesicht des älteren Mannes. »Du magst Byrnes für diesen Wahnsinn gewonnen haben, aber ich werde nicht daran teilhaben.« Er wandte sich an Byrnes. »Ich möchte mit der Schwester sprechen.«
    »Sie ist für den Rest des Tages nach Hause gegangen«, antwortete Byrnes. »Sie ist ziemlich mitgenommen, wie Sie sich vielleicht vorstellen können.«
    »Er muss herausgegangen sein …«
    »Dann hat er sich unsichtbar gemacht«, konterte der Oberinspektor. »Es ist ständig eine Schwester auf diesem Stockwerk, und Ärzte und Krankenpfleger kümmern sich um die Betten. Er wäre gesehen worden.«
    »Es hat schon Augenzeugenberichte gegeben von –«, setzte von Helrung an.
    »Kein … Wort … mehr!«, knurrte Warthrop seinen alten Lehrmeister an. Er wandte sich erneut an Byrnes. »Na schön. Ich will für den Moment zugestehen, dass er es irgendwie geschafft hat, den Sturz zu überstehen, ohne seine Gehfähigkeit einzubüßen. Ich nehme an, Ihre Leute suchen nach ihm; er kann nicht weit gekommen sein in diesem Zustand.«
    In diesem Moment betrat ein Mann den Raum – ungefähr in von Helrungs Alter, aber größer und athletischer gebaut, gut gekleidet in Frack und Zylinder, mit durchdringenden Augen und markantem Kinn.
    »Warthrop!«, schrie er, marschierte geradewegs auf den Doktor zu und versetzte ihm einen Schlag mit dem Handrücken.
    Der Doktor betastete seinen Mundwinkel und fand Blut. Der Schlag hatte die Unterlippe aufplatzen lassen.
    »Archibald«, sagte er. »Ich bin ebenfalls hocherfreut, Sie wiederzusehen.«
    » Sie haben ihn hierhergebracht!«, rief John Chanlers Vater. Der einzige Polizist im Zimmer machte keine Anstalten einzugreifen; er schien das Schauspiel zu genießen.
    »Dies ist ein Krankenhaus«, entgegnete der Doktor. »Der übliche Ort für Kranke und Verletzte.«
    »Und für Sie auch, wenn ich mit Ihnen fertig bin! Wie können Sie es wagen, Sir! Sie hatten kein Recht dazu!«
    »Erzählen Sie mir nichts von Rechten!«, versetzte Warthrop. »Ihr Sohn hatte das Recht zu leben.«
    Der alte Chanler schnaubte wütend und wirbelte zu Inspektor Byrnes herum. »Ich will, dass er schnellstens gefunden wird, mit so wenig Aufhebens und Scherereien wie möglich, Inspektor. Je eher diese Angelegenheit zum Abschluss kommt, desto besser. Und unter keinen Umständen sollten Sie oder sonst jemand in Ihrer Dienststelle mit der Presse reden. Ich will den Namen Chanler nicht durch die Skandalblätter der Boulevardpresse gezogen sehen!«
    Byrnes pflichtete ihm mit einem knappen Nicken bei, während seine

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