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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Stöhnen.
    »Ich dachte, er hätte es dir gesagt«, keuchte er.
    »Bringen Sie mich hin«, sagte ich.
    »Wohin soll ich dich bringen?«
    »Zum Hafen; ich muss mit ihm gehen.«
    Er beugte sich vor, legte seine vierschrötigen, pummeligen Hände auf meine Schultern und sah mir tief in die Augen.
    »Er ist nach England abgereist, Will. Das Schiff ist nicht mehr da.«
    »Dann werde ich eben das nächste Schiff nehmen!«, rief ich. Ich riss mich los und zwängte mich an ihm vorbei in den Flur, wo ich mir den Schal um den Hals warf, den Hut auf den Kopf quetschte und an den Knöpfen meines Mantels herumfummelte. Der Boden vibrierte unter der Schwere seines Schritts, als er mir zum Fahrstuhl folgte, wo er mich einholte.
    »Komm, Kleiner . Ich bringe dich nach Hause.«
    »Ich will nicht, dass Sie mich nach Hause bringen; mein Platz ist bei ihm!«
    »Er würde wollen, dass du wohlbehalten …«
    »Ich will nicht wohlbehalten sein!«
    »Und er hat mich beauftragt, für deine Sicherheit zu sorgen, bis er zurückkehrt. Will. Pellinore ist fort, und wo er hin ist, kannst du ihm nicht folgen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war bis tief ins Innerste verwirrt. Binnen eines Wimpernschlags verschwindet die Sonne, und das Universum bricht zusammen; das Zentrum kann nicht standhalten. Ich suchte in seinen gütigen Augen nach der Antwort.
    »Er ist ohne mich gegangen?«, flüsterte ich.
    »Mach dir keine Sorgen, lieber Will. Er wird zurückkommen und dich holen. Du bist alles, was er hat.«
    »Und warum hat er mich dann zurückgelassen? Jetzt hat er niemanden!«
    »Oh, nein; denkst du, Meister Abram würde so etwas zulassen? Nein! Thomas ist bei ihm.«
    Ich war sprachlos. Thomas Arkwright! Das war zu viel. Ich erinnerte mich an die Worte des Doktors in der Kutsche am Abend zuvor: Ein wahrhaft bemerkenswerter junger Mann, Will Henry. Eines Tages wird er eine großartige Bereicherung für unsere Reihen sein. Dieser Tag, so hatte es den Anschein, war gekommen … auf meine Kosten. Ich war fallen gelassen worden – und weshalb? Was hatte ich getan?
    Von Helrung drückte mein Gesicht an seine Brust. Seine Weste roch nach Zigarrenrauch.
    »Es tut mir leid, Will«, murmelte er. »Er hätte dir wenigstens Auf Wiedersehen sagen sollen.«
    Es ist nicht deine Aufgabe, dir um mich Sorgen zu machen.
    »Er hat«, antwortete ich. »Aber ich habe ihn nicht gehört.«
    Und danach mein Exil.
    * * *
    »Hier, das wird dein Zimmer sein, und wie du siehst, ist es ein sehr komfortables Bett, viel größer als das Bett, an das du gewöhnt bist, wette ich. Und schau, da ist ein schöner Sessel, indem du neben dem Kamin sitzen kannst, sehr gemütlich, und eine Lampe, in deren Licht du lesen kannst, und da ist eine Truhe für deine Kleider. Und schau da draußen, Will. Da ist die Fifth Avenue, solch ein Treiben und Gedränge und Geschiebe! Sieh dir doch mal den Mann da auf dem Fahrrad an! Er wird gleich mit dem Gepäckwagen da zusammenstoßen! Aber jetzt bist du sicher hungrig. Was hättest du gerne? Komm, lass uns deine Tasche aufs Bett stellen. Möchtest du dich aufs Bett setzen? Es hat eine Federmatratze und Federkopfkissen; es ist ganz weich. Du bist also hungrig, ja ? Mein Koch ist hervorragend, aus Frankreich – versteht kein Wort Englisch – oder Deutsch –, aber von Essen versteht er was!«
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Aber das musst du sein! Wieso stellst du deine Tasche nicht ab? Ich werde dir dein Essen hochschicken lassen. Du kannst hier essen, bei dem kleinen Feuer. Ich habe mir gedacht, später könnte ich dir die Bibliothek zeigen.«
    »Ich will nichts lesen.«
    »Du hast recht. Es ist ein zu schöner Tag, um drinnen zu hocken. Vielleicht später der Park, ja ? Oder wir könnten …«
    »Warum hat der Doktor Arkwright mitgenommen?«
    »Warum? Nun, aus den offensichtlichen Gründen. Arkwright ist jung und sehr stark und ziemlich klug.« Er wechselte das Thema. »Aber komm jetzt, du musst essen! Du bist ja nur noch Haut und Knochen!«
    »Ich bin nicht hungrig«, sagte ich noch einmal. »Ich will nicht essen oder lesen oder in den Park gehen oder sonst was. Wieso haben Sie ihn ohne mich gehen lassen?«
    »Man ›lässt‹ Pellinore Warthrop nicht irgendetwas tun, Will. Dein Herr, er macht das ganze ›Lassen‹.«
    »Sie hätten Mr Arkwright am Gehen hindern können.«
    »Aber ich wollte ja, dass er mitgeht. Ich konnte Pellinore doch nicht allein gehen lassen.«
    Es war das absolut Schlimmste, was er hätte sagen können, und er wusste

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