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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Vorderdeck, unter dem sternenlosen Himmel, in dem Zeitraum zwischen davor und danach, blickte ich hinaus und sah Dunkelheit. Er würde in diese Dunkelheit gehen im Dienste des Lichts. Und wohin er ging, würde ich ihm folgen.
    Ich glaubte den Preis des Dienstes an demjenigen, dessen Weg im Dunkel liegt, zu kennen.
    Ich kannte ihn nicht.
    Er glaubte zu wissen, was er in diesem Dunkel finden würde.
    Er wusste es nicht.
    * * *
    Sein Name ist Typhoeus magnificum , der Prächtige Vater, der Gesichtslose, in dessen Präsenz wir nicht anders können, als uns umzudrehen und ihm das Gesicht zuzuwenden. Der mit den tausend Gesichtern, der da ist, wenn wir uns umdrehen, um zu schauen, und dann zu uns zurückschaut.
    Er ist das Magnificum. Er lebt in diesem Raum zwischen den Räumen, an dieser einen Stelle, die sich ein zehntausendstel Zoll außerhalb unseres Gesichtsfeldes befindet. Sie können ihn nicht sehen. Er sieht Sie. Und wenn er Sie sieht, sieht er nicht Sie. Er hat keine Vorstellung von Ihnen. Es gibt Magnificum und sonst nichts.
    Sie sind das Nest. Sie sind das Junge. Sie sind die Chrysalis. Sie sind die Brut. Sie sind die Fäule, die von Sternen fällt.
    * * *
    Sie verstehen vielleicht nicht, was ich meine.
    Sie werden es noch verstehen.

Einundzwanzig
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«

    Ein Mann mit fahlem Gesicht erwartete uns bei unserer Ankunft in London in der Eingangshalle unseres Hotels, dem Great Western am Paddington Square. Er trug einen Überzieher aus Harris-Tweed über einem Kaschmiranzug und den schlechtesten Haarschnitt zur Schau, den ich je gesehen hatte; seine Haare sahen aus, als hätte jemand mit einem stumpfen Messer auf sie eingehackt. Später sollte ich erfahren, dass Dr. Hiram Walker Barbier gewesen war – unter anderem; er hatte sich auch einmal als Schafzüchter versucht –, bevor er das Feld der anomalen Biologie betreten hatte. Er hatte all seinen Kunden Lebewohl gesagt bis auf einen: sich selbst. Er rauchte Pfeife, ging am Stock, summte nervös durch die Nase und betrachtete die ganze Welt durch kleine, unstete Augen wie eine in die Enge getriebene Ratte. Diese Augen leuchteten beim Anblick der mächtigen Statur Jacob Torrances einen Moment lang mit unverhohlener Abneigung auf; offensichtlich war er nicht erfreut.
    »Torrance!«, sagte er mit näselndem britischen Akzent. »Mit Ihnen hatte ich nicht gerechnet.«
    »Sonst hätten Sie mir ein kleines Zeichen Ihrer Zuneigung mitgebracht?«
    »Hemmm«, winselte Walker durch seine Alphornnase. Vogelschnell huschte sein Blick zu mir. »Und wer ist das?«
    »Das hier ist Will Henry, der Sohn von Warthrops früherem Assistenten, James«, antwortete von Helrung und legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Ich bin Dr. Warthrops Lehrling«, sagte ich.
    »Ach ja. Genau. Ich erinnere mich, dich auf dem letzten Kongress gesehen zu haben. Bist gekommen, um deinen Herrn zu holen, was?« Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich an von Helrung. »Die Angelegenheit hat sich als komplizierter herausgestellt, als ich anfangs berichtet hatte, Dr. von Helrung. Sie weigern sich, ihn freizulassen.«
    Langsam hob sich eine buschige weiße Braue, wanderte auf den Haaransatz des alten Mannes zu. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Walkers rastlose Augen durchstreiften die überfüllte Eingangshalle.
    »Vielleicht sollten wir uns ein Fleckchen mit ein bisschen mehr Privatsphäre suchen. Seit ich Ihr Telegramm erhalten habe, habe ich das unerschütterliche Gefühl, verfolgt zu werden.«
    * * *
    Wir gingen nach oben in unsere Zimmer im zweiten Stock, die auf die Praed Street hinausgingen, wo von Helrung ein Kännchen Tee bestellte. Torrance ersuchte um etwas Stärkeres für sich, aber sein alter Lehrer zog es vor, dass sein ehemaliger Schüler einen klaren Kopf behielt.
    »Es ist ja gerade der Whiskey, der ihn klar hält«, protestierte Torrance. Er zwinkerte Walker zu. »Der Stall für den wilden Hengst meiner Gelehrsamkeit.«
    Hiram Walker antwortete ihm mit einem geringschätzigen Naserümpfen. »Ich bin jedes Mal überrascht, wenn ich Sie sehe, Torrance.«
    »Tatsächlich? Und wieso ist das so, Sir Hiram?«
    »Weil es plausibel ist anzunehmen, dass Sie bei einer Kneipenschlägerei ums Leben gekommen sind. Und hören Sie auf, mich so zu nennen!« Er nippte an seinem Tee und sagte zu von Helrung: »Es liegt nicht im Rahmen ihrer Vorschriften, einen Patienten an irgendwen außerhalb der unmittelbaren Familieherauszugeben, sofern nicht die Anweisung eines

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