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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Richters oder die Empfehlung des behandelnden Arztes vorliegt.«
    »Aber Sie haben ihnen doch bestimmt die Umstände des Falles dargelegt?«, fragte von Helrung. »Er wird unter falschen Angaben festgehalten.«
    Walker schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts dargelegt. Ich habe nur eine ganz allgemeine Erkundigung eingeholt, weil ich die genauen Umstände des Falles nicht kenne. Er wurde, so sagte man mir, von seinem Neffen, einem Mr Noah Boatman, dorthin gebracht …«
    Torrance lachte schallend. »Noah Boatman! Boatman – Arkwright. Raffiniert!«
    »Darf ich fortfahren? Danke. Einem Mr Noah Boatman, der behauptete, sein ›Onkel‹ habe einen völligen geistigen Zusammenbruch erlitten, herbeigeführt durch den kürzlichen Tod seiner Frau, die von einem Tiger zerfleischt worden war und –«
    »Einem was?«, wurde Walker von von Helrung unterbrochen.
    »Einem Tiger. Einem bengalischen Tiger, während sie ihre Schwester in Indien besuchte. Er halte sich, seinem Neffen zufolge, für einen amerikanischen Monsterjäger mit Namen Pellinore Warthrop. Sein richtiger Name sei William James Henry, und … Bitte , Torrance, würden Sie ruhig sein? Von Helrung, vielleicht sollten wir ihm etwas Whiskey hochkommen lassen – eine Gallone, damit er trinken kann, bis er die Besinnung verliert. Nun, wo war ich gerade?«
    »Sie haben uns genug erzählt«, sagte von Helrung mit einem schweren Seufzer. »Der Rest ist nicht schwer zu erraten. Mein Freund erwies dem hinterhältigen Intriganten einen Gefallen, indem er darauf beharrte, dass er tatsächlich ein amerikanischer Monsterjäger namens Pellinore Warthrop sei. Indem er also die Wahrheit sagt, bestätigt er die Lüge!«
    »Es gibt aber noch mehr, Dr. von Helrung. Und hier wird es ziemlich … nun ja, bizarr. Warthrop behauptete auch, meinen Quellen zufolge, dass sein ›Neffe‹ ein britischer Doppelagent im Dienste der russischen Geheimpolizei sei.«
    »Das ist es!«, rief Torrance und sprang aus seinem Sessel. Walker zuckte zusammen, als erwartete er einen vollen Frontalangriff. Aus seiner Tasse schwappte ein bisschen Tee. »›Sie werden mich wie einen Hund hetzen‹, hat er gesagt«, fuhr Torrance fort. »Das ist die erste Gruppe, von Helrung!«
    »Wer?«, fragte von Helrung stirnrunzelnd. »Wer ist die erste Gruppe?«
    »Die Ochranka! Oh, er ist ein Teufel, dieser John Kearns! Na klar ! Ich bin ein Dummkopf, dass ich es nicht gesehen habe! Kein Wunder, dass Arkwright solche Angst hatte, dass er sich beschmutzt hat! Das erklärt die Furcht, und die Tatsache, dass er ein Doppelagent war, erklärt die gespielte Tapferkeit. Ich vermute jetzt, dass die Briten nicht einmal etwas vom Nidus wissen! Es ist durch und durch ein russischer Auftrag.«
    »Vom Nidus ?«, echote Walker, und seine kleinen Äuglein wurden noch mal so groß.
    »Ich war gar nicht an der Reihe mit Reden«, sagte Torrance mit einem betretenen Blick in von Helrungs Richtung, dessen Wangen sich gerötet hatten.
    »Die Russen haben einen Nidus ex magnificum entdeckt?«, fragte Walker.
    »Wir wissen es nicht«, entgegnete von Helrung vorsichtig. »Es gibt viele unbeantwortete Fragen.«
    »Das scheint mir auch so, Dr. von Helrung, und die meisten davon habe ich. Wer ist dieser Boatman oder Arkwright oder wie er auch immer heißt? Warum sollte er solche haarsträubenden Mühen auf sich nehmen, um Dr. Warthrop ungerechtfertigterweise einsperren zu lassen? Wieso war Warthrop überhaupt in London? Wer ist John Kearns, und was hat er mit der russischen Geheimpolizei zu tun?«
    Von Helrung warf Torrance einen vernichtenden Blick zu.
    »Was?«, wollte Torrance wissen. »Sie haben nie gesagt, dass es ein Geheimnis ist.«
    »Es war Pellinores Wunsch, der Sache …« Er suchte nach dem passenden Wort. »Selbstständig nachzugehen.«
    »Na klar doch!«, versetzte Torrance. »Typisch Warthrop, will den ganzen Ruhm für sich allein!«
    »Den Ruhm für …?«, wandte sich Walker hilfesuchend an von Helrung.
    Der alte Österreicher seufzte. Er blickte zur Decke und strich sich mit der Hand übers Kinn.
    »Die Russen haben den Nidus nicht«, sagte er schließlich. »Wir haben den Nidus , die Briten haben Warthrop, und die Russen haben John Kearns.«
    »Sie liegen zu zwei Dritteln richtig, von Helrung«, sagte Torrance. »Ich weiß nicht, ob die Russen Kearns haben, aber ich bin bereit, mit Sir Hiram um einen Haarschnitt zu wetten, dass sie das Magnificum haben.«
    * * *
    An diesem Punkt blieb von Helrung keine andere

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