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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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drohender, soweit das überhaupt möglich war.
    Fabio wandte sich zu Harry um. »Bist du bei deiner Suche weitergekommen?« Er musste die Frage einfach stellen, obwohl er wusste, wie die Antwort ausfallen würde.
    Harry schaute bedauernd drein. »Ich hab mein Bestes gegeben, Alter. Entweder existiert diese Frau nicht, oder sie benutzt ein Pseudonym, das ebenfalls kein Mensch kennt.«
    Fabio hatte selbst schon nach dem Namen im Internet gesucht, aber das hätte er sich ebenso gut schenken können. Sämtliche Online-Telefonbücher: Fehlanzeige. Dasselbe bei den Suchmaschinen. Gab man Van Helsing ein, erschienen mehr als zweieinhalb Millionen Fundstellen. Eine unübersichtliche Anzahl davon bezog sich auf den gleichnamigen Vampirjäger. Es gab auch eine Menge tatsächlich existierender Van Helsings, aber keiner der vorhandenen Links führte zu jemandem, der auch nur entfernt mit Isabel in Zusammenhang zu stehen schien.
    Von ihrer Freundin und ihrem Verlobten wusste er außer deren Vornamen so gut wie nichts. Nur dass die beiden es miteinander trieben und dass sie, ebenso wie Isabel, von außerhalb kamen. Außerhalb wiederum konnte ebenso gut die nächstgrößere Stadt sein wie ein Kaff am anderen Ende des Landes.
    Er hatte die überregionalen Vermisstenmeldungen durchforstet, aber ihren Namen nirgends entdeckt. Falls sie jemandem fehlte, hatte der Betreffende es nicht gemeldet. Ihr Verlobter und ihre Freundin suchten sie auf Sylt oder sonst wo – wenn überhaupt. Der Verlobte hatte eher den Eindruck gemacht, als sei er nicht mehr sonderlich versessen auf die Hochzeit. Möglicherweise hatten die beiden längst beschlossen, Isabel in ihrem vermeintlichen Schmollwinkel versauern zu lassen.
    Fabio hatte ihr Täschchen auf der Treppe hinter der Geheimtür gefunden, aber in dem lächerlich winzigen Ding hatte nicht mal eine Geldbörse Platz gehabt. Es gab keinen Ausweis, keine Kreditkarten, keinen Führerschein, nichts außer einem Hausschlüssel an einem wertvollen silbernen Anhänger in Form eines stilisierten I, dem Anfangsbuchstaben ihres Vornamens. Das war der persönlichste Gegenstand in der Tasche. Außerdem war noch eine Puderdose von einer sündhaft teuren Marke drin gewesen. Dass das Ding teuer war, wusste er auch nur von Natascha, die ihn davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass eine Dose Puder dieser Firma so viel kostete wie fünfzig Stück von der günstigen Sorte. Natascha hatte gemeint, dass es für Frauen vom Schlage Isabels nicht ungewöhnlich war, ohne Brieftasche loszuziehen, weil es für sie ganz normal war, sich chauffieren zu lassen und ansonsten immer und überall die Gold Card ihres Begleiters zu benutzen.
    »Da bist du wohl ganz schön angeschmiert, Alter.« Harry schaute über die Schulter zurück zu den Sanitäranlagen. Der Geruch war seit dem Rückzug des Installateurs nicht besser geworden. Es stank wie aus einer offenen Jauchegrube. »Was findest du schlimmer – das mit dem Klo oder diese Sache?«
    »Fragst du mich das ernsthaft?«
    Harry warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Hm. Ich würde sagen, du hast ein echtes Problem. Und damit meine ich nicht das Klo.«
    F abio war derselben Meinung, als er sich am Nachmittag endlich dazu durchrang, zum Krankenhaus zu fahren. Er musste mit ihr sprechen, unbedingt. Es hatte keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken. Er musste ihr die Wahrheit sagen.
    An der Eingangstür der Station traf er auf den Chefarzt.
    »Ah, der Verlobte von unserer Amnesie«, sagte der Neurologe.
    »Gut, dass Sie es erwähnen, ich wollte eigentlich schon längst …«
    »Sie hat während der Therapie davon gesprochen, dass Sie beide vorgehabt hätten, sich zu trennen«, sagte der Arzt. »Das halte ich unter den gegebenen Umständen für ganz schlecht. Es könnte sämtliche bisher erzielten Fortschritte schlagartig wieder über den Haufen werfen.« Er griff sich ins Gesicht und zerrte eine Hand voll Haut von der Nase in Richtung rechtes Ohr. »Wussten Sie, dass manchmal schwerer Stress allein ausreicht, um zu einer spontanen Amnesie zu führen? Es muss nicht immer ein körperliches Trauma vorliegen.«
    »Ähm … Aber hier lag doch eines vor, oder?«
    Der Arzt musterte ihn, als hätte er zwei Köpfe. »Das ist ausgeheilt, doch die psychischen Folgen sind noch nicht abzusehen. Wir haben ein fragiles Gleichgewicht erreicht, ihr Gemütszustand kann als halbwegs stabil bezeichnet werden. Eine Heilung scheint mir nicht ausgeschlossen. Aber alle nur infrage kommenden Stressoren

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