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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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es ist zu einem Fall geworden. So nüchtern wie andere Fälle, der Dramatik beraubt. Wie seltsam, denkt er, es geht mich nichts an. Doch, wenn ich es an mich heranlasse, aber ich lasse es nicht an mich heran, ich muß es verdrängen. Ich war einige wenige Minuten in diesem Raum, jetzt bin ich in einem anderen Raum, ich mache die Tür zu und schließe ab, und ich gehe nie wieder zurück.
    Jetzt redet sie über Politik. Das war also alles, wenige Sekunden, und gleich darauf wird es von anderen Nachrichten beiseite geschoben. Er schaltet das Radio aus und überlegt. Die Polizei hat Spuren gesichert, was können das für Spuren sein? Verdächtige Bewegungen, denkt er dann. Kann man den Zusammenstoß und sein unbeherrschtes Verhalten als verdächtige Bewegungen bezeichnen? Natürlich. Ein erwachsener Mann, der einfach durchdreht wegen einer Beule. Harriet Krohn. Jetzt gefunden, das Haus voller Menschen, Fotografen und Techniker. Durchsuchung, winzige Pinselchen, Chemikalien. Er reißt sich zusammen, steigt aus dem Wagen und schließt ab. Geht mit gesenktem Kopf weiter, die Hände tief in den Taschen vergraben.
    Das Einkaufszentrum besteht aus vier oder fünf Läden. Er will schon den Lebensmittelladen betreten, als ihm etwas auffällt. Ein Spielautomat. Ein Twinrunner mit blinkenden Lichtern. Er bleibt stehen und starrt ihn an. Automatisch sucht er in seinen Taschen nach Münzen. Sein Arm zittert, er sieht das Glitzern der Maschine, sieht die Farben, sehnt sich danach. Er hat ein Zwanzigkronenstück in der Tasche. Seine Hand umklammert die Münze. Nein, sagt seine innere Stimme, jetzt ist das vorbei, jetzt ist Schluß. Aber in seinen Ohren hört er das vertraute Geräusch, mit dem die Münzen in die Schale klirren, er glaubt, Glück zu haben, heute ist sein Tag. Nein! Er kehrt dem Automaten den Rücken zu und geht in den Laden, läuft zwischen den Regalen weiter. Call me Crazy, denkt er. So ein Prachtexemplar.

WIEDER WÄHLT ER die Nummer von Bjørnar Lind. Noch immer meldet sich dort niemand. Zutiefst frustriert bleibt er stehen und starrt die Geldscheine an, die unten in der Schublade brennen. Er will sie loswerden, will die Hände frei haben. Abends setzt er sich vor den Fernseher und wartet auf die Abendnachrichten. In den Minuten, ehe es losgeht, ist er aufgeregt und nervös, er läuft im Zimmer umher und wartet, bald wird die Bombe hochgehen. Er stellt sich vor, daß sie zuerst über den Mord berichten werden, daß die alte Frau wichtiger ist als alle Kriege auf der Welt, und er hat recht. Er beugt sich im Sessel vor, mit aufgerissenen Augen. Dort sieht er ihr Haus und die Straße. Er sieht die Techniker mit ihren weißen Kapuzen hin und her laufen. Er denkt an diese Maschinerie, die hier vor seinen Augen angeworfen wird. Ein Polizist wird interviewt, links unten steht der Name, Hauptkommissar Sejer. Er sieht den scharfen Blick, hört die tiefe, energische Stimme, er sieht den Löwen mit Axt und Krone auf der Schulter des Mannes. Charlo schlägt die Hände vors Gesicht, er ertappt sich dabei, wie er sich im Sessel hin und her wiegt. Er weiß, daß das vorübergehen wird. Aber es ist doch seltsam, daß sie gleich über andere Dinge reden können, daß sein eigenes Verbrechen jetzt schon dem Konflikt im Mittleren Osten weichen muß. Auf seltsame Weise kommt er sich bagatellisiert vor. Es hat ihn soviel gekostet, Mut und Verzweiflung und Angst. Ihm fällt ein, daß er etwas zu tun hat. Er geht in den Keller und holt einen schweren Hammer, danach durchwühlt er eine Kommodenschublade, in der er Socken aufbewahrt. Er zieht Socken aus der Schublade und stülpt sie über den Hammer, macht weiter, bis er einen Ball aus Frottee hat, hart und weich zugleich. Er hält ihn in der Hand, geht ans Fenster und schaut hinaus. Draußen auf der Straße ist niemand zu sehen, er schleicht aus der Tür, geht mit dem Hammer zum Honda, legt sich unter den Wagen. Spürt, wie sein Rücken eiskalt wird. Er fährt mit der Hand über das verbeulte Blech, kann diesen Schandfleck, diese Erinnerung nicht ertragen. Er versucht, das Metall gerade zu klopfen, kann die Stelle aber nicht richtig erreichen. Er wendet mehr Kraft auf, er schlägt und schlägt. Wenn er nur diese Beule entfernen kann, die ist gefährlich für ihn, entlarvend. Ab und zu ruht er sich aus, mit geschlossenen Augen, den Rücken im Kies, er ist kalt und naß, aber er hämmert immer noch, so gut er kann. Es ist schwere Arbeit, es ist sinnlose Arbeit, er kommt nicht heran, kann dem

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