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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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ein
schöner Tag.«
    »Sind Sie wirklich gekommen, um übers Wetter zu reden?« Ich zögerte
einen Moment. »Wollen Sie mit hineinkommen?«
    Berthold nickte.
    »Danke, nein«, sagte er, als ich ihm einen Kaffee anbot. »Ich habe
schon so viel von dem Zeug getrunken, dass mein Magen gluckert.« Er zog sich
einen der Thekenhocker heran und pflanzte sich darauf. »Ich habe Ihre
Geschichte überprüft. Die Frau vom Tierheim hat sie soweit bestätigt.« Er sah
zu George hin, der sich in einer Ecke der Küche zusammengerollt hatte. Captain
Jack lag halb auf ihm drauf und schnurrte wie eine Nähmaschine.
    Ich nickte. »Anschließend waren Sie in der Tierarztpraxis«, fuhr
Berthold fort und lachte kurz auf. »Sie müssen irgendwie ein schlechtes Karma
mit sich herumtragen.«
    »Wieso denn das?«
    Berthold faltete die Bild-Zeitung auseinander. »Frau erschlägt Mann
wegen Baby!«, lautete die Schlagzeile, und daneben prangte das Foto eines Leguans.
Es war nicht Baby, denn der hier hatte noch seinen Schwanz.
    »Bild sprach mit dem Leguan«, grinste Berthold und ließ die Zeitung
auf die Theke fallen. »Selbst ich sehe keine Möglichkeit, wie Sie etwas damit
zu tun haben könnten. Allmählich glaube ich fast selbst, dass Sie einfach nur
das Pech anziehen.«
    »Aber nur fast«, stellte ich fest.
    »Ja. Nur fast. Wir wissen jetzt, wer der Mörder ist«, fuhr er fort,
ohne mich aus den Augen zu lassen. »Ein Ungar. Sein Name ist Milos Horvath. Wir
haben auf dem Parkticket, mit dem er aus dem Parkhaus fuhr, einen
Teilfingerabdruck von ihm gefunden. Da Sie nun mal dieses seltsame Talent
haben, dass Leute um Sie herum Morde begehen, wollte ich Sie fragen, ob der
Name Ihnen etwas sagt.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Irgendwie habe ich es mir fast gedacht«, meinte Berthold. Er sah zu
George hin. »Ich habe nachgefragt. Sie können George erst einmal behalten, bis
sich die Sache mit Meinert aufgeklärt hat.«
    »Danke, habt ihr diesen Ungar erwischt?«
    »Nein, noch nicht. Aber wir kommen ihm näher. Hier«, sagte er und
zog ein Hochglanzfoto aus der Innentasche seiner Jacke. »Das ist er. Er reist
mit einem deutschen Pass auf den Namen Achim Krüger. Erkennen Sie ihn?«
    Achim Krüger trug eine dicke Hornbrille, gegeltes Haar mit
Seitenscheitel und war glattrasiert. Im Hintergrund war ein Teil des
Frankfurter Flughafenterminals zu sehen. Die Überwachungskamera hatte den Mann
nicht besonders gut getroffen, aber er zog einen schwarzen Samsonite-Koffer
hinter sich her.
    »Eher nicht«, sagte ich. »Im Bistro hatte er eine Sonnenbrille auf,
und der Winkel war ein anderer. Aber er könnte es sein. So viel Zeit hatte ich
auch nicht, um ihn mir anzusehen. Aber …« Ich tippte auf die Armbanduhr, die
Krüger auf dem Foto trug.
    »Ja«, nickte Berthold. »Die gleiche Uhr. Darüber haben wir ihn
gefunden. Wir wissen, dass er ein Taxi genommen hat, und jetzt versuchen wir
noch herauszufinden, wohin. Marietta sagte, dass Sie vermutet haben, dass er
ein Ungar ist. Wieso?«
    »Ich sagte es ihr bereits. Nur ein Gefühl.«
    Kommissar Berthold nickte langsam. »Ich kenne das«, sagte er dann.
»Ich nenne es Instinkt. In den meisten Fällen kann ich ihm vertrauen.« Er legte
Horvaths Foto neben die Bild-Zeitung auf die Theke. »Bei Ihnen sagt mir mein
Instinkt, dass Sie gefährlich sind. Zu viele Dinge sind seltsam an Ihnen. Aber
in einem bin ich mir unschlüssig.«
    »Und was wäre das?«
    »Sind Sie gut für Marietta?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Ich hoffe es.«
    »Nun, das hoffen wir dann wohl alle«, meinte Berthold. »War nett,
mit Ihnen zu plaudern. Und falls Sie Horvath über den Weg laufen …« Er nickte
in Richtung des Fotos und zog eine Visitenkarte heraus. »Rufen Sie mich an.«
    »Sollte er mir über den Weg laufen, werde ich das tun«, versprach
ich.
    »Sie sind ihm im Bistro begegnet, und er hat Ihren Vorgarten
umgepflügt. Wie heißt es doch so schön, alle guter Dinge sind drei.« Er nickte
mir zu. »Schönen Tag noch. Ich finde den Weg hinaus.« Er öffnete die Tür, doch
dann blieb er mit der Hand auf der Klinke im Türrahmen stehen, um zu mir
herüberzuschauen.
    »Haben Sie eine Idee, warum Horvath überwacht wird?«
    »Woher sollte ich?«, sagte ich. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das Foto«, meinte Berthold. »Ich habe mit dem Sicherheitspersonal
gesprochen. Der Name Achim Krüger war geflaggt. Die wussten schon vorher, dass
er kommen würde. Offenbar hat noch jemand ein Interesse an unserem Freund. Ein
ehemaliger

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