Der mysterioese Zylinder
nirgendwo im Theater
oder in der Verkaufsstelle Kontrollabschnitte – seien sie ganz
oder abgerissen – gefunden worden sind. Es besteht zumindest
die Möglichkeit, daß alle sechs Tickets Montag abend im
Theater vorhanden waren und von jemandem aus dem Theater
herausgebracht wurden. Denk daran, die Durchsuchung der
einzelnen Personen war zwangsläufig nicht erschöpfend genug,
um so kleine Gegenstände wie Kontrollabschnitte
aufzustöbern. Das ist aber ziemlich unwahrscheinlich. Die
plausibelste Erklärung ist, daß entweder Field oder sein Mörder
alle acht Tickets zusammen gekauft hat, mit der Absicht, zwei zu verwenden und die anderen sechs freizuhalten, um während der geschäftlichen Transaktion absolut ungestört zu bleiben. In diesem Falle wäre das Vernünftigste gewesen, die Eintrittskarten direkt nach dem Kauf zu vernichten; das wurde wahrscheinlich auch von Field oder seinem Mörder getan, je nachdem, wer das Ganze organisiert hat. Wir können daher die Frage der sechs Tickets ignorieren – sie sind weg, und wir
werden niemals an sie herankommen.
Weiter wissen wir«, fuhr der Inspektor fort, »daß Field und
sein Opfer das Theater getrennt betreten haben. Das kann man
mit Gewißheit aus der Tatsache ableiten, daß die abgerissenen
Ecken der Kontrollabschnitte nicht zusammenpaßten, als ich
sie aneinanderlegte. Wenn zwei Menschen irgendwo
zusammen ankommen, werden die Tickets auch zusammen
vorgezeigt und unweigerlich zusammen abgerissen. Nun muß
das aber nicht bedeuten, daß sie nicht praktisch zur selben Zeit
ankamen und aus Sicherheitsgründen nacheinander eintraten,
so als würden sie sich nicht kennen. Nun behauptet Madge
O’Connell aber, daß niemand während des ersten Aktes auf
Platz LL30 saß, und der Getränkejunge Jess Lynch bezeugt,
daß sich zehn Minuten nach Beginn des zweiten Aktes immer
noch keiner auf LL30 befand. Das bedeutet, daß der Mörder
entweder das Theater noch nicht betreten hatte oder daß er
zwar schon früher gekommen war, aber mit einem für einen
anderen Platz gültigen Ticket irgendwo anders im Parkett saß.« Ellery schüttelte den Kopf. »Ich glaube ebensowenig daran
wie du, mein Sohn«, sagte der alte Mann gereizt. »Ich denke
das Ganze nur durch. Ich wollte sagen, daß es als nicht
wahrscheinlich erscheint, daß der Mörder zur gleichen Zeit ins
Theater gekommen ist. Es spricht mehr dafür, daß er erst zehn
Minuten nach Beginn des zweiten Aktes hereinkam.« »Ich kann dir das sogar beweisen«, sagte Ellery träge. Der Inspektor nahm eine Prise Schnupftabak. »Ich weiß –
diese geheimnisvollen Zeichen auf dem Programm. Was stand
da noch?
930 815 50.000
Wir wissen, wofür die 50.000 standen. Die beiden anderen Einträge werden sich wohl nicht auf Dollar, sondern auf Uhrzeiten bezogen haben. Sieh dir die ›815‹ an. Das Stück begann um 8.25 Uhr. Aller Wahrscheinlichkeit nach kam Field um 8.15 Uhr an, oder – falls er früher dort war – hat er aus irgendeinem Grunde um diese Zeit auf die Uhr gesehen. Wenn er nun eine Verabredung mit jemandem hatte, der, so nehmen wir an, sehr viel später ankommen sollte, was hätte dann näher gelegen, als aus Langeweile zunächst einmal die ›50.000‹ niederzuschreiben, die anzeigen, daß er an die bevorstehende Transaktion dachte, bei der es sich um eine Erpressung über 50.000 Dollar handelte; dann 9.30 Uhr, den Zeitpunkt, an dem das Opfer seiner Erpressung von ihm erwartet wurde! Es wäre für Field, wie für jeden anderen, der die Angewohnheit hat, in untätigen Momenten herumzukritzeln, das Natürlichste von der Welt gewesen, dies zu tun. Für uns ist das natürlich Glück, weil es auf zwei Dinge hinweist: erstens auf den genauen Zeitpunkt der Verabredung mit dem Mörder – 9.30 Uhr; und zweitens bekräftigt es unsere Vermutung der genauen Zeit, zu der der Mord verübt wurde. Um 9.25 Uhr sah Lynch Field lebend und alleine; um 9.30 Uhr wurde nach Fields niedergeschriebenem Hinweis der Mörder erwartet, und wir nehmen an, daß er auch kam; nach Dr. Jones’ Aussage hätte es mit diesem Gift fünfzehn bis zwanzig Minuten gedauert, Field zu töten – und in Anbetracht der Tatsache, daß Pusak die Leiche um 9.55 Uhr gefunden hat, können wir sagen, daß das Gift um ungefähr 9.35 Uhr verabreicht wurde. Wenn das Tetrableiäthyl die vollen zwanzig Minuten gebraucht hat, wären wir bei 9.55 Uhr. Natürlich verließ der Mörder lange zuvor den Ort des Verbrechens. Denk daran – er konnte nicht ahnen, daß unser Freund Mr.
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